
Seltener Badespaß
43 Becken-Schließtage im Jahr 2023 – das Naturbad Herrenberg und die Probleme mit dem Wasser
Was ist passiert?
Herrenberg (BW). Baden im kühlen Nass ganz ohne Chlor: So lautete die Hoffnung, als 2015 in Herrenberg das Naturfreibad seine Pforten öffnete. Den neuartigen Badespaß hatte sich die Stadt einiges kosten lassen: 5,7 Mio. Euro investierten die Stadtwerke und die Stadt in den Bau des neuen Bades.
Doch seit der Eröffnung gilt in Herrenberg zur Enttäuschung vieler oft der Leitsatz: Mal ist das Becken des Naturfreibads offen, mal ist es zu. Die vielen Tage der Schließung des großen Hauptbeckens in den vergangenen Jahren dürften mit dazu beigetragen haben, dass die Bädersparte in Herrenberg regelmäßig ein defizitäres Jahresergebnis im siebenstelligen Bereich aufwies.
Grund für die so wenig verlässliche Öffnung waren andauernde Probleme mit der Wasserqualität. Sie war durch Keime immer wieder so herabgesetzt, dass das Bad gezwungen war, das Becken für die Besucher zu schließen. So ergaben sich laut Auskunft der Stadt Herrenberg auf Anfrage des Bundes der Steuerzahler für das Jahr 2015 gleich im Eröffnungsjahr 25 nicht vorhergesehene Schließtage, für das Jahr 2016 waren es 46 Schließtage (inkl. einer vorzeitigen Beendigung der Saison am 8.8.), zwischen 2017 und 2022 gab es 33,5 Schließtage – und im Jahr 2023 waren es, auch aufgrund der wiederholt notwendigen vorzeitigen Sperrung des Beckens, 43 Schließtage. Laut Angaben der Stadt war nach der vorzeitigen Beckenschließung im Sommer 2023 wenigstens noch die Nutzung der Außenanlagen und des Planschbeckens für Eltern mit Kindern kostenfrei möglich.
War es in Herrenberg bislang zur Konstante geworden, dass das Naturbecken unplanmäßig geschlossen hat, so wenig Kontinuität herrschte bei den Gründen: Mal war es ein Pfützenkeim, mal waren es bauliche Mängel, ein anderes Mal wohl von Teichhühnern ausgeschiedene E.-coli-Bakterien. Ein Problem hierbei dürfte sein, dass im Herrenberger Naturfreibad eine Desinfektion des Wassers einhergehend mit der Befreiung von jeglichem unerwünschten Eintrag wie Bakterien und Keime nicht über die Zugabe chemischer Mittel erfolgt, sondern extern über biologische Filter, wie es seitens der Stadtverwaltung hieß.
Nach der im vergangenen Sommer wiederholt notwendig gewordenen vorzeitigen Schließung des Beckens wurde nun in Herrenberg unter Einbeziehung der relevanten Behörden ein Konzept erarbeitet, wie die dauerhafte Öffnung des Naturbeckens gewährleistet werden kann. Zumindest musste das Bad sein Becken im diesjährigen Sommer – Stand Anfang September – bisher nicht aufgrund mangelhafter Wasserqualität schließen. Die Anpassungen umfassen – mit technischen, artenschutztechnischen und betrieblichen Maßnahmen – gleich drei Bereiche, wie die Stadt Herrenberg Ende April in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Diese Maßnahmen haben Folgen für Badegäste und Schulklassen: Um dem Wasser mehr Regenerationszeit zu geben, „kommt es zu einer Anpassung der Öffnungszeiten und zwar in Form einer zusätzlichen Schließung des Bades zwischen 8 und 10 Uhr. Darüber hinaus soll im Naturfreibad in diesem Jahr kein Schulschwimmen stattfinden. Für den Unterricht soll stattdessen das Hallenbad genutzt werden“, hatte die Stadt wenige Tage vor der diesjährigen Bad-Eröffnung mitgeteilt.
Man kann aus Sicht der Steuerzahler jetzt nur hoffen, dass im Herrenberger Naturfreibad die Probleme bei der Wasserqualität endlich gelöst sind und das Becken dauerhaft geöffnet bleiben kann.
Foto: Daniel Bilaniuk
Der Bund der Steuerzahler meint
Beim Naturfreibad in Herrenberg ist in den vergangenen Jahren vieles schiefgelaufen. Dass ein für fast sechs Mio. Euro neu erbautes Bad teilweise jährlich an die 50 Becken-Schließtage aufweist, darf aus Sicht der Steuerzahler nicht passieren.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Die Stadt Herrenberg müsste dem im Naturfreibad 2023 brütenden Teichhuhn zum "Mitarbeiter des Jahres" küren, weil die artenschutzrechtliche Bearbeitung dazu führte, dass notwendige technische Nachbesserungen erfolgten und so bessere Voraussetzungen für eine geregeltere Badesaison 2024 geschaffen haben,