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09.10.2024

Wasserstoff-Pilotprojekt scheitert an der Realität

Ausgeträumt – Hannovers Traum von günstigem „grünem Wasserstoff“

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Was ist passiert?

Hannover (NI).Der Wasserstoff-Hype in ganz Deutschland erfasste auch die niedersächsische Landeshauptstadt. Anfang 2021 stellte die Stadtentwässerung Hannover (SEH), ein kommunaler Eigenbetrieb der Stadt, das Investitions- und Forschungsprojekt „SeWAGE PLANT H“ zur Gewinnung von Wasserstoff aus Abwasser vor. Der mittels Elektrolyseverfahren im Großklärwerk Herrenhausen gewonnene „grüne Wasserstoff“ sollte anschließend im regionalen ÖPNV genutzt werden.

Der Clou des Ganzen: die angedachte Sektorenkopplung. Dadurch sollten auch die bei dem Elektrolyseprozess entstehenden Nebenprodukte Sauerstoff und Abwärme vor Ort unmittelbar einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Der Sauerstoff sollte der Abwasseraufbereitung dienen und die Abwärme ins regionale Fernwärmenetz eingespeist werden. Eine Win-win-win-Situation. Entsprechend stieß das Projekt bei Verwaltung und Stadtpolitik gleichermaßen auf Begeisterung und fand auch auf Landesebene schnell Unterstützung. Das Niedersächsische Umweltministerium stellte im Sommer 2021 eine Förderung in Höhe von 6,37 Mio. Euro bereit. Die verbliebenen Kosten sollten aus Mitteln der SEH finanziert werden.

Der Projektaufbau sah vor, das Ganze mithilfe eines zweistufigen Ausbaukonzepts zu realisieren. In der ersten Stufe war der Bau einer kleinen Pilot-Elektrolyseanlage vorgesehen, der von einem dreijährigen Forschungsprojekt zur Sektorenkopplung begleitet werden sollte. In einer zweiten Stufe sollte die Elektrolyseanlage weiter ausgebaut werden, um dauerhaft „grünen Wasserstoff“ in industriellem Maßstab produzieren zu können. Mit diesem Übergang in den Regelbetrieb hätte sich die Anlage für die SEH dann wirtschaftlich vollständig selbst tragen sollen. Doch so weit sollte es leider niemals kommen, wie sich Anfang 2024 herausstellte.

Da es sich bei der Wasserstoff-Elektrolyse um einen sehr stromintensiven Prozess handelt, hängt die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion größtenteils von der Höhe des Strompreises ab. Weil dieser in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gestiegen ist, hätte der in Herrenhausen produzierte Wasserstoff voraussichtlich nur zu nicht konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden können. Für den angedachten Hauptabnehmer, die Hannoverschen Verkehrsbetriebe, wäre er damit aber schlicht zu teuer. Auch der Bau der Anlage wäre deutlich teurer geworden: War man eingangs für die kleinere Pilotanlage noch von geschätzten Kosten in Höhe von ca. 10,5 Mio. Euro ausgegangen, mussten diese nach einer Neukalkulation bereits auf 37 Mio. Euro korrigiert werden. Der anschließende Ausbau zur industriellen Wasserstofffabrik hätte voraussichtlich sogar weitere rd. 100 Mio. Euro gekostet.

Diese Entwicklungen veranlassten die Stadtpolitik im März 2024 schließlich dazu, die Reißleine zu ziehen und sämtliche Planungs- und Investitionsaktivitäten am Klärwerk Herrenhausen einzustellen. Wegen der zuvor bereits eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen wird das abgeblasene Wasserstoffprojekt die öffentlichen Kassen dennoch mit rd. 9,9 Mio. Euro belasten.

Foto: Nico Steinert

Der Bund der Steuerzahler meint

Die Verantwortlichen versteiften sich ausschließlich auf die Chancen des innovativen Vorzeigeprojekts in Hannover-Herrenhausen. Die wirtschaftlichen Risiken der Wasserstofffabrik wurden hingegen zu lange ausgeblendet. Die späte Einsicht kommt die Steuerzahler nun teuer zu stehen.

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Autor des Artikels

Nico Steinert

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