
ZOB, der kleine BER
Der Zentrale Omnibusbahnhof wird noch später fertig
Was ist passiert?
Berlin. Die Sanierung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) am Berliner Messedamm soll voraussichtlich im August 2023 abgeschlossen sein. Damit hätte sich die Bauzeit mehr als verdoppelt. Die Baukosten haben sich zwischenzeitlich sogar fast verzwölffacht.
Der ZOB war 1966 eröffnet und seitdem immer nur provisorisch instandgesetzt worden. Bereits 2013 fiel daher beim Land Berlin die Entscheidung für eine Grundinstandsetzung und Kapazitätserweiterung.
Im Januar 2015 wurde zunächst eine „geprüfte kostenfestgestellte Bauplanungsunterlage“ über 14,3 Millionen Euro vorgelegt. Nach dem Beginn des Umbaus im Juni 2016 ließen sich dann, nach einer „weiterführenden und vertieften Planung und Bauausführung“, schon Kosten von 22,8 Millionen Euro errechnen. Als Ursachen wurden damals vom Senat u. a. die aktuelle Baupreisentwicklung, Umplanungen und Provisorien genannt. Außerdem war entschieden worden, zwei der vier Gebäude doch nicht instand zu setzen, sondern stattdessen abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Im November 2017 berichtete der Senat dann, dass es bei Gesamtkosten von höchstens 29,9 Millionen Euro bleiben werde. Im März 2018 wurden dann aber schon wieder „neue Bauplanungsunterlagen“ eingereicht, nach denen sich die – allerdings noch ungeprüften – Baukosten bereits auf 37,3 Millionen Euro belaufen sollten. Die Differenz ergebe sich teilweise aus verlorenen Planungskosten für mehrmals wiederholte Planungsleistungen. Auch der geplante Termin für die Fertigstellung wurde von 2019 auf 2021 verschoben. Immerhin versprach sich der Senat mit dem zeitgemäßen Neubau mehr Transparenz, Übersichtlichkeit, Kundenfreundlichkeit und optimale Sichtbeziehungen.
In seinem Jahresbericht 2021 schätzte der Rechnungshof von Berlin die Gesamtkosten für die Sanierung des ZOB auf nunmehr 39,1 Millionen Euro und stellte fest, dass die Senatsverwaltung 2013 ursprünglich sogar von nur 3,7 Millionen Euro ausgegangen war. Nach erheblichen Planänderungen sei von einer verzögerten Fertigstellung bis mindestens 2022 auszugehen. Als Ursachen führte der Rechnungshof den gänzlichen Verzicht auf Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, die Nichteinhaltung von Zuständigkeiten und die Umgehung von Regelverfahren an. Das Handeln der Senatsverwaltung sei vorschriftswidrig und unwirtschaftlich gewesen.
Doch auch diese Zahlen sind bereits wieder überholt. In dem Fortschrittsbericht zum Umbau des Zentralen Omnibusbahnhof von Dezember 2022 ist mittlerweile von Gesamtausgaben von mehr als 43 Millionen Euro die Rede. Aufgrund der baulichen Verzögerungen habe auch der Zeitplan aktualisiert werden müssen. Zwischenzeitlich geht der Senat von einer Fertigstellung im August 2023 aus.
Foto: Alexander Kraus
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