
Teures Pflaster
Gemeinde baut 1.790 Meter Waldweg für 380.000 Euro aus
Was ist passiert?
Georgenthal (TH). In der thüringischen Gemeinde Georgenthal können Passanten seit kurzem auf einer Art Luxuswaldweg wandeln. Im Jahr 2021 wurde ein 1.790 m langes Teilstück eines Waldwegs renoviert. Beim Ausbau ließ man sich nicht lumpen – die Kosten, unter anderem für ein besonders teures Pflaster, betrugen 380.000 Euro.
Einwohner, mit denen der Bund der Steuerzahler vor Ort gesprochen hat, schüttelten verwundert den Kopf. Oft wurde die Frage gestellt, warum ausgerechnet dieser kaum benutzte Waldweg ausgebaut wurde und nicht andere renovierungsbedürftige Straßen im Ort. Außerdem wurde nur rund die Hälfte des Wegs erneuert, die andere Hälfte blieb unverändert.
Zudem gibt es kaum Anlieger an dem Waldweg, sie sind meist über andere Zufahrten erreichbar. Und an beiden Seiten der Zufahrt wurden zunächst sogar Einfahrt-Verbotsschilder aufgestellt, nur landwirtschaftlichem Verkehr war die Zufahrt erlaubt.
Der Bürgermeister von Georgenthal kann die Kritik nicht nachvollziehen. Dem Bund der Steuerzahler erklärte er, dass der gesamte Ausbaubereich deutliche Verschleißerscheinungen gehabt habe und das Erscheinungsbild völlig unbefriedigend gewesen sei.
Durch die saisonbedingte Beanspruchung durch die Viehwirtschaft erfahre der Weg eine außerordentliche Belastung, der Wirtschaftsweg sei der einzige öffentliche Weg zu der Bewirtschaftung der Wiesenflächen. Im Übrigen würde der Ausbau die Attraktivität für Radfahrer und Wanderer erhöhen.
Die Straßen in Georgenthal seien in gutem bis sehr gutem Zustand. Dass nicht der ganze Weg ausgebaut worden war, habe daran gelegen, dass sich nur ein Teil des Wegs in der Gemarkung Georgenthal befindet. Und die Einfahrt-Verbotsschilder wurden wieder entfernt, weil keine verkehrsrechtliche Anordnung vorhanden war. Die Begründungen für diesen besonders kostspieligen Ausbau sind nicht überzeugend, denn die nicht renovierte Hälfte des Wegs scheint nach wie vor nutzbar zu sein.
Vielleicht spielte bei der Entscheidung pro Renovierung eine nicht ganz unwichtige Rolle, dass mit rund 303.000 Euro der Großteil der Kosten durch den „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ finanziert wurde. Dadurch hielten sich die Ausgaben für die Gemeinde in überschaubarem Rahmen. Die Erhaltungskosten für das teure Pflaster muss jedoch die Gemeinde allein tragen.
Foto: Sven Ehling
Der Bund der Steuerzahler meint
Investitionen müssen auch dann kritisch geprüft werden, wenn ein Großteil durch Fördermittel finanziert wird. Im vorliegenden Fall ist nicht ersichtlich, weshalb genau dieser Waldweg und dann auch noch so kostspielig ausgebaut wurde.
Spenden Sie für unsere Arbeit!
Als gemeinnützige Organisation sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen um Steuergeldverschwendungen wie diese aufzudecken. Unterstützen Sie uns mit einer kleinen Spende damit wir weiterhin Steuergeldverschwendung aufdecken können.
Kommentare und Antworten
Sei der Erste, der kommentiert