Warum ein teurer Kreisel, wenn auch eine Ampel ausreicht?
Bezirk beharrt auf teurem Kreisverkehr
Was ist passiert?
Hamburg. Hamburgs grüner Senator für Verkehr und Mobilitätswende setzt alles daran, die Stadt zur Fahrradhochburg zu machen. Grundsätzlich ein gutes Ziel, doch leider verliert die ihm unterstellte Behörde in einigen Fällen das Maß aus den Augen. Ein Beispiel dafür ist der geplante Kreisverkehr im Kreuzungsbereich Holmbrook, Paul-Ehrlich-Straße und Othmarscher Kirchenweg im Hamburger Stadtteil Othmarschen. Das zuständige Bezirksamt geht von Gesamtbaukosten einschließlich einer Fahrradstraße in Höhe von einer Mio. Euro aus.
Dabei könnte man eine deutlich günstigere Alternative wie beispielsweise eine moderne Ampelanlage ins Auge fassen. Sie könnte den Radfahrern entlang der Veloroute „Dauer-Grün“ anzeigen. Die Ampel würde eindeutig regeln, wer priorisiert wird – nämlich der Radverkehr. Damit würde auch die Sicherheit der Zweiradfahrer erhöht, denn ein Kreisverkehr ist für Radfahrer und Fußgänger mit einem noch höheren Risiko als für Autos verbunden. Doch: Der Bezirk Altona prüfte nach Kenntnis des örtlich zuständigen Polizeikommissariats „verschiedene Varianten und entschied sich aufgrund von Verkehrszählungen und unter Einbeziehung eines Ingenieurbüros für einen sog. `Mini-Kreisverkehr´. Hierzu wurde von der örtlichen und der zentralen Straßenverkehrsbehörde, wie in solchen Fällen üblich, eine Stellungnahme eingeholt. Beide befürworteten das Vorhaben, unter anderem aufgrund der örtlichen Nähe zu mehreren Schulen“, teilte die Polizei auf Nachfrage mit. Die Polizei selbst sei vom Bezirksamt lediglich um ein Votum für einen Mini-Kreisverkehr gebeten worden. Eine Ampelanlage als sichere und vermutlich deutlich günstigere Alternative wurde nicht abgefragt.
Das Bezirksamt begründet den Bau des geplanten Kreisverkehrs unter anderem mit dem Schutz der Radfahrer. Demnach sei es „häufig zu Beinaheunfällen“ gekommen, und der „Umbau der Kreuzung ist unter anderem vom zuständigen Polizeikommissariat gefordert“ worden. Tatsächlich ist es dort laut Polizei seit 2015 zu sechs Unfällen gekommen, seit 2020 war es ein Unfall. Eine Statistik für die „Beinaheunfälle“ liegt aber nicht vor. Mehrere Stichproben zeigten zwar, dass die Kreuzung häufig genutzt wird – allerdings längst nicht so stark, dass ein Kreisverkehr notwendig erscheint. Darüber hinaus liegen die drei Straßen in einer Tempo-30-Zone.
Foto: Sascha Mummenhoff
Der Bund der Steuerzahler meint
Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer sollte stets im Vordergrund stehen. Dies gilt auch bei diesem Beispiel, allerdings gibt es hier große Zweifel daran, dass der neue Kreisverkehr tatsächlich für mehr Sicherheit sorgen würde. Zusätzlich müssen die deutlich höheren Kosten im Vergleich zu einer Ampelanlage berücksichtigt werden.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Da der Othmarscher Kirchenweg eine Einbahnstraße ist, hätte auch ein einfaches Vorfahrt-Gewähren-Schild gereicht, sodass Paul-Ehrlich-Str. und Holmbrook bevorzugt werden und Verkehrsteilnehmer die vom Agathe-Lasch-Weg kommen, warten müssen.
Ein Kreisverkehr ist langfristig die bessere Regelung - kein CO2 durch stehende Autos, flüssiger Verkehr für ALLE - und Strom kostet eine Ampel auch. NUR: die Deutschen müssen den Kreisverkehr erst lernen - sowohl Autofahrer als auch Rad- und vor allem ElektroRoller-Fahrer. Außerdem werden die deutschen Kreisel - leider - unübersichtlich und als Verkehrberuhigung geplant - und man könnte sich im EU-Ausland so viel abgucken....
In einer Tempo 30-Zone sind LSA nach § 45 Abs. 1c nicht zulässig.
Tempo 30-Zone dürfen laut StvO § 45 Abs. 1c keine LSA umfassen.