
Gastspiel: New York, Rio …, Peenemünde?
Fast 1 Mio. Euro zahlte MV für Auftritte des New York Philharmonic-Symphonieorchesters
Was ist passiert?
Peenemünde (MV). Peenemünde ist ein kleiner Ort auf der Insel Usedom. Im Zweiten Weltkrieg befand sich dort das größte militärische Forschungszentrum Europas. Ein Museum arbeitet die Geschichte des Orts auf. Unter dem Motto „Peace to the World“ fanden dort im Frühjahr im Rahmen des Usedomer Musikfestivals drei Sonderkonzerte des weltberühmten New York Philharmonic-Symphonieorchesters statt. Mit diesem exklusiven Gastspiel wollten sich die Veranstalter für eine „Erinnerungskultur und Aussöhnung mit den Opfern einsetzen und dabei nachhaltig für ein weltoffenes Bundesland Mecklenburg-Vorpommern voll Lebensqualität in aller Welt werben“. Zum Auftakt der Konzertreihe gibt sich die Landesprominenz die Klinke in die Hand, schöne Foto- und Filmaufnahmen erscheinen in den Medien.
10 Jahre hatte der Festival-Intendant nach eigenen Angaben auf diesen Moment hingearbeitet und sich damit einen Traum erfüllt. Diese exklusive Konzertreihe ließ sich das Land 910.000 Euro kosten, die Fördermittel stellte das Wirtschaftsministerium bereit.
Als schon längst alle Verträge geschlossen und alle Karten verkauft waren, flog die Landtagspräsidentin, die auch Präsidentin des Tourismusverbandes ist, noch im Frühjahr zur Vorbereitung der Konzertreihe für einen Kurzbesuch nach New York. Kosten: 4.000 Euro. Zum Vergleich: Für alle Musikfestivals zusammen gibt das Land Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2022 rund 400.000 Euro aus. Die Landesförderung für diese eine Konzertreihe überschreitet demnach das Jahresbudget der sonstigen Förderung von Musikveranstaltungen um mehr als das Doppelte. Die Künstler im Land hingegen haben bereits zwei Jahre Pandemie hinter sich, in denen sie kaum Auftritte hatten und auf Einnahmen verzichten mussten.
Der Effekt für den Tourismus, zumal es sich um ein einmaliges Gastspiel handelt, dürfte insgesamt kaum spürbar sein. Auch ist nicht zu erwarten, dass die Usedomer Festspiele gerade durch dieses eine Engagement nun dauerhaft zu Weltruhm gelangen.
Foto: Jens Büttner

Alternative Investition
Für 910.000 Euro könnte das Land Mecklenburg-Vorpommern 455 junge Nachwuchsmusiker mit einem Stipendium von 2.000 Euro unterstützen.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Zweifellos waren die Konzerte gelungen, dennoch handelt es sich um eine teure Imagepflege für eine Landesregierung, die lieber schöne Bilder produziert, als nachhaltig und wirksam Kunst und Kultur zu fördern.
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