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  • Hessen
  • Verschwendung droht
09.10.2024

Stillgelegter Schornstein verbrennt mehrere Millionen Euro Steuergeld

Denkmalschutz sorgt für Millionenkosten bei der Sanierung eines nutzlosen Relikts

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Was ist passiert?

Marburg (HE). Die mittelhessische Stadt Marburg ist u. a. für ihre Universität bekannt. Die Philipps-Universität ist die älteste in Hessen und zählt zu den einflussreichsten Hochschulen in Deutschland. Ein Teil des Universitätsgeländes befindet sich auf den Lahnbergen, wo es auch ein eigenes Fernheizwerk gibt. Es wurde 1972 gebaut und versorgt die Universität seitdem mit Wärme. Anfangs wurde es mit Schweröl und Kohle, später erst mit Heizöl, dann mit Erdgas betrieben. Im Jahr 2012 wurde die Anlage stark verkleinert und seit 2020 heizt die Universität am Campus Lahnberge überwiegend mit einem Hackschnitzel-Heizwerk. 

Markantes Überbleibsel der einstigen Betriebsweise ist der 100 m hohe Schornstein, der seit mehr als zehn Jahren nicht mehr genutzt wird. Weil die Philipps-Universität Eigentümerin des Fernheizwerks ist, ist sie auch für den Erhalt des Gebäudekomplexes zuständig. Wie so oft bei alten Gebäuden, ist der Unterhalt kostenintensiv. Die Universität muss dafür jährlich mindestens 50.000 Euro aufwenden. Mit zunehmendem Alter des Gebäudes und der laut Uni „exponentielle[n] Verschlechterung des Betons” steigen die Kosten weiter. 

Und es könnte noch schlimmer kommen: Der Schornstein besteht aus Stahlbeton, der über die Jahre der Witterung ausgesetzt war und dadurch teilweise brüchig geworden ist. Bereits vor einigen Jahren wiesen Experten darauf hin, dass drei Stahlrohre im Inneren des Schornsteins durch Korrosion bedroht sind. Die Universitätsleitung wollte den Turm deshalb schon 2014 abreißen lassen. Der Schornstein kann jedoch nicht einfach abgerissen werden, denn das Fernheizwerk steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Die Denkmalschutzbehörde ist der Meinung, dass es sich hier um ein einmaliges Industriedenkmal handelt, das es so in Deutschland nicht mehr gibt. Und so muss die Universität die Sanierung nicht nur veranlassen, sondern als Eigentümerin auch bezahlen. Denn das hessische Denkmalschutzgesetz schreibt vor: „Eigentümerinnen und Eigentümer, Besitzerinnen und Besitzer sowie Unterhaltungspflichtige von Kulturdenkmälern sind verpflichtet, diese im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten und pfleglich zu behandeln.“ 

Um alle Mängel zu erfassen, beauftragte die Uni im Jahr 2023 Industriekletterer, um den Schaden am Schornstein genauer zu begutachten. Hierbei wurde erneut festgestellt, dass die Mängel gravierend sind und die Statik des Bauwerks gefährdet ist. Die Schäden befinden sich vor allem an der Unterseite der beiden Plateaus auf 15 und 45 m Höhe. Die Kosten für die Sanierung stehen zwar noch nicht genau fest, aber die Universität geht von mehreren Millionen Euro aus. Dies wäre ohne Dauerhaftigkeit, denn eine Betonsanierung müsse fortlaufend erfolgen, so eine Unisprecherin.

Foto: Moritz Venner

Alternative Investition

Das Geld könnte die Uni für bessere Studienbedingungen oder den Erhalt der bestehenden Uni-Gebäude einsetzen.

Der Bund der Steuerzahler meint

Beim Denkmalschutz ist es wie bei der Kunst: Man kann darüber streiten. Doch das Land Hessen und seine Denkmalschutzbehörden entscheiden allein, was schützenswert ist. Sollten nicht auch Eigentümer und die steuerzahlenden Bürgerinnen und Bürger mit einbezogen werden, ob sie die Kosten und Mühen leisten können und wollen? Der Denkmalschutz könnte schließlich durch die zuständigen Behörden aufgehoben werden. Alle Beteiligten sollten sich noch einmal zusammensetzen und darüber beraten, ob wirklich Millionen Euro Steuergeld für einen überflüssigen Schornstein verwendet werden sollen.

Video zum Fall

Steuergeldverschwendung in Marburg: Maroder Uni-Schornstein verbrennt Millionen | Das Schwarzbuch


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Bemerkungen :

  • user
    Dominik aus Marburg 10/10/2024 um 10:02

    Zugegeben, eine Menge Geld für die Renovierung eines Schornsteins. Was im Beitrag, auf dem Foto und sogar größtenteils im Video „gekonnt“ wegeschnitten ist: Es handelt sich nicht nur um einen Schornstein, sondern um ein interessantes Gebäudeensemble, das gut als Kulisse für jeden Low-Budget-Science-Fiction-Film herhalten kann.
    Marburg ist ja eher „technikfeindlich“ (Beispiel: Abriss der weltweit einzigen vollverkleideten Standseilbahn ohne Denkmalschutz-Bedenken; Unterbringung des weltgrößten Polizeioldtimermuseum in alten Baracken, unattraktive Lage, unattraktive Öffnungszeiten, keine Ausschilderung; keine „mutigen“ Verkehrskonzepte wie Sektorenmodell, Seilbahn, Move39, Behringtunnel…), somit ist ein „neuzeitliches“ Technikdenkmal in der eher „mittelalterlich“ geprägten Region mal eine willkommene Abwechslung.
    Der Schornstein ist zudem schon seit Jahrzehnten mit seinen roten „Endrohren“ eine markante Landmarke. Schon als Kind wusste ich bei Ausflügen in der Umgebung immer „in der Richtung ist dein Zuhause“.
    Zugegeben, es fehlt ein Nutzungskonzept: Ließe sich eine der Plattformen als Aussichtspunkt der Öffentlichkeit zugänglich machen? Lassen sich die Nebengebäude (kulturell) nutzen?
    Aber pauschal Denkmalschutz in Frage zu stellen, nur weil Gebäude erst einige Jahrzehnte anstatt Jahrhunderte „auf dem Buckel“ haben?
    Nach Eurer Logik könntet Ihr auch den Erhalt der Elisabethkirche in Marburg in Frage stellen:
    - Aufgrund steigender Kirchenaustritte zweifelhaftes Nutzungskonzept
    - schon bei Fertigstellung Bauschäden durch unzureichend tragfähigen Untergrund
    - Sandsteinfassade ist noch extremer anfällig für Witterungseinflüsse als Beton
    - Die Türme sind als Landmarke/Aussichtspunkt ungeeignet, da die umgebenden Hügel höher sind
    - Schlechte Lage: Da die Straße davor nicht verkehrsberuhigt ist, kann das Ding noch nicht einmal gefahrlos fotografiert werden (oder man holt sich nasse Füße in dem von Euch im letzten Jahr kritisiertem Ketzerbach-Brunnen)