
Neue Schilder oder Rückbau
Touristische Hinweisschilder sorgen überregional für Schlagzeilen
Was ist passiert?
Straubing/Bad Tölz-Wolfratshausen/Regensburg (BY). An der A95 befinden sich kurz vor der Auffahrt Wolfratshausen und in der Gegenrichtung zwischen den Abfahrten Murnau und Sindelsdorf zwei touristische Hinweisschilder, die auf das „Tölzer Land“ aufmerksam machen. Eine durchaus sinnvolle Werbung für ein touristisches Ziel. Doch leider sind die Hinweistafeln gleichsam in die Jahre gekommen. Daher sollten diese beiden Tafeln infolge wetterbedingter Abnutzung erneuert werden. Aber zu welchem Preis? Mit sage und schreibe rd. 60.000 Euro ist hierfür zu rechnen.
Diese Kosten wurden von der im Jahr 2018 gegründeten Autobahn GmbH des Bundes vorgegeben und waren nicht verhandelbar. Das war natürlich auch dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen viel zu teuer. Er hat sich daher für einen Rückbau der beiden Schilder entschieden. Doch auch diesen gibt es nicht zum Nulltarif. Rd. 12.000 Euro sind hierfür zu berappen.
Ähnlich verhält es sich bei zwei touristischen Hinweisschildern an der A3 bei Straubing. Auf diesen sind jeweils ein Tiger und ein Tukan abgebildet, die seit 2001 auf den Straubinger Zoo aufmerksam machen sollen. Doch auch an diesen Hinweistafeln nagte der Zahn der Zeit. Die Folie auf den Schildern sei eingerissen und löse sich teilweise ab, sodass die Wahrnehmbarkeit bei Tag und Nacht für die Verkehrsteilnehmer nicht mehr gegeben sei. Die witterungsbedingte Abnutzung zeige sich nicht nur durch beginnenden Moosbewuchs an den Motiven auf den Schildern, sondern auch an den beschädigten Halterungen der Tafeln. Eine Erneuerung der Hinweisbeschilderung sei daher erforderlich. Auch hier stellt sich die Frage nach den Kosten.
Mit sage und schreibe rd. 83.000 Euro ist nach einer ersten Schätzung der Autobahn GmbH des Bundes in Straubing für die Erneuerung der Hinweisschilder, inkl. Montage, Gabelständer und Fundamenten, einem Ablösebetrag und Verwaltungskostenzuschlag, Maßnahmen zur Verkehrssicherung sowie der Demontage der alten Tafeln zu rechnen. Diese enorm hohen Kosten verschlugen auch dem Straubinger Stadtrat die Sprache, der die Erneuerung der beiden Schilder daher einstimmig abgelehnt hat. Nach der Entscheidung des Straubinger Stadtrats hat die Autobahn GmbH nochmals Gespräche mit der Stadt Straubing bzgl. alternativer Lösungen aufgenommen. Die Ergebnisse waren zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch offen.
Eine ähnliche Erfahrung musste die Stadt Regensburg machen. Dort weisen an der A3 und A93 vier touristische Schilder auf das „Welterbe Regensburg“ hin. Die Erneuerung der vier Tafeln erfordert Kosten in Höhe von 151.400 Euro, die von der Stadt Regensburg als Auftraggeberin getragen werden müssten und auf zwei Ausführungszeiträume in den Jahren 2024 und 2026 verteilt würden. Hierzu teilte die Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg u. a. Folgendes mit: „Im Rahmen des umfassenden Ausbaus der A3 östlich von Regensburg wurde im Juli 2020 die auf Höhe km 500,600 (Bereich Neutraubling) befindliche Tafel, veranlasst durch die Autobahn GmbH, abmontiert. Eine Wiederaufstellung an gleichem Ort nach Abschluss der Bauarbeiten war laut Auskunft der Autobahn GmbH nicht mehr möglich, ein Ersatzstandort weiter östlich wurde angeboten. Analog der Vorschriften durch das Regelwerk RtB 2008 (Richtlinien für touristische Beschilderung) war nun eine größere Abmessung der Tafeln erforderlich, die entsprechende Mehrkosten auch bei Montage, Fundamenten und Ständerbauten nach sich zieht“. […] Im Juli 2021 erhielt Regensburg mit dem Eintrag des ‚Donaulimes’ auf die UNESCO-Liste einen zweiten Welterbetitel. Dieser sollte auch auf einer möglichen neuen Hinweistafel zum Welterbe Regensburg Eingang finden und eine entsprechende Neugestaltung der Tafeln wurde mit der Schilderfirma sowie der Autobahn GmbH konzeptioniert. Gleichzeitig wurde bekannt, dass auch im Rahmen der geplanten Bauarbeiten an der A93 im Süden Regensburgs die bestehende Hinweistafel entfernt und in entsprechender Regelkonformität nach RtB 2008 nach Abschluss der Bauarbeiten erneuert werden müsste.
Analog den Vorschriften durch die Autobahn GmbH müssen bei einer Namens-/Bildänderung alle Standorte eines touristischen Ziels angepasst werden. Dies bedeutet bei einer Aktualisierung einer Tafel mit dem zweiten Welterbetitel ‚Donaulimes’ und einem neuen Design der Hinweistafeln für Regensburg die Erneuerung der weiteren drei Tafeln mit gleichem Inhalt zu den genannten Kosten …“
Die Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg teilte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses des Schwarzbuchs mit, dass „derzeit Alternativen zur Erneuerung der vier Hinweistafeln zum Welterbe Regensburg geprüft werden, da auch aus Sicht der Stadtpolitik die Kosten für die Gesamtmaßnahme beträchtlich sind“.
Foto: Maria Ritch/Michael Stocker
Der Bund der Steuerzahler meint
Die sündteuren Erneuerungs- wie auch Rückbaukosten von touristischen Hinweisschildern verschlagen vielen Steuerzahlern die Sprache. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage erlaubt sein, ob sich die Privatisierung der Autobahnverwaltung durch den Bund mit dem Ziel, durch kostensenkende Effizienzgewinne mehr investieren zu können, nicht nur bürokratischer, sondern sogar kostentreibend auswirkt.
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