(K)ein Krankenwagen für Wölfe
Deutschlands einziger „Wolfskrankenwagen“ dient inzwischen der Tierkadaverentsorgung
Was ist passiert?
Region Hannover (NI). Die Inbetriebnahme von Deutschlands erstem „Wolfskrankenwagen“ in der Region Hannover hatte 2017 für reichlich Aufsehen gesorgt. Der eigens für den Weitertransport verunfallter Wölfe konzipierte Spezialanhänger – Anschaffungskosten: circa 11.000 Euro – zeichnete sich u. a. durch wildtiersichere Innenwände, ein Transportbrett mit Fixiergurten, Stabschlingen und Netze zum Einfangen der Tiere, Bissschutzhandschuhe, einen Maulkorb und sogar eine Heizdecke für die verletzten Tiere aus. Verschiedene Beleuchtungsvorrichtungen sollten zudem für die gebotene Verkehrssicherheit an der Unfallstelle sorgen. Der „Wolfskrankenwagen“ schien also alles zu bieten, was es für eine erfolgreiche Wolfsrettung braucht. Was allerdings bis zum Schluss fehlte, waren Patienten.
Schon bei der Inbetriebnahme hatten Kritiker auf den fehlenden Bedarf hingewiesen, weil es in der Region Hannover nur äußerst selten zu Verkehrsunfällen mit Wolfsbeteiligung käme. Zudem würden die Tiere dabei in aller Regel sofort an den Unfallfolgen verenden, spätestens jedoch bis zum Eintreffen des Wolfsberaters und dem Spezialanhänger. Die Verwaltung verwies dagegen auf die unklare Rechtslage im Umgang mit verunglückten Wölfen, auf steigende Unfallzahlen in der Region und darauf, dass der Anhänger auch den Nachbarlandkreisen gegen eine Unkostenpauschale zur Verfügung stünde.
Die Kritiker sollten am Ende recht behalten, wie Nachforschungen des Bundes der Steuerzahler ergaben: Demnach waren in der Region Hannover zwischen Januar 2017 und Mai 2022 insgesamt zwölf Straßenverkehrsunfälle mit Wölfen verzeichnet worden. Der spezielle Wolfsanhänger kam dabei allerdings kein einziges Mal zum Einsatz, weil die Tiere – wie vorausgesagt – schnell ihren Verletzungen erlagen. Auch die benachbarten Landkreise hatten den Spezialanhänger in dieser Zeit nicht ein einziges Mal angefordert. Die Außerdienststellung des „Wolfskrankenwagens“ war also folgerichtig.
Nach Auskunft der Regionsverwaltung wurde der Anhänger im Mai 2022 an den Fachdienst „Veterinärwesen“ übergeben, der ihn im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung zum Transport von Wildschweinkadavern und sichergestellten Tieren wie z. B. Hunden einsetzen wird. Die kostspielige Spezialausstattung eines „Wolfskrankenwagens“ hätte es dafür sicher nicht gebraucht.
Foto: Marcus Prell
Der Bund der Steuerzahler meint
Es war schon 2017 abzusehen, dass für den Spezialanhänger kein Bedarf besteht. Auch dass für die von der Region Hannover angeführten rechtlichen Unsicherheiten andere Schritte erforderlich sein würden als die flächendeckende Ausstattung mit „Wolfskrankenwagen“, war klar. Wenig überraschend fanden sich daher bis heute bundesweit auch keine Nachahmer für dieses Spezialgefährt.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Sehr geehrter Herr Vermählen,
bestünde eventuell die Möglichkeit, das Bild zum Wolfskrankenwagen für einen Artikel in unserem Magazin zu verwenden?
Über eine Rückmeldung Ihrerseits würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Kim Trautmann