Hoppla, jetzt komme ich! Sozialministerin mit eigenem Podcast
Ein Podcast auf Kosten der Steuerzahler gerät zur Selbstdarstellung einer Ministerin
Was ist passiert?
Schwerin (MV). Podcasts sind beliebt. Stars und Sternchen haben einen, auch der Bundeskanzler informiert regelmäßig im Podcast „Kanzler kompakt“. In der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Sozialministeriums von Mecklenburg-Vorpommern muss man sich da wohl gedacht haben, dass es nur recht und billig sei, wenn die Sozialministerin des Landes, Stefanie Drese, auch einen eigenen Podcast hat. Und so wurde der Podcast „Die Drese“ im Oktober 2022 aus der Taufe gehoben. In der Pilotfolge erklärt die Sozialministerin, die als „Hauptdarstellerin“ des Podcasts angekündigt wird: „Es soll also darum gehen, dass ich mich als Ministerin vorstellen kann […].“
Aufgezeichnet, moderiert und bearbeitet wird der Podcast, so hieß es aus dem Ministerium, von einem Mitarbeiter „mit Radio-Vergangenheit“ aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. In der Sendung selbst geht es stets launig zu. Man duzt sich. In Häppchen wird über aktuelle Themen aus den Bereichen Soziales, Integration, Familie, Gesundheit und Sport, aber auch viel über Persönliches gesprochen. So erfahren wir, welchen Sport die Ministerin treibt, ob sie lieber Hosen oder Röcke trägt – „Rock, kurz!“ – und dass sie lieber eine Kabinettssitzung als eine Landtagssitzung besucht. Im Ministerium zeigte man sich begeistert von der Resonanz auf den Podcast – und meinte damit auch die kritische Berichterstattung in den regionalen Medien nach der Pilotfolge. Motto: Bad news are good news, too.
Der YouTube-Kanal des Sozialministeriums zeigte im August insgesamt etwas mehr als 500 Aufrufe für alle Folgen, darunter 247 für die erste und 30 für die jüngste. Nach Angaben des Ministeriums hat der Podcast inzwischen rund 400 Abonnenten und bis zu 250 Zugriffe pro Folge. Auch wenn die Produktionskosten für den Podcast selbst – den eigene Mitarbeiter produzieren – mit „0“ veranschlagt werden, fließt hier Steuergeld: Das Werbebudget für Anzeigen in Magazinheften, Werbung auf digitaler Großfläche und Postkarten, um den Podcast bekannt zu machen, beträgt laut Sozialministerium bisher 8.890 Euro. „Viel Budget für wenig Inhalt“ titelte ein regionales Magazin Anfang des Jahres.
Übrig bleibt die Frage: Ist ein Podcast, der über die Arbeit des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Sport berichtet, legitim? Die Antwort darauf lautet: Ja. Doch in diesem Podcast geht es um mehr und vor allem um etwas anderes, wie schon der Name verrät: Es geht um die Selbstdarstellung einer Ministerin auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Und dafür gibt es keine Bagatellgrenze.
Foto: Foto: bnenin – stock.adobe.com
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
An einem Politiker-Podcast ist grundsätzlich nichts auszusetzen, wenn dieser nicht zur Selbstdarstellung gerät. Dies ist hier jedoch der Fall. Der Podcast sollte neu ausgerichtet werden und sich an Inhalten orientieren.
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