
Kosten für Stadthallen-Sanierung verdoppelt
Binnen 5 Jahren verdoppelten sich die Kosten der Stadthallen-Sanierung
Was ist passiert?
Göttingen (NI). Seit ihrer Eröffnung 1964 bietet die Göttinger Stadthalle für kleinere Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen Platz für bis zu 1.500 Besucher. Auch Tagungen, Ausstellungen oder kleinere Messen fanden dort regelmäßig statt. Mehr als 50 Jahre Veranstaltungsbetrieb gingen natürlich nicht spurlos an der Halle vorbei. Eine veraltete Technik sowie ihr schleichender Verfall hievten die Stadthalle in den 2010er-Jahren zwangsläufig auf die Tagesordnung der städtischen Gremien.
Im Mai 2017 beschloss der Stadtrat schließlich eine umfassende Sanierung. Die Verwaltung ging davon aus, dass dies für 19,5 Mio. Euro zu bewerkstelligen sei. Die Kosten eines alternativen Ersatzneubaus ließ sie nicht genauer untersuchen, um das Planer-Honorar einzusparen; eine nur überschlägige Schätzung ging von 40 bis 45 Mio. Euro aus. Für die Verwaltung war dies Grund genug, um dem Rat die vermeintlich günstige Sanierung zu empfehlen.
Anfang 2019 dann der erste Rückschlag: Die Sanierung wurde mit 29,5 Mio. Euro rund 10 Mio. Euro teurer. Neben allgemeinen Preissteigerungen begründete die Stadt dies u. a. mit einer moderneren Bühnentechnik, erhöhten Anforderungen an die Baustelleneinrichtung, einer aufwendigeren Dachsanierung sowie der Neugestaltung der markanten Außenfassade, für die eigens ein Gestaltungswettbewerb ins Leben gerufen worden war – allesamt Dinge, über die eigentlich vor Baubeginn Planungssicherheit hätte bestehen müssen. Um weitere Überraschungen zu vermeiden, plante die Stadt einen Puffer von 1,8 Mio. Euro ein.
Zu wenig, wie sich im Laufe des Jahres 2021 herausstellen sollte. Weil nach städtischen Angaben der bauliche Zustand einiger Gebäudeteile schlechter und die Schadstoffbelastung höher war als angenommen, stiegen die Kosten auf 34,6 Mio. Euro. Abermals versprach ein Puffer in Höhe von 1,2 Mio. Euro Sicherheit. Die Wiedereröffnung wurde auf Sommer 2023 verschoben; zu Beginn hatte man noch mit einer Eröffnung im Jahr 2021 gerechnet.
Im Juni 2022 der nächste Schock: Die Sanierung der Stadthalle wurde schon wieder teurer – diesmal 6,9 Mio. Euro. Das ist der dritte große Kostensprung innerhalb von 5 Jahren. Mit 41,5 Mio. Euro wird die Stadthallensanierung also mindestens doppelt so teuer wie bei Beschlussfassung im Mai 2017 angegeben. Verantwortlich macht die Stadt jetzt Material- und Lohnpreissteigerungen im Bausektor. Sie seien Folge der Auswirkungen der Coronapandemie und des Ukraine-Kriegs, die zu einer Materialverknappung und zu gestörten Lieferketten geführt hätte.
Es könnte sogar noch schlimmer kommen. Die Stadtverwaltung warnt, dass die Prognosen „unter dem Vorbehalt erheblicher Risiken aufgestellt“ worden seien. Weitere Kostensteigerungen und Verzögerungen können demnach nicht ausgeschlossen werden. Gut möglich also, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.
Foto: Jan Vermöhlen
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Eine Verdopplung der Baukosten innerhalb von 5 Jahren ist auch durch die rasante Baupreisentwicklung der vergangenen Jahre nicht zu erklären – die Planungen der Stadt waren schlicht und ergreifend unvollständig. Zudem unterschätzte sie offenbar die Risiken, die mit dieser Sanierung einhergehen würden. Es rächt sich nun, dass die Stadt einen Neubau nie ernsthaft in Erwägung gezogen hat.
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