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  • Hessen
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17.10.2023

Vom einstigen Kulturpalast zur Ruine

Völlig planlos: Wiesbaden lässt mangels Nutzungskonzept Varieté-Theater verfallen

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Was ist passiert?

Wiesbaden (HE). In Walhall(a) feiern laut nordischer Mythologie die tapfersten gefallenen Krieger rauschende Feste. Rauschende Feste wünschen sich die Verantwortlichen wohl auch für das von 1897 bis 1898 als Varieté-Theater errichtete Walhalla. Das Theater ist das Kernstück des Gebäudekomplexes, mit einem großen Festsaal und dem Spiegelsaal/Foyer. Zeitweise waren in den Nebenräumen auch ein Restaurant, Wohneinheiten, ein Kino oder eine Diskothek untergebracht.

Seit den 1990er-Jahren sind weite Teile des Gebäudekomplexes ungenutzt. 2007 erwarb die stadteigene WVV Wiesbaden Holding GmbH die Liegenschaft für 2,5 Mio. Euro, um der hessischen Landeshauptstadt Einfluss auf die künftige Nutzung und die Entwicklung des Grundstücks zu sichern. Das Problem: Von Anfang an gab es seitens der Verantwortlichen kein Konzept zur Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes. Klar war nur, dass das Walhalla wegen des langen Leerstands grundlegend saniert werden musste. Die Sanierung wurde jedoch nicht in Angriff genommen, da die Stadt zunächst konkretisieren wollte, wie die künftige Nutzung aussieht. Darüber, wie diese Nutzung jedoch aussehen könnte, gab es in der Stadtpolitik unterschiedliche Vorstellungen und häufig geänderte Meinungen.

Die WVV als Eigentümerin führte daher lediglich Bestandssicherungsmaßnahmen durch, was der Wiesbadener Kurier folgendermaßen zusammenfasste: „Das Walhalla gammelt seit der Übernahme […] im Jahr 2007 vor sich hin. Ohne substanzerhaltende Maßnahmen wurde der Kulturpalast zur Ruine.“ Und so wurde das Walhalla Anfang 2017 aus brandschutztechnischen Gründen geschlossen.

2020 – 13 Jahre nach dem Erwerb – schrieb die Stadt die Sanierung und künftige Nutzung des Walhalla im Zuge eines Interessenbekundungsverfahrens schließlich europaweit aus. Zu diesem Zeitpunkt schätzte Wiesbaden die Kosten einer Sanierung bereits auf 33 Mio. Euro. Doch auch dieses Verfahren wurde ausgesetzt und 2022 endgültig aufgehoben. Die Stadt entschloss sich, das Walhalla selbst kulturell nutzen zu wollen, ein externer Betreiber kam nicht mehr infrage.

Dafür treibt die Stadt nun die notwendige Sanierung voran. Die Erarbeitung des Gesamtkonzepts soll jetzt „in enger Abstimmung zwischen der Projektleitung für die Sanierung mit den Planungsteams sowie der seit Anfang 2023 geschaffenen Position der Projektleitung für die kulturellen Nutzungsinhalte in Zusammenarbeit mit den Kulturschaffenden, einer Steuerungsgruppe (bestehend aus Kultur, Verwaltung und Politik) und weiteren Akteuren“ erfolgen, teilte der Oberbürgermeister dem Bund der Steuerzahler auf Anfrage mit. Ein endgültiges Nutzungskonzept wird demnach nicht mehr als Voraussetzung zur Sanierung gesehen.

Aber die Stadt drückt nicht nur wegen der maroden Bausubstanz auf die Tube, die Zeit drängt auch aus einem anderen Grund: Um bereits zugesagte Fördermittel nicht zu verlieren, ist im Jahr 2024 zwingend der Beginn der Baumaßnahmen erforderlich. Dem Grundsatzbeschluss von 2022 lag eine Konzeptstudie zugrunde, in der die Kosten bereits mit knapp 50 Mio. Euro beziffert wurden. Angesichts des noch immer fehlenden Nutzungskonzepts sowie der allgemeinen Baukostensteigerungen der jüngeren Vergangenheit dürfte jedoch auch diese Kalkulation nicht zu halten sein.

Zum Video: https://www.youtube.com/shorts/Sv94EfsW3a0

Foto: Moritz Venner

Alternative Investition

Für 52,5 Mio. Euro könnte der aktuelle Zuschuss an den letzten Nutzer vor der Schließung, „Walhalla im Exil e.V.“, für 689 Jahre weitergezahlt werden.

Der Bund der Steuerzahler kritisiert

Die Stadt Wiesbaden erwarb ein sanierungsbedürftiges Gebäude, ohne konkrete Pläne zur künftigen Nutzung zu haben. Bis heute bleiben die Verantwortlichen schlüssige Konzepte schuldig. Dennoch wird jetzt die Sanierung vorangetrieben. Es bleibt zu hoffen, dass der parallele Prozess von Nutzungs- und Bauplanung nicht noch zu unnötigen Mehrkosten durch Umplanungen führen wird. Wie teuer das Projekt für die Steuerzahler am Ende wird, ist völlig unklar.

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Autor des Artikels

Jochen Kilp

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