
Sanierung des Augsburger Staatstheaters
Kostenexplosion bei der Sanierung des Augsburger Staatstheaters erhitzt die Gemüter
Was ist passiert?
Augsburg (BY). Die Sanierung des Augsburger Staatstheaters wird zu einem Mammutprojekt werden. Im Jahr 2016 hat der Stadtrat die Theatersanierung – Großes Haus mit Bühne, Zuschauerraum und Garderoben sowie Erweiterungsneubau mit Probebühnen, Werkstätten und Büros – mit einem Kostenrahmen von 186,3 Mio. Euro beschlossen. Seitdem hat sich vieles geändert. Es sind nicht nur die Sanierungskosten stetig angestiegen, auch die Organisation des Theaters wurde umgestaltet. So ist das Theater Augsburg zum 1. September 2018 ein Staatstheater geworden. Die Stadt Augsburg bleibt aber weiterhin Eigentümerin der Theatergebäude. Betrieben wird das Augsburger Staatstheater von einer neu errichteten Stiftung.
Somit müssen die Betriebskosten des Theaters nicht mehr allein von der Stadt Augsburg getragen werden. Sie werden zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Augsburg jeweils hälftig aufgeteilt. Die Verstaatlichung hat aber keine Auswirkung auf die Generalsanierung. Diese bleibt in städtischer Hand.
Seit dem Jahr 2016 sind der Stadt Augsburg allerdings die Sanierungskosten davongelaufen. Diese sind allein durch Baupreissteigerungen auf inzwischen 215,5 Mio. Euro gestiegen. Zuletzt hat die Preissteigerung bei etwa 5 Prozent jährlich gelegen. Da die Generalsanierung des Augsburger Staatstheaters jedoch bis ins Jahr 2026 andauern wird, werden die Kosten weiter steigen.
So ist bei dem Erweiterungsneubau, in dem unter anderem Verwaltung und Werkstätten untergebracht werden sollen, die bisherige Schätzung nicht einzuhalten. Sie war erst mit 72 Mio. Euro angesetzt worden, ging dann im Zuge von Erschwernissen (Brand- Kostenexplosionschutz, hoher Grundwasserstand) auf 125 Mio. Euro hoch und sollte schließlich durch Umplanungen auf 92 Mio. Euro eingedämmt werden. Geklappt hat das allerdings nicht. Mittlerweile rechnet man für einen funktionsfähigen Erweiterungsneubau mit Kosten in Höhe von mindestens 115 Mio. Euro. Dann läge die Gesamtsanierung für Großes Haus und Neubau bei 246 Mio. Euro. Rechnet man die Baupreissteigerungen für die kommenden Jahre ein, käme man bestenfalls auf 283,1 Mio. Euro (2,5 Prozent Steigerung) beziehungsweise auf bis zu 321,4 Mio. Euro (5 Prozent Steigerung).
Warum werden die Kosten für die Sanierung des Augsburger Staatstheaters so in die Höhe schnellen? Jeder private Bauträger würde in die Insolvenz gehen, wenn er so planen und so mit den Kosten umgehen würde. Ursachen für die erheblichen Mehrkosten sind neben allgemeinen Kostensteigerungen auch bauseitige Erschwernisse bzw. Überraschungen. Allein beim ersten Bauabschnitt, dem Großen Haus, bestehend aus Bühne, Zuschauerraum und Garderoben, werden die Kosten höher ausfallen. Zwar hat man bei Planungsbeginn im Jahr 2016 einen Kostenpuffer in Höhe von rund 22,7 Mio. Euro eingeplant, der allerdings schon komplett aufgebraucht ist, da noch vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten bei Untersuchungen am Gebäude Erschwernisse aufgetreten sind. So ist zum Beispiel das Fundament schwächer als angenommen. Es muss verstärkt werden, indem Zement mit Hochdruck in den Untergrund gespritzt wird. Zusätzliche Kosten für archäologische Ausgrabungen sowie für die Interimsspielstätte sind hinzugekommen.
Auch wenn die Sanierung des Augsburger Staatstheaters in Höhe von 75 Prozent der förderfähigen Kosten aus staatlichen Mitteln bezuschusst wird, bedeutet das wenig Trost für die Steuerzahler. Denn gleich aus welchem Finanzierungstopf die Mittel fließen, handelt es sich dabei stets um das Geld der Steuerzahler. Diese werden in jedem Fall die gewaltige Kostensteigerung zu schultern haben.
Foto: Maria Ritch/Michael Stocker
Der Bund der Steuerzahler meint
Angesichts der bisherigen Kostenentwicklung bei der Sanierung des Augsburger Staatstheaters steht zu befürchten, dass am Ende weit mehr als 320 Mio. Euro gleichsam „verspielt“ sein werden. Zu hoffen bleibt, dass das Theater nicht zu einer „Lechphilharmonie“ ausarten wird. Auf welch ein finanzielles Abenteuer hat man sich da eingelassen?
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Kostensteigerung beim Staatstheater liegt im erwartbaren Rahmen durch allgemeine Preissteigerung. Es steigen hier nicht in erster Linie die Kosten, sondern die zu erfüllenden Aufgaben. Unzureichende Bauausführung in der Vergangenheit, fahrlässige Vernachlässigung der Bauerhaltung und fehlende Reinvestitionen in den laufenden Betrieb führen betriebswirtschaftlich zu genau den desaströsen baulichen Zuständen, die jetzt behoben werden müssen. Die unerwartet hohen Kosten durch bislang versteckte Mängel zeigen die mangelhafte Bauüberwachung und fehlende Bauerhaltung in der Vergangenheit - in großen und wesentlichen Bereichen des Augsburger Theaters bestand Einsturzgefahr. Es wäre buchhalterisch korrekt, die immensen Schäden am Gebäude den angeblichen Sparmaßnahmen der Vergangenheit zuzuordnen, die sich damit als finanziell desaströse Milchmädchenrechnungen entpuppen. Regelmäßiges Zähneputzen ist günstiger als eine Gebiss-Sanierung, aber wer an der Zahnpasta und an den Kontrollen durch einen Zahnarzt spart...
Mit freundlichen Grüßen
Kai Abrell