ZOB Berlin – noch immer der kleine BER
Zentraler Omnibusbahnhof mit jahrelanger Verspätung fast fertig und viel teurer
Was ist passiert?
Berlin. Die Sanierung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) am Berliner Messedamm ist mit mehr als 4 Jahren Verspätung endlich auf der Zielgeraden. Sogar die Kunst am Bau ist schon fertig. Die Baukosten haben sich gegenüber der ersten Kostenschätzung allerdings fast verzwölffacht. Der ZOB ist damit ein weiteres Beispiel für die katastrophalen Folgen vorschriftswidrigen Handelns der Verwaltung.
Bereits 2013 fiel beim Land Berlin die Entscheidung für eine Grundinstandsetzung und Kapazitätserweiterung des ZOB. Denn dieser war seit seiner Eröffnung im Jahr 1966 immer nur provisorisch instand gesetzt worden.
Im Januar 2015 wurde zunächst eine „geprüfte kostenfestgestellte Bauplanungsunterlage“ über 14,3 Mio. Euro vorgelegt. Nach dem Beginn des Umbaus im Juni 2016 errechneten sich dann nach einer „weiterführenden und vertieften Planung und Bauausführung“ schon Kosten von 22,8 Mio. Euro. Als Ursachen wurden damals vom Senat u. a. die Baupreisentwicklung, Umplanungen und Provisorien genannt. Außerdem war entschieden worden, zwei der vier Gebäude doch nicht instand zu setzen, sondern stattdessen abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Im November 2017 berichtete der Senat dann, dass es bei Gesamtkosten von höchstens 29,9 Mio. Euro bleiben werde. Im März 2018 wurden dann aber schon wieder „neue Bauplanungsunterlagen“ eingereicht, nach denen sich die – allerdings zu diesem Zeitpunkt noch ungeprüften – Baukosten bereits auf 37,3 Mio. Euro belaufen sollten. Die Differenz ergebe sich teilweise aus verlorenen Planungskosten für mehrmals wiederholte Planungsleistungen. Der für 2019 geplante Termin für die Fertigstellung wurde auf 2021 verschoben. Immerhin versprach sich der Senat mit dem zeitgemäßen Neubau mehr Transparenz, Übersichtlichkeit, Kundenfreundlichkeit und optimale Sichtbeziehungen.
In seinem Jahresbericht 2021 schätzte der Rechnungshof von Berlin die Gesamtkosten für die Sanierung des ZOB auf nun schon 39,1 Mio. Euro und stellte fest, dass die Senatsverwaltung 2013 ursprünglich sogar von nur 3,7 Mio. Euro ausgegangen war. Nach erheblichen Planänderungen sei von einer Verzögerung der Fertigstellung bis mindestens 2022 auszugehen, hieß es damals noch optimistisch. Als Ursachen führte der Rechnungshof den gänzlichen Verzicht auf Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, die Nichteinhaltung von Zuständigkeiten und die Umgehung von Regelverfahren an. Das Handeln der Senatsverwaltung sei vorschriftswidrig und unwirtschaftlich gewesen. Außerdem habe sie bei der Aufstellung von Bauplanungsunterlagen grundlegende Verfahrensvorgaben vielfach missachtet.
In dem Fortschrittsbericht zum Umbau des Zentralen Omnibusbahnhofs von Dezember 2022 war dann von Gesamtausgaben von gut 43 Mio. Euro und einer Fertigstellung im August 2023 die Rede. In dem Folgebericht von November 2023 waren die Gesamtausgaben nochmals auf gut 44,2 Mio. Euro gestiegen. Immerhin waren bis dahin die Arbeiten an den Verkehrsflächen weitestgehend und an dem Empfangsgebäude zu 95 Prozent abgeschlossen.
Was allerdings schon vor den Toiletten komplett fertig war, ist die Kunst am Bau. Für die Realisierung des Entwurfs mit dem naheliegenden Titel „Knotenpunkt“ standen bis zu 203.000 Euro zur Verfügung. Der Bund der Steuerzahler hatte die Sanierung des ZOB seit 2018 kritisch im Schwarzbuch und in den Medien begleitet.
Foto: Alexander Kraus
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Bei der Sanierung des ZOB ist bis auf die Kunst am Bau praktisch alles schiefgelaufen, was zu massiven Termin- und Kostenüberschreitungen geführt hat.
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