
Steuerzahler gucken in 350.000-Euro-Röhre
Bei Kunstobjekt am Wiesbadener Rheinufer explodierten die Kosten
Was ist passiert?
Wiesbaden (HE). Seit Ende des Zweiten Weltkriegs gehören drei frühere Mainzer Stadtteile auf der rechten Rheinseite zur hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Seitdem ist es etwas kompliziert: Obwohl inzwischen offiziell ein Ortsbezirk von Wiesbaden, heißt beispielsweise das direkt gegenüber der linksrheinischen Mainzer Altstadt gelegene rechtsrheinische Viertel immer noch Mainz-Kastel.
Um unter anderem dieser besonderen Beziehung Ausdruck zu verleihen, wurde am Kasteler Rheinufer im Frühjahr 2022 eine röhrenförmige Skulptur installiert. Es ist ein durchaus beeindruckendes Kunstwerk, das dank seiner Länge von 5,50 m und einem Durchmesser von 3,40 m weithin sichtbar ist und sogar über die Kaimauer hinaus auf den Rhein ragt.
Mit seiner Ausrichtung auf Mainz soll es, so die Wiesbadener Verantwortlichen, „eine gedankliche Brücke“ in die gegenüberliegende City schlagen, „die für die einen Mutterstadt und für die anderen Nachbarstadt“ sei. Durch die verspiegelte Oberfläche aus gefaltetem Edelstahl soll das Objekt „auf sinnliche Weise die Landschaft und das Wasser“ reflektieren.
Die gut zu Fuß, per Rad oder ÖPNV erreichbare „Pixelröhre“ ist nicht nur begehbar, sondern bietet auch Sitzmöglichkeiten für 4 bis 8 Personen. Das Objekt wird auch gut angenommen, wie der Wiesbadener Oberbürgermeister bekräftigte: Schon wenige Monate nach der Eröffnung habe sich gezeigt, „dass das Kunstwerk die Menschen fasziniert und in ihren Bann zieht. Bei regelmäßigen Begehungen wurden immer Menschen in oder um die Skulptur herumstehend oder sitzend gesehen“. Auch in der Presse, in Navigations-Apps sowie bei Social Media gebe es zahlreiche positive Rückmeldungen.
Doch würden die Bewertungen auch dann so positiv ausfallen, wenn den Menschen die Kosten der Röhre bekannt wären? Zwar informiert eine Hinweistafel neben dem Kunstwerk über dessen Hintergrund, doch wer dafür wie viel gezahlt hat, bleibt unerwähnt.
Hinter dem Projekt steckt wie so oft in Hessen der Regionalpark Rhein-Main, eine Gesellschaft, die unter anderem von Kommunen und dem Land getragen wird. Sie soll das Rhein-Main-Gebiet als Erholungs- und Erlebnisraum aufwerten, schießt dabei allerdings oft über das Ziel hinaus. Das hat ihr schon etliche Einträge im Schwarzbuch eingebracht. So nun auch bei der „Pixelröhre“:
Beim Förderantrag im Jahr 2019 rechnete man noch mit Kosten von rund 250.000 Euro, davon 166.600 Euro Förderung durch den Regionalpark und den Flughafenbetreiber Fraport. Den Rest sollte die Stadt Wiesbaden übernehmen.
Doch weil sich im Laufe des Projekts durch eine aufwendigere Statik an der Kaimauer sowie die angespannte Marktlage höhere Baukosten ergaben und weil das Areal rund um die Röhre nachhaltig und barrierefrei gestaltet wurde, stiegen die Aufwendungen bis 2022 um stolze 106.500 Euro.
Unter dem Strich belaufen sich also die Gesamtkosten auf mehr als 350.000 Euro, wovon die Wiesbadener Steuerzahler fast 190.000 Euro tragen müssen. Das stellt so manches Regionalpark-Projekt der vergangenen Jahre in den Schatten.
Foto: Moritz Venner

Der Bund der Steuerzahler meint
Zum wiederholten Male ist ein Regionalpark-Projekt im Rhein-Main-Gebiet aus dem Ruder gelaufen. Zwar sind Kunst und öffentliche Begegnungsorte gerade auch in schweren Zeiten wichtig, doch wäre es angesichts Energie- und Klimakrise, steigender Inflation und knapper Kassen nicht auch eine Nummer kleiner gegangen? Der Rhein-Blick durch die Röhre hätte sicher auch etwas kleiner Anklang gefunden.
Video zum Fall
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