
Fischtreppe funktioniert nur eingeschränkt
Millionenschwere Fischtreppe ist nicht voll funktionsfähig
Was ist passiert?
Dessau-Roßlau (ST). Im Jahr 2014 wurde am Dessauer Wehr eine Fischaufstiegsanlage (FAA) mit Gesamtkosten in Höhe von rund 5 Mio. Euro geplant. Schon damals meldete ein Umweltverband Bedenken an, konnte sich damit aber bei der Genehmigungsbehörde nicht durchsetzen. So wurde u. a. bemängelt, dass ein Vergleich der verschiedenen FAA-Varianten fehle; auch die Frage nach der technischen Bauweise wurde aufgeworfen.
Der Baustart war im Jahr 2015, die Eröffnung der Fischtreppe wurde im Jahr 2017 gefeiert. Gutachterliche Untersuchungen zur Funktionskontrolle veranlasste der Landesbetrieb für Hochwasserschutz im Frühjahr und Herbst 2019 selbst in Form eines Monitorings. Die damals erstellten Gutachten waren lange Zeit nicht öffentlich, möglicherweise auch deswegen nicht, weil sie belegen, dass die Anlage „Funktionseinschränkungen“ aufweist. Außerdem haben die gutachterlichen Untersuchungen und Bewertungen gezeigt, „dass bezüglich der Funktionsfähigkeit der FAA Optimierungspotential besteht“.
Zu den konkreten Mängeln: Laut Gutachten haben im Frühjahr 2019 weniger Fische die Fischtreppe passiert als unter optimalen Bedingungen zu erwarten gewesen wäre. Auch sollen bei den Funktionskontrollen eine hohe „Aufstiegszahl“ bei den Fischen nur dadurch ermöglicht worden sein, weil in der FAA der Durchfluss gedrosselt wurde. Die Drosselung des Durchflusses in der FAA wird offensichtlich „bis zum Vorliegen nachhaltig wirkender Lösungen“ als Verbesserungsmöglichkeit zur Optimierung des Fischaufstiegs angesehen. Allerdings spricht auch schon das Gutachten vom Herbst 2019 davon, dass „aufgrund der ausschließlich manuellen Bedienbarkeit der Anlage ein beträchtlicher personeller Aufwand entsteht“. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz weist jede Kritik zurück.
Aus Sicht der Kritiker werden mit dem Gutachten aus dem Jahr 2019 die bereits bei der Planung aufgezeigten Probleme bestätigt. Die millionenschwere Anlage funktioniert nur eingeschränkt. Die Ursachen für die eingeschränkte Funktionsfähigkeit der FAA sollen u. a. in Planungsfehlern wie dem zu steilen Einstiegswinkel und den zeitweilig zu hohen Strömungsgeschwindigkeiten liegen. Wie kann es sonst sein, dass laut Gutachten Lachse bei dem Versuch gefilmt wurden, das Wehr zu überspringen statt die Fischtreppe zu benutzen?
Außerdem bleibt ein weiteres Problem ungelöst: Gemäß den gesetzlichen Vorgaben müssen Fische nicht nur flussaufwärts, sondern auch bei Niedrigwasser flussabwärts Hindernisse überwinden können. Doch trotz der gewaltigen Investitionssumme sieht die Fischtreppe diese Möglichkeit bisher nicht vor.
Aus Steuerzahlersicht erscheinen die immensen Kosten für die FAA zu hoch. Das gilt umso mehr, wenn sie nicht vollständig und einwandfrei funktioniert. Ebenso werden die laufenden Unterhaltskosten den Steuerzahler auf Dauer belasten.
Hinzu kommen möglicherweise weitere Aufwendungen im Zusammenhang mit der Herstellung der vollen Funktionsfähigkeit der Anlage.
Foto: Bund der Steuerzahler Sachsen-Anhalt e. V.

Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Der eingeschränkte Nutzen ist aus Sicht der Steuerzahler bei einem solch millionenschweren Aufwand nicht akzeptabel. Es ist unverständlich, warum nicht kostengünstigere Alternativen ernsthaft geprüft und umgesetzt wurden. So muss der Steuerzahler nicht nur für eine nicht voll funktionierende millionenschwere Anlage aufkommen, sondern auch für den laufenden Unterhalt und für mögliche Nachbesserungen.
Video zum Fall
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