
Plakatieren für das Umdenken
Teure Kampagne fordert Selbstverständlichkeiten
Was ist passiert?
Erfurt (TH). In der Thüringer Landeshauptstadt konnten ab Januar 2022 geneigte Leser 6 Monate lang großflächige Plakate der Kampagne „#erfurtstadtraum“ bewundern. Mit je einem Motiv pro Monat sollten Aspekte zum Thema Flächengerechtigkeit visualisiert werden. Ziel war, den Bürgern klarzumachen, dass der öffentliche Stadtraum für alle da sei – und nicht nur für den motorisierten Individualverkehr. Durch Plakataussagen wie „Ich mache Erfurt grüner!“, „Ich rette Leben!“ oder „Ich leiste einfach mehr!“ hofft die Stadtverwaltung, ein Umdenken vor allem bei Autofahrern zu erzeugen. Die Kampagne wurde unter anderem von einer Webseite begleitet.
Die Sinnhaftigkeit dieser Kampagne erschließt sich trotz Nachfrage bei der Stadt Erfurt nicht. Die Plakatmotive sind zum einen schwer verständlich – der Betrachter muss sich die Plakate sehr genau anschauen, um zu verstehen, wofür sie überhaupt werben. Zum anderen fordern sie zum Teil Selbstverständlichkeiten. So ruft das Motiv „Ich rette Leben!“ beispielsweise dazu auf, nicht so zu parken, dass Rettungswagen, Notarzt und Feuerwehr behindert werden. Wer dies bisher nicht tut, wird sicher auch nicht durch ein Plakat überzeugt werden. Außerdem stellt sich die Frage, ob nicht die Stadt selbst die Möglichkeit hat, eine bessere Ausnutzung des Stadtraums z. B. über die Ausweitung von Parkgebührzonen und verstärkte Kontrollen von Falschparkern zu steuern. Auch aus ökologischer Sicht ist eine großflächige Plakatierung aus Sicht des Bundes der Steuerzahler wenig zielführend.
Die Kosten der Kampagne betrugen 47.549,54 Euro brutto – umgerechnet Kosten, die „circa dem Wert der Herstellung von vier Parkstellflächen“ entsprechen, betont die Stadtverwaltung auf BdSt-Anfrage. Evaluierungsmaßnahmen zur Wirksamkeit der Plakate sind nicht geplant und seien auch nicht nötig. Die Stadtverwaltung sammelt „Eindrücke sowie Meinungen zur Kampagne und erhält so einen Überblick, wie die Plakate in der Öffentlichkeit ankommen und diskutiert werden. Allein das ist das Ziel der Kampagne.“ Sie selbst bewertet die Kampagne „#erfurtstadtraum“ als Erfolg.
Foto: Sven Ehling

Der Bund der Steuerzahler meint
Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Bei den Zielen der Kampagne sind sich sicher die meisten Bürger einig. Einer großflächigen Plakataktion hätte es daher nicht bedurft.
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Bemerkungen :
Hallo Herr Dr. Oehring.
Wenn sie schon das Geld, was für diese Kampagne ausgegeben wurde, mit Parkstellflächen für Autos aufwägen, dann lässt das tief blicken( Stichwort Lobbyismus). Das ist reine Polemik! Es liegt doch auf der Hand, dass wir viel zu viel MIV und wenig Platz in der Stadt haben. Das Ziel war übrigens die Sensibilisierung und die Erhöhung der Anwohnerparkgebühren im öffentlichen Verkehrsraum in Erfurt.
Danke.