Schöner Knipsen mit Steuergeld
Klamme Ruhrgebietsstädte folgen dem Trend zum Selfiepoint
Was ist passiert?
Duisburg/Bochum (NRW). Selfies sind die „Postkarten von heute“. Weil mit ihnen über die sozialen Medien auch auf eine Stadt aufmerksam gemacht werden kann, haben verschiedene Städte sogenannte Selfiepoints – Bodenaufkleber, Holz- oder Stahlrahmen oder Schriftskulpturen – eingerichtet. Sie sollen dazu einladen, sich an attraktiven Standorten in Szene zu setzen und die Stadt damit noch bekannter zu machen.
So gibt es in Duisburg seit 2021 die Schriftskulptur „#Duisburgistecht“. Vor allem bei jungen Leuten komme sie gut an, so die Stadt. Mehr als 100.000 Euro hat die Stadt für den Schriftzug ausgegeben, hinzu kommen 11.280 Euro für eine mobile Powerstation zur netzunabhängigen Beleuchtung. Für Reinigung, Reparaturen etc. gibt die Stadt jährlich circa 3.000 Euro aus. Mehr noch: Zwei- bis viermal pro Jahr wechselt die Schriftskulptur ihren Standort. Das kostet jeweils rund 3.500 Euro. Viel Geld für eine überschuldete Stadt.
Weiter geht es nach Bochum: Die Stadt hat für 100.000 Euro einen Selfiepoint vor dem Rathaus errichten lassen. Auch dort ist die Haushaltslage angespannt, wenn auch mit positivem Trend. Der Schriftzug „Bochum“ hat das Ziel, eine wiedererkennbare Landmarke zu werden, so die Stadt. In den sozialen Netzwerken sei der Selfiepoint ein gerne genutztes Motiv. Nun wird auch im Bochumer Stadtteil Wattenscheid darüber diskutiert, ob nicht auch diesem Stadtteil ein eigener Selfiepoint gut zu Gesicht stünde. Eine Anfrage der Bezirksvertretung Wattenscheid dazu ist anhängig.
Dass es auch anders geht, zeigen andere Städte: Auch in Bonn gibt es den Stadtnamen als Selfiepoint in Form eines plastischen Schriftzugs. Doch dieser wurde nicht von der Stadt Bonn in Auftrag gegeben, sondern von city-marketing bonn e.V., und ist auch in dessen Eigentum. Der Verein, dem vornehmlich Unternehmen aus Handel und Gastronomie angehören, erhielt von der Stadt Bonn für den Selfiepoint einen Zuschuss von 28.000 Euro. City-marketing bonn e.V. kommt außerdem für sämtliche Folgekosten auf, wenn die Schriftskulptur zwei- bis viermal im Jahr den Standort wechselt.
In Köln wird die Schriftskulptur „Alaaf“ nach Auskunft der Stadt komplett vom Festkomitee Kölner Karneval getragen. Deutlich günstiger hat auch die Stadt Nettetal den Trend zum Selfie aufgegriffen. In allen sechs Stadtteilen gibt es seit Oktober 2021 einen Selfiepoint in Form von Stahl-Bilderrahmen. Finanziert wurden die „Grüße aus Nettetal“ mit Fördergeld. Die gesamten förderfähigen Ausgaben lagen bei 10.765,80 Euro, der Eigenanteil der Stadt bei 2.153,16 Euro. Auch Moers hat einen Grundsatzbeschluss für die Errichtung von Selfiepoints getroffen, Einzelheiten zu Art und Ort sind noch nicht entschieden. Grundsätzlich sollen aber möglichst keine bzw. geringe Kosten entstehen.
Foto: Andrea Defeld
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Trends sind kurzlebig. Ob Selfiepoints daher für den Erfolg des Stadtmarketings nachhaltig sind, bleibt abzuwarten. Ein Alleinstellungsmerkmal sind die Selfiepoints ohnehin nicht mehr. Amsterdam, Ascona und Nizza haben Selfiepoints – und nun auch Bochum und Duisburg, die eigentlich sparen sollten.
Video zum Fall
Selfie Point in Duisburg / Schwarzbuch 2023
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Die Frau hat so viel Spaß mit dem Logo, lacht, tanzt und macht Selfies. Da muss ich auch hin und mich fotografieren lassen. Stupid. Das ist doch keine Verschwendung.