Teure Tänzchen im EU-Metaverse
EU-Millionen für PR-Streich
Was ist passiert?
Europäische Union. Im Dezember 2021 stellte die EU-Kommission in Brüssel die „Global-Gateway-Initiative“ (GGI) vor. Unter ihrem Dach sollen in den nächsten Jahren bis zu 300 Mrd. Euro Kapital – größtenteils Steuergeld – für Investitionen in Entwicklungsländer bereitgestellt werden. Das Projekt gilt als Pendant zu Chinas „Neuer Seidenstraße“. Priorität haben – nach Angabe der Kommission – Investitionen u. a. in Digitalisierung, Gesundheit und den Kampf gegen den Klimawandel.
Um auch die Steuerzahler der Mitgliedsländer von dem Vorhaben zu überzeugen, begab man sich in Brüssel auf technologisches Neuland: Für die Segnungen von „Global Gateway“ wurde nämlich mit einem Metaverse geworben. Hierbei handelt es sich im Kern um einen digitalen Raum, in dem sich Internetnutzer als künstliche Personen („Avatar“) in der virtuellen Welt begegnen können – und sich über die Initiative informieren konnten. Im Dezember 2022 wurde diese interaktive Plattform wie geplant geschlossen.
Das EU-Metaverse war wie eine tropische Insel gestaltet. Um zu informieren, standen auf der Insel – an verschiedenen Orten – Videoleinwände. Kam ein Avatar in ihre Nähe, wurden kurze Informationsvideos gezeigt. Außerdem gab es Abbilder tatsächlich bestehender Kunstinstallationen, die thematisch zu den Zielen von „Global Gateway“ passten und mit eingeblendeten Informationstexten über ihren Zweck informierten.
Wem all das zu dröge war, der konnte die „24h Beach Party“ der kleinen virtuellen Insel besuchen. „The perfect place to meet new people and enjoy some music“ – so wurde für die Teilnahme an dem digitalen Happening geworben. Ein Klick auf die Leertaste – und der eigene Avatar schwang das Tanzbein.
Neben Zweifeln an der Sinnhaftigkeit dieses Angebots stellt sich vor allem die Frage, was sich Brüssel diesen Ausflug in virtuelle Welten hat kosten lassen. Auf BdSt-Anfrage teilte die EU-Kommission mit, dass sich allein die Ausgaben für die Kampagne, mit der in sozialen Medien und auf Plakaten in sieben Ländern für die GGI und das Metaverse geworben wurde, auf insgesamt 5,17 Mio. Euro belaufen. Die Entwicklungs- und Betriebskosten des Metaverse betragen zusätzlich 387.000 Euro.
Wie uns eine Kommissionssprecherin mitteilte, gibt es derzeit keine Pläne, die Plattform wieder zu öffnen. Immerhin: Die Kommission möchte erst die Ergebnisse einer externen Evaluierung des Projekts abwarten, bevor sie über die künftige Nutzung entscheidet.
Foto: Screenshot des BdSt
Der Bund der Steuerzahler meint
Es ist wichtig, Bürger über EU-Vorhaben zu informieren. Aber bitte nicht mit derart teuren Spielereien, die obendrein nur digital affine Menschen nutzten, für die aber jeder Steuerzahler zur Kasse gebeten wurde! Die Kommission sollte den Stecker endgültig gezogen lassen.
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