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19.10.2022

Marburg konnte das Wasser nicht halten

Defektes „Wasserband“ ließ unbemerkt 20. Mio. Liter versickern

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Was ist passiert?

Marburg (HE). Im mittelhessischen Marburg wurde in den Jahren 2007 bis 2011 im Rahmen der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme „Nördliche Altstadt“ die Straße Ketzerbach umgebaut. Der Parkplatz zwischen den beiden vielbefahrenen Fahrspuren wurde zurückgebaut und darauf ein sogenanntes Wasserband als Kunstinstallation errichtet. Seit nun 15 Jahren fließt im „Wasserband“ treppenartig ein künstliches Bächlein durch die Ketzerbach. Die Stadt erhoffte sich davon, das Klima vor allem an heißen Tagen zu verbessern. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen betrugen 2,68 Mio. Euro, für die Marburg Fördergelder von Bund und Land in Höhe von insgesamt 1,79 Mio. Euro erhielt. Die Kosten für das „Wasserband“ allein lagen bei 233.000 Euro.

Das „Wasserband“ ist im Unterhalt nicht ganz günstig. In einem störungsfreien Jahr liegen die Unterhaltskosten bei 9.500 Euro: 3.200 Euro für die bauliche Unterhaltung, 5.400 Euro für den Strombedarf und 900 Euro für den Wasserverbrauch. Der durchschnittliche Wasserverlust durch Verdunstung liegt bei 500.000 Litern Wasser pro Saison.

Im Jahr 2019 kam es viel schlimmer: Insgesamt 19,9 Mio. Liter Wasser versickerten in nur einem Sommer unbemerkt im Boden. Laut der Stadt entspricht dies 83.000 Liter Wasser pro Betriebstag. Die Kosten von 35.000 Euro trugen die Steuerzahler. Wie konnte es dazu kommen?

Im Herbst 2019 wurde – wie üblich – das Wasser wegen des bevorstehenden Winters abgestellt. Beim Kontrollieren des Zählerstands bemerkte die Stadt dann den enormen Wasserverlust. Bei einer umfassenden Überprüfung wurde dann der Schaden sichtbar: beschädigte Dichtungen, zahlreiche Lecks, Schäden an den Leitungen, Ablaufrinnen und Anschlüssen und teilweise Hohlräume im Pflasterunterbau. Die notwendige Reparatur schlug mit 22.000 Euro zu Buche. Dabei stellte die Stadt auch fest, dass am „Wasserband“ Materialien eingesetzt wurden, die für diesen Zweck nicht geeignet sind: Die ursprünglichen Rinnen wiesen deutliche Korrosionsspuren auf und mussten ausgetauscht werden. Nach intensiven Wartungsarbeiten ging das „Wasserband“ im Frühjahr 2022 wieder in Betrieb. Doch schon nach kurzer Zeit waren wieder mehrere Schäden erkennbar. Die Stadt gibt als Kosten für den Ersatz der defekten Teile 500 Euro an – rechnet man allerdings die Handwerkerleistungen hinzu, dürften die Aufwendungen deutlich höher liegen.

Ein erhöhter Wasserverbrauch wurde übrigens schon 2017 und 2018 festgestellt. Aber damals untersuchte Marburg das „Wasserband“ nur oberflächlich und sah Vandalismus und extreme Hitzeperioden als Ursachen. Auf eine regelmäßige Kontrolle des Wasserzählers verzichteten die Verantwortlichen – ein schwerer Fehler, wie sich herausstellte.

Das „Wasserband“ zurückzubauen ist für die Stadt Marburg jedoch keine Option, denn es würde die Rückzahlung der För­dergelder drohen. Für die Steuerzahler würde es dann vielleicht noch teurer, bedenkt man die Rückbaukosten.

Foto: Jochen Kilp

Der Bund der Steuerzahler meint

Es ist absurd: Während in der hessischen Landespolitik über einen „Wassercent“ nachgedacht wird, um die Bürger zum Wassersparen zu animieren, versickern in Marburg 20 Mio. Liter Trinkwasser in kürzester Zeit. In Zeiten von Klimawandel, Trockenheit und Hitze sollten Wasserstände regelmäßig überprüft werden. Hoffentlich hat die Stadt daraus gelernt und kontrolliert den Wasserzähler nun häufiger.

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