Was soll die App "Meine Autobahn"?
Teurer und falscher Weg: App der bundeseigenen Autobahn GmbH ohne erkennbaren Mehrwert
Aktuelle Entwicklung
Bund. Mit Beginn des Jahres 2021 startete die Autobahn GmbH offiziell und ist zentral verantwortlich für bundesweit mehr als 13.000 Kilometer Bundesautobahnen.
Dies hat auch Konsequenzen für die von uns kritisierte App „Meine Autobahn“. Diese soll nicht weiter mit Informationen gefüllt werden, wie die Autobahn GmbH nun via App mitteilte. Die Informationen sollen künftig in erster Linie über die Webseite www.autobahn.de zur Verfügung gestellt werden. Je nach Schwerpunkt sollen Informationen auch über das Intranet und Social-Media-Kanäle ausgespielt werden. Die App soll noch in diesem Jahr zu einer „neuen Service-App“ weiterentwickelt werden, wie die Autobahn GmbH weiter mitteilt.
Dass zum Informieren künftig vor allem auf den Internetauftritt autobahn.de gesetzt wird, ist der richtige Weg. Nicht vergessen werden darf jedoch, dass die Steuerzahler für die App „Meine Autobahn“, die in der bisherigen Form keine zwei Jahre genutzt wurde und keinen erkennbaren Mehrwert gegenüber der Webseite bot, insgesamt rund 250.000 Euro ausgegeben haben.
Was ist passiert?
Bund. Die Autobahn GmbH wird ab Januar 2021 die Organisation der Bundesfernstraßenverwaltung übernehmen. Eine Bündelung der Aufgaben in einer Hand ist durchaus eine gute Idee, doch läuft (aus heutiger Sicht) der Start der bundeseigenen GmbH bisher allzu holprig: Der Aufbau der Organisation verläuft schleppender als geplant, die Kosten steigen. Nun ist offiziell klar, dass die Autobahn GmbH nicht wie geplant am 1. Januar 2021 im Vollbetrieb starten wird. Auch ist seit kurzem öffentlich bekannt, dass für den Autobahnbau zu wenige Mittel zur Verfügung stehen könnten.
Auch wegen unnötiger Ausgaben geriet die Autobahn GmbH immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen. Unter anderem deckte der Bund der Steuerzahler auf, dass zeitweise überteuerte Geschäftsräume in bester Lage in Berlin-Mitte angemietet wurden. Und auch dies: Fragwürdig ist auch, dass sich die Autobahn GmbH eine App leistet, deren Mehrwert sich nicht erschließt.
Im Einzelnen: Mit der App „Meine Autobahn“, die im März 2019 an den Start ging, soll die Kommunikation mit aktuellen und künftigen Beschäftigten sowie der Öffentlichkeit erreicht werden, teilte die Autobahn GmbH auf Anfrage des BdSt mit. Dabei biete die App die Möglichkeit, tagesaktuelle Informationen und Hintergrundwissen zur Autobahngesellschaft zu veröffentlichen und schnell wie unkompliziert zu informieren.
Warum dafür eigens eine App nötig ist, erschließt sich jedoch nicht, denn die Autobahn GmbH verfügt mit der Webseite www.autobahn.de bereits über einen modernen und informativen Kommunikationskanal. Die Webseiten sind responsiv, also auch für die Nutzung auf dem Smartphone gut geeignet. Nach Auskunft der Autobahn GmbH ist die Anzahl der monatlichen Nutzer für die Webseite fünfstellig. Die aktiven Nutzer der App hingegen liegen lediglich bei rund 4.000 im Monat.
Die Entwicklung der App, die das Verkehrsministerium 2018 in Auftrag gegeben hatte, kostete rund 200.000 Euro. Zusätzlich fallen pro Monat rund 2.300 Euro für Hosting und Wartung an. Seit dem Start der App bis Ende des Jahres 2020 summieren sich diese Kosten also auf weitere rund 50.000 Euro. Somit haben die Steuerzahler bisher rund 250.000 Euro für eine App ausgegeben, die keinen erkennbaren Mehrwert gegenüber der Webseite bietet.
Dennoch hat die Autobahn GmbH mit der App Großes vor: Sie soll zu einer Service-App weiterentwickelt werden. Geplant war, dass die App ab 1. Januar 2021 gebündelt alle Informationen rund um die Autobahn zur Verfügung stellt – beispielsweise die Verkehrslage, Hintergründe zu Behinderungen wie Staus, Tank- und Rastanlagen, Ansichten von Live-Cams, Lkw-Stellplätze sowie den Vergleich von Benzinpreisen bis hin zu Wetterdaten. Darüber hinaus soll die App ein Routing auf Basis der aktuellen Datenlage bieten. Die Vorteile der Service-App sieht die Autobahn GmbH darin, dass deren umfassende Funktionalität einzigartig auf dem Markt sei. Zudem werde auf Werbung und kommerzielle Verwendung der Nutzerdaten verzichtet. Die Service-App sei unverzichtbar, um die Zielgruppe der Autobahnnutzer zu erreichen, vermutet die Autobahn GmbH. Und für den Nutzer sei die App kostenfrei. Aber: Der Steuerzahler wird dafür wieder zahlen müssen. Wie viel noch hinzukommen wird, ist der Autobahn GmbH nach eigenen Angaben noch nicht bekannt.
Foto: Philipp Behm

Der Bund der Steuerzahler meint
Apps können durchaus einen Mehrwert bieten. Dieser ist bei der aktuellen App "Meine Autobahn" jedoch nicht zu erkennen. Dafür sind rund 250.000 Euro, die diese App den Steuerzahler bisher gekostet hat, einfach zu viel.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Angelockt durch Ihren Bericht habe ich die Website besucht. Sie bringt einem Bürger oder Autofahrer gar keinen Nutzen. Primär ist das eine Selbstdarstellungswebsite.
Will ich eine Region auswählen, funktioniert das nicht mit jedem Browser. Nicht jeder nutzt Edge oder Chrome. Ich sehe mit meinem favorisierten Browser nur die oberen vier Regionen und kann nicht nach unten scrollen. Das sollte überarbeitet werden.
Ich habe eine andere Region ausgewählt. Angezeigt werden die Verkehrsmeldungen vergangener Tage (sehr hilfreich), der aktuelle Status bzw. Vergleich mit Verkehrsmeldungen zeigte, dass die Seite nicht aktuell ist. Alle Meldungen zeigen das selbe Foto. Dieses ist verzichtbar.
Das ganze ist praxisfremd. Die Situation auf den Straßen in meiner Umgebung (und nicht nur die Autobahnen) erfahre ich im Radio. Will ich weiter reisen, interessiert mich nicht eine bestimmte Region - ich durchfahre ja mehrere.
Ein typisches Beispiel für eine Website, bei der der Betreiber eher Wert auf die Selbstdarstellung als auf den Wert für den Nutzer legt.
Mit der App habe ich mich nicht befasst. Die wird nicht besser sein.
Die noch größere Verschwendung liegt meiner Meinung nach bei der ins Amt gerufenen CSU Verkehrsminister. Angefangen mit Dobrindt und den unerklärlichen Andi B.Scheuert. Das und Steuerverschwendung sind die Basis für Demokratie- und Politikverdrossenheit.
Schön das ihr Verein es wenigstens öffentlich macht.
Mit freundlichen Grüßen
Fahrt mal nach Grimma und guckt euch den Kreisverkehr August-Bebel-Straße /Straße des Frieden an. Sinnlose Geldverschwendung und die Bürger dürfen zur Belohnung sinnlos am Lenkrad drehen und unnötig durch die Gegend fahren (Umweltverschmutzung ersten Grades). Aber leider hat hier der Künstler und nicht die Umwelt/die Bürger gewonnen.
Das wird noch groß gefeiert. Befragen Sie mal Herrn Berger zu dieser "Aktion".
Laßt Euch nicht veräppeln.
Die App ist eine bescheuerte Maßnahme.
Ich denke aber, sie dient in Zukunft einfach dazu (so wie die die Autobahn GmbH), uns in Zukunft das Geld für die Maut aus der Tasche zu ziehen. Schließlich muss ja das Desaster von Herrn Scheuer beseitigt werden. Und dafür sind 200000€ wirklich Peanuts ;-)
Deutschland ist und bleibt ein Bürokratiestaat.
So wie mit der Gründung der Autobahn GmbH die Autobahn privatisiert (privare = berauben) wird, so werden wir in Zukunft Maut bezahlen!!!