
PR-Coup statt echter Hilfe in der Not?
Ohne nachweisbare Effekte will Mecklenburg-Vorpommern Balkonkraftwerke fördern
Was ist passiert?
Schwerin (MV). Die hohen Energiepreise sind in aller Munde. Viele Menschen sorgen sich, wie sie Heizung und Strom bezahlen sollen. Wer kann, sucht nach Alternativen. Im Sommer beschloss die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns auf einem „Energiegipfel“ neben weiteren Maßnahmen ein besonderes Förderprogramm: Mit insgesamt 10 Mio. Euro sollen private Balkonkraftwerke gefördert werden. 20.000 Haushalte könnten bei der geplanten Fördersumme von 500 Euro pro Mini-PV-Anlage profitieren, rechnete der Landwirtschaftsminister vor. Die Vergabe erfolgt nach dem Windhundverfahren, wer zuerst kommt, malt zuerst.
Doch, was vom zuständigen Landwirtschaftsminister als Hilfe in der Not und Schritt auf dem Weg hin zu den Erneuerbaren Energien angekündigt wird, hat Tücken. Denn dieses Förderprogramm ist ein klassischer Fall von gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Mecklenburg-Vorpommern hinkt seit einigen Jahren im Windkraftausbau deutlich hinterher. Allein die Genehmigung nur weniger neuer Windkrafträder würde die Nennleistung von 20.000 Balkonkraftwerke bei weitem übersteigen. Sie wären ein deutlich größerer Beitrag für die Energiewende, da sind sich alle Experten einig.
Für Privathaushalte hingegen ergibt sich, anders als der Landwirtschaftsminister es weis machen will, kaum ein Effekt in der aktuellen Krise. Bis sich die Erstinvestition von 1.000 bis 1.500 Euro amortisiert, kann es – trotz der aktuell hohen Strompreise – mehrere Jahre dauern. In diesem und auch im nächsten Winter werden jedenfalls keine nennenswerten Effekte spürbar sein. Noch dazu geht es bei dieser Förderung nicht einmal darum, ob das Balkonkraftwerk auch effizient arbeitet. Der Einsatz an einer Nordseite mit Baumverschattung würde genauso gefördert, wie eine Minianlage mit perfekter Ausrichtung im richtigen Winkel. Ein Gießkannenprogramm also. Doch kann sich das Land das in dieser angespannten Haushaltslage leisten? Der Landesverband Erneuerbare Energien MV sowie auch die Oppositionsparteien Grüne und FDP kritisieren das Projekt, verweisen auch auf den bürokratischen Aufwand, der durch die Antragsflut entsteht und abgearbeitet werden muss.
Noch ist das Verfahren zum Mittelabruf nicht eröffnet. Bleibt eine Chance die Verschwendung von Steuergeld zu verhindern?
Foto: Michaela Skott
Alternative Investition
Mit 10 Mio. Euro könnten bedürftige Unternehmen und Privatleute in der Krise gezielt gefördert werden.
Der Bund der Steuerzahler fordert
Das Förderprogramm sollte umgehend gestoppt werden. Die Förderung von Balkonkraftwerken ist mehr ein PR-Coup als sinnvolle Hilfe in der Krise.
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