
Verspekuliert: 22 Jahre Franken-Abenteuer
Stadt Osnabrück verlor 14,2 Mio. Euro mit Fremdwährungskrediten
Was ist passiert?
Osnabrück (NI). Im April 2000 beschloss der Osnabrücker Stadtrat, zur Liquiditätssicherung Kredite teilweise auch in Schweizer Franken (CHF) aufzunehmen. Die Stadt wollte das in der Schweiz vergleichsweise niedrige Zinsniveau ausnutzen, um Kreditkosten einzusparen. Der Zinsvorteil gegenüber Euro-Krediten lag seinerzeit bei bis zu 1,5 Prozent.
Insgesamt nahm Osnabrück Frankenkredite in einem Umfang von 49,4 Mio. CHF auf. Zum Aufnahmezeitpunkt entsprach dies einem Gegenwert von 32,4 Mio. Euro zum durchschnittlichen Kaufkurs 1,53 EUR/CHF. Auf eine Absicherung der möglichen Wechselkurs-Schwankungen wurde verzichtet, da diese den Zinsvorteil vermutlich aufgezehrt hätten. Zudem galt der Wechselkurs als stabil.
Seit Beginn der Eurokrise 2010 hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken jedoch massiv an Wert verloren. Das Niedersächsische Innenministerium warnte im September 2014: „Von Krediten in fremder Währung ist möglichst Abstand zu nehmen. Sie sind mit besonderen Risiken behaftet.“ Zu diesem Zeitpunkt belief sich der Wechselkurs auf circa 1,21 EUR/CHF. Die Stadt Osnabrück hätte also schon rund 41 Mio. Euro auf den Tisch legen müssen, um ihre Frankenkredite abzulösen. Dies hätte einen Verlust von rund 7 Mio. Euro bedeutet. Weil sich die Stadt durch einen seit September 2011 von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) festgelegten und scheinbar garantierten Mindestwechselkurs von 1,20 EUR/CHF vor einem weiteren Kursrutsch geschützt sah, hielt sie an den Krediten fest. Doch es kam noch schlimmer.
Im Januar 2015 entschied die SNB, den Mindestwechselkurs nicht weiter aufrechtzuerhalten. Die Folge: Der Franken wertete gegenüber dem Euro abermals massiv auf – und die Rückzahlung in Euro verteuerte sich enorm. Osnabrück reagierte und beschloss einen geordneten Ausstieg innerhalb von 10 bis 50 Jahren. Bis Ende 2021 reduzierte sie ihre Frankenkredite so auf 43,4 Mio. CHF. Der verbliebene Gegenwert lag zu diesem Zeitpunkt bei mehr als 42 Mio. Euro und damit weit über dem ursprünglichen Gesamtwert. Diesen Kursverlust konnten auch die bis dahin realisierten Zinsersparnisse (circa 1,9 Mio. Euro) nicht aufwiegen.
Die anhaltend negative Kursentwicklung veranlasste die Stadt im März 2022, den Ausstiegszeitraum deutlich auf zweieinhalb Jahre zu verkürzen – und im Juni gab sie bekannt, sogar schon im Juli 2022 auszusteigen und sämtliche ausstehenden Frankenkredite zurückzuzahlen. Damit endete das Franken-Abenteuer der Stadt Osnabrück nach 22 Jahren endgültig. Nach Angaben der Stadt beläuft
Foto: Claudio Schwarz auf Unsplash
Der Bund der Steuerzahler meint
Erneut zeigt sich, wie wichtig es ist, nur so viel auszugeben, wie man hat. Massive Schuldenberge treiben Kommunen immer wieder dazu, in riskanten Finanzgeschäften noch die letzten Prozentpunkte Zinsersparnis herauszuholen. Sich wie Osnabrück dabei auf ausländische Notenbanken zu verlassen, ist leichtsinnig, denn letztlich sind diese nur eigenen Zielen verpflichtet und nicht denen deutscher Schuldner.
Spenden Sie für unsere Arbeit!
Als gemeinnützige Organisation sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen um Steuergeldverschwendungen wie diese aufzudecken. Unterstützen Sie uns mit einer kleinen Spende damit wir weiterhin Steuergeldverschwendung aufdecken können.
Sei der erste der kommentiert