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  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Richtig skurril!
09.10.2024

Schloss Putbus – Studie für Wiederaufbau sorgt für Wirbel

Eine teure Studie soll den Wiederaufbau des Schlosses Putbus prüfen – aber den will kaum einer

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Was ist passiert?

Putbus (MV). Die Residenzstadt Putbus ist ein einladender Ort mit strahlend weißen Bauten, den Touristen gern besuchen. Grund dafür ist auch ein weitläufiger Schlosspark, den die Gemeinde pflegt. Das Schloss Putbus wurde nach wechselvoller Geschichte wegen Baufälligkeit 1964 komplett abgerissen. In der damaligen DDR hatte man nicht viel übrig für die Bauten von Fürsten und Königen – auch kein Steuergeld.

„Dem Wiederaufbau dieses Schlosses hat sich ein 2016 gegründeter kleiner Verein in Putbus verschrieben. Seine Mitglieder sehen darin u. a. „das Symbol einer wiedergefundenen Identität“. Im Jahr 2020 gelang ihm dann ein Clou: Er schaffte es, einen Landtagsabgeordneten – heute nicht mehr im Amt – von seinem Vorhaben zu überzeugen und davon, dass es zur Vorarbeit einer Machbarkeitsstudie bedürfe, mit der sich die Kosten für den Wiederaufbau abschätzen ließen und zwingend notwendige Nutzungskonzepte geprüft würden. 

Der Mann von der CDU, in Putbus kein Unbekannter, sorgte also für einen Fördermittelbescheid in Höhe von 100.000 Euro aus dem Strategiefonds des Landes. Beauftragt wurde ein renommiertes Unternehmen. Als im November 2023 die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorgestellt wurden, gab es im Wesentlichen drei Erkenntnisse: Erstens, der Wiederaufbau ist machbar. Zweitens, er wird mindestens 60 Mio. Euro kosten. Drittens, und das war erstaunlich: In der Stadt will niemand von der Studie gewusst haben. Weder die Bürgermeisterin noch die Stadtvertretung waren bei der Fördermittelvergabe einbezogen worden – obwohl die Stadt Eigentümerin von Grund und Boden ist. „Wir waren ganz schön überrumpelt“, erklärte Stadtvertreter Dr. Horst Korn, zu diesem Zeitpunkt Ausschussvorsitzender, der sich für das Projekt nicht erwärmen konnte und mit seiner Meinung nicht allein war. Ähnlich ließ sich im November vergangenen Jahres auch die Bürgermeisterin in der Zeitung zitieren. Auch Bürgervorsteher Jörg Riemer, CDU, bestätigte uns gegenüber, zunächst nichts von der Studie gewusst zu haben, zeigte sich jedoch offen für den Wiederaufbau, wenn es ein schlüssiges Nutzungskonzept geben würde. Bis heute – wir sind im Sommer 2024 – habe man jedoch nicht die vollständige Studie vorliegen, die auch etwas über mögliche Nutzungskonzepte aussagt, erklärte Dr. Korn weiter. Fragen dazu waren bei der Präsentation, die der Verein in Eigenregie Ende 2023 durchführte, übrigens nicht erlaubt.

Auf Nachfrage zur Vergabe der Fördermittel erhielt der Bund der Steuerzahler eine Stellungnahme des Innenministeriums, die irritiert: „Die Landesregierung wie auch die Gemeinde Putbus sind sich darüber einig, dass eine erfolgreiche Städtebausanierung den Wiederaufbau des historischen Schlosses miteinschließt, da das denkmalgeschützte Gebäude zum Ansehen der Region auf der Insel Rügen beitragen kann.“ Auch ist dort von einem „Denkmal von nationaler Bedeutung“ die Rede. Allerdings: Weiß man in der Landeshauptstadt etwa nicht, dass das Schloss bereits Mitte der 1960er-Jahre ganz und gar dem Erdboden gleichgemacht wurde? Und mit wem wurde in der Stadt vor der Vergabe der Fördermittel Einvernehmen hergestellt, wenn man dort nachweislich von nichts wusste? Diese Fragen blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Und in der Stadt gibt es bis heute keine Beschlusslage, die den Wiederaufbau des Schlosses zum Thema hat.

Dafür wurde hier ganz offenbar hemdsärmelig mit Steuergeld verfahren. Die Studie hat letztlich 68.000 Euro gekostet, bei einem Eigenanteil von lediglich 300 Euro des Vereins. Die Differenz zum ursprünglichen Bescheid mit 100.000 Euro soll an das Land zurückfließen. Dass das Schloss wiederaufgebaut wird, ist eher unwahrscheinlich – zum Glück für die Steuerzahler.

Foto: Michaela Skott

Der Bund der Steuerzahler meint

Das Anliegen des Vereins in allen Ehren, aber nicht einmal die ehemalige Fürstenfamilie hat ein Interesse an dem Wiederaufbau des Schlosses. Hier wurde Steuergeld mit vollen Händen zum Fenster herausgeworfen. Und das Land muss sich fragen lassen, wie es dazu kommen konnte.

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Autor des Artikels

Michaela Skott

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