
Kanalausbau wird immer teurer
Brücke wird vier Mal so teuer und Schleusen fast drei Mal so teuer wie geplant
Was ist passiert?
Kiel (SH). Ursprünglich war der Ausbau der Oststrecke des Nord-Ostsee-Kanals, der die Elbe mit Kiel verbindet, bereits für die 1990er-Jahre geplant, die Weststrecke ist für größere Containerschiffe schon länger bereit. Doch zunächst erhielten die Projekte der Deutschen Einheit im Bundesverkehrswegeplan Vorrang. Jetzt kämpfen die Verantwortlichen mit aberwitzigen Kostenexplosionen und kaum noch erklärbaren Bauzeitverlängerungen.
Beispiel Levensauer Hochbrücke bei Kiel: Sie muss verbreitert werden, damit größere Schiffe hindurchfahren können. In den 1894 errichteten Brückenlagern haben sich jedoch Fledermäuse angesiedelt. Um sie zu schützen, sollte eines der Widerlager erhalten und darüber die neue Brücke gebaut werden. Doch jetzt stellte sich heraus, dass das alte Lager ohne die aufliegende Brücke nicht standfest ist und in den Kanal zu rutschen droht. Aus ursprünglich 47 Mio. Euro sind so mittlerweile 215 Mio. Euro für die Ersatzbrücke geworden.
Dabei wissen Fledermaus-Experten, dass sich diese Tiere durchaus umsiedeln lassen, wenn man ihnen geeignete Ersatzquartiere zur Verfügung stellt.
Beispiel kleine Schleusen in Kiel, die 1895 fertiggestellt worden sind: Sie müssen erneuert werden und wurden deshalb mit Sand gefüllt. Die geplanten Kosten sind in der Zwischenzeit von 240 Mio. Euro auf mittlerweile 650 Mio. Euro gestiegen. Als Grund dafür wird unter anderem angegeben, dass der durch den Klimawandel verursachte Meeresspiegelanstieg der Ostsee in den neuen Planungen berücksichtigt werden soll. An einen Baubeginn der neuen Schleusen ist derzeit nicht zu denken.
Beispiel Verbreiterung des Kanalbetts: Im Juli 2022 sollte nach 3 Jahren Vorbereitung mit dem Abbaggern unter der Wasseroberfläche begonnen werden. Jetzt hat man festgestellt, dass der Boden dafür zu rutschig ist und Teile der Böschung abzusacken drohen. Deshalb wurden die Arbeiten vorläufig um ein Jahr verschoben, Gutachter sollen nun eine Lösung erarbeiten. Im Bundeshaushalt sind jetzt 500 Mio. statt ursprünglich 130 Mio. Euro veranschlagt – mit dem Hinweis allerdings, die Kalkulation sei „nicht aktuell“.
Währenddessen wurden im gesamten Kanalverlauf unter dem Wasserspiegel überraschend Böschungslöcher festgestellt, die zu einer Geschwindigkeitsreduzierung für Schiffe führen. Dabei gehört der Nord-Ostsee-Kanal zu den meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen der Welt – immerhin ein Drittel der im Hamburger Hafen umgeschlagenen Container wird darüber weitertransportiert.
Foto: Bund der Steuerzahler Schleswig-Holstein
Alternative Investition
Für rund 1 Mrd. Euro könnte eines der hochmodernen U-Boote mit lautlosem Brennstoffzellenantrieb beschafft werden, die derzeit gemeinsam für Norwegen und Deutschland gebaut werden.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Die Planungen des Kanalausbaus sind mangelhaft. Dadurch zieht sich nicht nur die Ausführung in die Länge, sondern auch die Kosten explodieren.
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