
Luxus-Tunnel für Blankeneser Kröten
Für mehr als eine halbe Mio. Euro: Amphibienleitsystem unter einer Fahrradstraße angelegt
Was ist passiert?
Hamburg. Der Hamburger Stadtteil Blankenese gilt als feine Adresse mit großen Grundstücken direkt an der Elbe. Offensichtlich dachte sich das zuständige Bezirksamt Altona, dass es auch für Kröten eine Nummer größer und feiner sein darf. Für 465.848 Euro wurde daher entlang des Falkensteiner Ufers und des Falkensteiner Wegs ein 465 m umspannendes Amphibienleitsystem mit vier Tunneln (Querungen) angelegt, dessen Sinnhaftigkeit nach wie vor in der Kritik steht.
Der Umwelt- und Artenschutz ist zweifellos von großer Bedeutung. Dennoch gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, wie und wo Schutzmaßnahmen umgesetzt werden sollten. Während an viel befahrenen Straßen größere Projekte sinnvoll sein mögen, stellt sich jedoch die Frage, ob dies auch für eine Fahrradstraße gelten soll, die ausschließlich für den motorisierten Anliegerverkehr zugänglich ist. Bei mehreren Stichproben stellte der BdSt Hamburg fest, dass dort kaum Autos fahren. Außerdem legte das zuständige Bezirksamt bisher keine aktuellen Verkehrsbelastungszahlen vor, sondern bezieht sich auf eine Statistik aus dem Jahr 2013 – die auf nur einem einzigen Zähltag basiert. Es bestehen also keine Daten, die die Notwendigkeit dieses Krötenprojekts rechtfertigen könnten.
Doch nicht nur die Maßnahme selbst ist zu beanstanden. Zusätzlich kam es zu einer Kostenexplosion. 2021 sollte der Krötentunnel noch 200.000 Euro kosten, zwei Jahre später waren es bereits 420.100 Euro – und am Ende kostete das Amphibienleitsystem mehr als eine halbe Mio. Euro. Bodenabfuhr und -entsorgung, Baumschutzmaßnahmen sowie Anpassungsarbeiten an einer Bestandsmauer und ein zusätzliches Geländer als Absturzsicherung für Fußgänger und Radfahrer verursachten laut Bezirksamt die Kostensteigerung.
Die Krötenwanderung findet in der Regel lediglich einige Wochen im Jahr statt. Hier stellt sich durchaus die Frage, ob da nicht Hinweisschilder ausgereicht hätten. Zusätzlich gibt es tatsächlich keine Zahlen darüber, ob für den Rückgang der Krötenpopulation der Verkehr verantwortlich ist.
Nachdem die Anlage fertiggestellt wurde, soll nun ihre Notwendigkeit auch mit Zahlen belegt werden. Dazu wurde eine Kameraüberwachung installiert. Die Kosten trägt der Naturschutzbund (NABU) – laut seinen Angaben dank einer privaten Spende. Doch die Top-Technik macht Probleme, denn die Kameras reagieren auf Körperwärme. Amphibien aber sind wechselwarme Tiere und passen ihre Körpertemperatur der Außentemperatur an, was dann vor allem nachts nicht für die Kamera-Erkennung ausreicht. Jetzt sollen neue Kameras her.
Bislang griffen die Naturschützer auf Eimer zurück, um die Krötenpopulation zu überwachen. Dazu wurden im Ausgangsbereich der neuen Tunnel Eimer in die Erde gegraben, die während der Krötenwanderungen von Helfern zweimal am Tag geleert werden mussten – also fast so wie vor dem Bau der Tunnel, die eigentlich doch die Schutzzäune, Eimer und die Arbeit von ehrenamtlichen Helfern ersetzen sollten.
Foto: Sascha Mummenhoff
Alternative Investition
Für 500.000 Euro hätte man zwei Personen 68 Jahre lang (zehn Tage pro Jahr, jeweils 14 Stunden) für das Einsammeln der Kröten bezahlen können.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
An einer stark befahrenen Straße mag eine solch umfangreiche Maßnahme sinnvoll sein, aber hier ist sie fragwürdig. Der BdSt hätte sich eine Lösung gewünscht, die auf ehrenamtliches Engagement, Hinweisschilder und auf mobile Lösungen setzt. Auch der Nutzen dieses teuren Amphibienschutzsystems sollte im Interesse des Steuerzahlers dokumentiert werden. So kann man nur hoffen, dass die Kröten den teuren Tunnel zu schätzen wissen.
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