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  • Bund
  • Teure Imagepflege
07.09.2023

Wenig Information, viel Ideologie

Rund 5 Mio. Euro lässt sich das Wirtschaftsministerium eine Kampagne zu grüner Industrie kosten

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Was ist passiert?

Bund. Eine große Produktionshalle, in der das Licht angeht. Eine junge Frau, die sich Arbeitshandschuhe anzieht und einen Helm aufsetzt. Ein Drohnenflug über eine Industrieanlage, mutmaßlich der chemischen Industrie. Eine Wissenschaftlerin läuft schnellen Schrittes durch ein Labor, ein Roboterarm richtet einen Laserstrahl auf eine Platine. Diese sehr allgemein gehaltenen und irgendwie inhaltsleeren Szenen, dafür aber schnell aneinandergeschnitten und ineinander verschränkt, ergeben den Werbefilm aus einer neuen Kampagne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Ihr Titel: „Wer, wenn nicht hier: Deutschland kann Grüne Industrie“.

Der erste Kritikpunkt: Das „G“ in „Grüne Industrie“ schreibt das Ministerium im Titel des Spots groß, obwohl grüne Industrie kein stehender Begriff ist. Die Nähe zum Parteinamen des Wirtschaftsministers ist dadurch umso unübersehbarer – ehemals auch auf der Webseite der Werbekampagne. Dort sind die „g“s mittlerweile klein geschrieben, denn der Bund der Steuerzahler hat nachgefragt und diese Antwort bekommen: „Auf der Webseite der Kampagne hat sich in der Tat in der von Ihnen angesprochenen Zeile ein Fehler eingeschlichen, der bereits angepasst wurde.“ Ein Schelm, wer Böses denkt? Das Ministerium sagt: „Das Wort „grün“ steht dabei für Klimaneutralität und hat keinerlei parteipolitische Konnotation.“ Doch hilft der Spot dem Grün-geführten Ministerium wirklich dabei, die drängenden Aufgaben der Digitalisierung und des Klimaschutzes, der Umstrukturierungen und Förderprogramme anzugehen?

Zunächst ein Blick auf die Zahlen: Auf YouTube geschaltet wurde der Werbeclip vom 21. Juli bis zum 14. August, also für dreieinhalb Wochen. „Das Budget für die Ausspielung des Films auf verschiedenen Kanälen beträgt insgesamt 286.048€ netto“, so das Ministerium. „Die Kreationskosten (einschl. Filmkonzept) betragen rund 317.000 Euro.“ Davon entfielen knapp 160.000 Euro auf die Produktion des 20 Sekunden dauernden Filmchens. Insgesamt beträgt des Kampagnenbudget satte 5 Mio. Euro. Native Klicks, die nicht von einer bezahlten Ausspielung herrühren, hat das Video auf dem Kanal des BMWK etwas über 900. Neben dessen Kreation und Ausstrahlung auf YouTube sowie auf Privatsendern im TV gehören digitale und analoge Außenwerbung, die Schaltung als Online-Werbung und Printanzeigen zur Maßnahme. Eine konkrete Auswertung der Zahlen liege noch nicht vor.

Aber wofür das alles? Um „die Transformation der Industrie zu thematisieren“. So richte sich die Kampagne – wohl gemerkt ohne farbenpolitische Implikationen – an „die interessierte Öffentlichkeit sowie Industriebetriebe, die zu weiteren Schritten der Dekarbonisierung ermutigt werden sollen“. Und, ganz klar: Mit politischer Kommunikation für Transparenz zu sorgen, ist wesentlich, um den Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung der Bürger zu unterstützen. Doch genau hier verläuft die Grenze zwischen legitimer und illegitimer politischer Öffentlichkeitsarbeit. Wer ideologische Farbenspiele statt konkreter Inhalte ins Zentrum seiner Kampagne stellt, informiert nicht, sondern wirbt. Und mal ehrlich: Dass ein Entscheider aus der Industrie einen Werbespot auf YouTube sieht und dann die Dekarbonisierung seines Betriebs ernster nimmt, darf bezweifelt werden. Hat die Kampagne also doch ideologische Hintergedanken?

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Der Bund der Steuerzahler kritisiert

Für den BdSt steht fest: Öffentlichkeitsarbeit, die Werbezwecke statt Informationszwecke verfolgt, darf nicht sein. Mit dem Film und den weiteren Maßnahmen ohne Nennung konkreter Inhalte betreibt das Ministerium Werbung für die politischen Ziele, die sich vor allem die Partei des Wirtschaftsministers auf die Fahnen geschrieben hat. Echten Informationszwecken dient der Film kaum. Das Ministerium wirbt für seine Thesen und Politik – und das wenige Wochen vor wichtigen Landtagswahlen in Bayern und Hessen, 9 Monate vor der EU-Wahl und ein Jahr vor weiteren Landtagswahlen in drei Bundesländern.

Alternative Investition

Durchschnittlich 800 Euro kostet jede vermiedene Tonne CO2 die Industrie. Mit den 5 Mio. Euro für die Werbekampagne hätte man der Industrie also 6250 Tonnen CO2-Ausgleich bezahlen und sie so sehr direkt und effektiv entlasten können.

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Autor des Artikels

Portrait Lorenzo Zimmer, Leiter Recherche

Lorenzo Zimmer

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