Verflixte 80 Zentimeter
Baufehler bei der Hinterzartener Skisprungschanze tut finanziell richtig weh
Was ist passiert?
Hinterzarten (BW) Bei der Generalsanierung einer Skisprungschanze gilt es bautechnisch einiges zu beachten. Das weiß man seit einigen Monaten in der Schwarzwaldgemeinde Hinterzarten nur zu gut, denn hier ging die Modernisierung der großen Adlerschanze komplett nach hinten los. Nach diversen Mess- und Baufehlern an der für 3,2 Mio. Euro zu sanierenden Schanze blieb im Oktober 2020 nur noch eins übrig: der Abbruch aller Arbeiten.
Man stellte nämlich fest, dass der Verbund aus Sprungturm, Anlaufgerüst und Schanzentisch nicht richtig zueinander passte, sondern um 80 Zentimeter versetzt aus der Spur geraten war. Das dürften für den Steuerzahler teure 80 Zentimeter werden.
Die Suche nach dem Schuldigen für diesen Baufehler gestaltete sich schwierig, niemand wollte für den Fauxpas verantwortlich sein. Bis heute ist der Verursacher nicht benannt. Und ohne Schuldigen biss man bei den Versicherungen erwartungsgemäß auf Granit.
Im Mai 2021 stimmte dann der Hinterzartener Gemeinderat in einer emotionalen Sitzung mit knapper Mehrheit für die kostspielige Wiederaufnahme der Bauarbeiten. Durch Abriss und Wiederaufbau von Schanzentisch, betonierter Anlaufspur und dem Sockel, auf dem das bereits montierte Anlaufgerüst befestigt war, entstehen nun Mehrkosten von rund 580.000 Euro. Mittlerweile hat eine Versicherung, ohne Anerkennung einer Verpflichtung, 200.000 Euro zugesagt. Für die restlichen rund 380.000 Euro muss die Gemeinde in Vorleistung gehen.
Im Rathaus ist man zuversichtlich, den Kopf noch aus der Schlinge ziehen zu können: „Wir gehen davon aus, dass wir keinen finanziellen Beitrag zu leisten haben“, sagte Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch auf Anfrage des Bundes der Steuerzahler Baden-Württemberg. Er will weiter für seine Gemeinde gegen einen möglichen finanziellen Schaden kämpfen. Ob dies gelingen wird, scheint derzeit fraglich, vor allem vor dem Hintergrund, dass mögliche Gönner wie der Skiverband Schwarzwald und der Badische Sportbund bisher keine eindeutigen Signale gesendet haben, um beim Schließen der klaffenden Finanzierungslücke zu helfen.
Springen diese Verbände nicht ein oder wird nicht doch noch ein Schuldiger gefunden, kommt für die Mehrkosten von 380.000 Euro am Ende wohl wieder einmaleiner auf: die Steuerzahler.
Foto: Johannes Bachmann
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Gerade bei größeren Bauprojekten muss beim Baufortschritt genauer hingeschaut werden. In Hinterzarten hat das nicht funktioniert. Hohe Mehrkosten sind die Folge.
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