
Verdreifachte Kosten für Wertstoffhof
Umbau des Wertstoffhofs in Gelsenkirchen wird deutlich teurer
Was ist passiert?
Gelsenkirchen (NRW). In zwei Bauabschnitten soll der seit Mitte der 1960er Jahre genutzte Betriebsstandort an der Adenauerallee umgebaut werden. Neben dem Neubau eines Gebäudes mit Fahrzeughallen sowie Sanitär- und Sozialräumen wird der Wertstoffhof gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz umgebaut. Die Arbeiten haben im Sommer 2022 begonnen, der Gesamtumbau soll im ersten Halbjahr 2024 beendet sein.
Die Stadt ist sich sicher: „dass wir durch die Investition nicht nur unsere betrieblichen Abläufe sichern und optimieren, sondern sich auch für die Bürger direkt spürbare Verbesserungen ergeben werden. So wird allen Bürgern nach dem Umbau ein moderner, nutzerfreundlicher Wertstoffhof zur Verfügung stehen. Für die Anwohner bedeutet die Maßnahme darüber hinaus eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation sowie eine Reduzierung der durch den Betrieb bedingten Lärmemissionen.“
Doch die Stimmung bei den Gelsenkirchener Einwohnern ist weit weniger euphorisch – im Gegenteil: Die Stadt sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt. Schuld sind die Kosten, die sich mehr als verdreifacht haben. Die ursprüngliche Planung im Dezember 2019 sah eine Grobkostenschätzung von 5,2 Mio. Euro vor. Bereits damals wurde angekündigt, dass eine ergänzende Kostenabschätzung erarbeitet werden müsse. Anfang 2022 wurden die angepasste Planung und eine Kostenkalkulation über 17,5 Mio. Euro vorgestellt. Dieses Geld muss „Gelsendienste“, der zentrale Anbieter kommunaler Dienstleistungen in Gelsenkirchen, aus eigenen Mitteln aufbringen. Die Baumaßnahme soll über 50 Jahre abgeschrieben werden.
Als Gründe für die immense Kostensteigerung nennen die Verantwortlichen folgende Punkte: Bei der Detailplanung stellte sich heraus, dass einige erforderliche Sanierungsmaßnahmen von dem damals beauftragten Planungsbüro nicht berücksichtigt wurden (!) – unter anderem eine neue Heizungsanlage und die Änderung der Aus- und Einfahrtsregelungen. Allein daraus ergaben sich schon Mehrkosten von 3,6 Mio. Euro.
Ein noch größerer Posten von fast 6 Mio. Euro umfasst die in den vergangenen zwei Jahren entstandenen Bau- und Materialkostensteigerungen. Als weiteren Kostenfaktor nennt die Stadt Zusatzmaßnahmen, die über die Ursprungsplanung hinausgehen. Sie sollen 2,7 Mio. Euro kosten.
Für die Bürger werden daraus gebührenrelevante Folgekosten von rund 600.000 Euro jährlich entstehen. Das bedeutet eine Mehrbelastung bei den Gebühren für Abfall, Straßenreinigung und Winterdienst. Keine rosigen Aussichten für die Gelsenkirchener.
Foto: Janine Bergendahl
Alternative Investition
Für 6,3 Mio. Euro kann die Stadt Gelsenkirchen ein ganzes Jahr lang die Volkshochschule und die Stadtbibliothek bezahlen.
Der Bund der Steuerzahler meint
Die Baubranche boomt seit Jahren, und die Materialkosten schießen durch die Decke. Deshalb muss umso sorgfältiger geplant und kalkuliert werden. Ganze Gewerke bei der Planung zu „vergessen“, kommt den Steuerzahlern teuer zu stehen.
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