Hamburgs teuerstes WC ist ein Griff ins Klo
Für 2,08 Mio. Euro saniert, ist dieses Luxus-Klo jetzt wieder ein Rohbau
Was ist passiert?
Hamburg. Zugegeben: Die Lage von Hamburgs wohl teuerster öffentlicher Toilette ist exklusiv – mitten in der Hamburger Innenstadt, auf der beliebten Einkaufsmeile Mönckebergstraße, und dazu noch unterirdisch. Doch obwohl die Toilettenanlage etwas mehr als ein Jahr lang (von Oktober 2022 bis November 2023) für 2,08 Mio. Euro saniert wurde, ist sie bereits wieder geschlossen – nach nur drei Monaten Betrieb. Große Mengen Wasser sollen in die unterirdische WC-Anlage eingedrungen sein. Die Suche nach dem Grund für den massiven Wasserschaden dauerte Monate. Auch deshalb musste die Toilette in den Rohbauzustand zurückversetzt werden. Immerhin: Mitte August gab der Senat bekannt, was der Grund für das Eindringen von Wasser in die Anlage sei. „Nach aktuellem Gutachten wurde durch das bauausführende Unternehmen beim Ausbau im Rahmen der Sanierung und des Umbaus keine wasserdichte Wanne hergestellt“, heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage. „Die Neuplanungen für den Rohbau wurden bereits beauftragt.“
Eingeweiht wurde Hamburgs Flop-Klo übrigens anlässlich des Bürgerfests zum „Tag der Deutschen Einheit“ am 3.10.2023. Hamburg wollte sich angesichts tausender Gäste von seiner schönsten Seite zeigen: Die Ausstattung des Luxus-Klos kann sich nämlich sehen lassen. So sollten Glas und Stahl den Klo-Gang zu einem Erlebnis machen. Schon der Zugang ist dank eines Fahrstuhls besonders, dazu ein Toilettenlift für Menschen mit Gehbehinderung und ein Bereich mit Wickeltisch für junge Familien. Sogar ein genderneutraler Raum wurde eingerichtet.
Wann bzw. ob die Toilette überhaupt wieder in Betrieb genommen werden kann, ist nicht bekannt. Der Sachverhalt werde technisch, wirtschaftlich und juristisch von allen am Bau beteiligten Parteien aufgearbeitet, teilte die Presseabteilung der Hamburger Stadtreinigung mit – sie ist für den Betrieb der öffentlichen Toiletten in Hamburg zuständig.
Ob für die entstandenen Zusatzkosten am Ende der Steuerzahler aufkommen muss oder die verantwortliche Baufirma haftet, ist offenbar auch noch unklar. „Verschulden und Haftung werden – unter Wahrung der Fristen – von der Stadtreinigung Hamburg erst im weiteren Abwicklungsprozess ermittelt“, heißt es in der Stellungnahme des Senats.
Kostensteigerungen sind bei diesem Projekt übrigens die Regel: Der ursprüngliche Umbau der unterirdischen WC-Anlage sollte 1,4 Mio. Euro kosten. Daraus wurden dann 2,08 Mio. Euro. Man darf gespannt sein, was Hamburgs wohl teuerstes Klo am Ende kosten wird – und wer die Rechnung zahlt.
Foto: Sascha Mummenhoff
Alternative Investition
Für zwei Mio. Euro hätte die Stadt Hamburg einmalig 5.264 der besten Dixi-Toiletten – mit LED-Beleuchtung, Heizlüfter und Handdesinfektionsspender – aufstellen können.
Der Bund der Steuerzahler meint
Wieder einmal scheiterte die Stadt Hamburg an einem Bauvorhaben. Obwohl es dieses Mal nur um eine Toilette geht, ist der Schaden gigantisch: 2,08 Mio. Euro wurden sprichwörtlich bereits im Klo versenkt. Wie teuer es noch werden wird, ist unklar. Zudem könnte ein Rechtsstreit zwischen der Stadt, dem beauftragten Architekten und den Handwerksbetrieben drohen.
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