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09.10.2024

Fass ohne Boden: Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs

Der Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs sorgt weiter für Aufsehen

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Was ist passiert?

Augsburg (BY). Die Stadt Augsburg errichtet einen neuen Straßenbahntunnel unter den Bahngleisen im zweiten Untergeschoss des Hauptbahnhofs. Dabei wird auch eine Verbindung zum neuen Westzugang des Hauptbahnhofs für Straßenbahn und Fußgänger geschaffen. Ziel der Untertunnelung ist es, dass Straßenbahnen künftig unterhalb der Bahngleise verkehren, um so eine direkte Verbindung zwischen Bahn- und Tramverkehr zu schaffen. 

Zudem wurden Aufzüge und Rolltreppen installiert, um für Reisende den Weg zu Trambahn und Zug bequemer zu gestalten. Für Fahrgäste wird es also kürzere Wege geben. Das Tunnelbauwerk weist eine Länge von 220 m und eine Breite von 16 m auf. 

Die Kosten für dieses ehrgeizige Projekt sind aber davongelaufen, ebenso ließ der Fertigstellungstermin auf sich warten. 2006 ist man noch von Kosten in Höhe von rd. 70 Mio. Euro für den Tramtunnel ausgegangen. 2008 war man schon bei Kosten von 94,5 Mio. Euro angelangt. 2015 sind die geschätzten Bau- und Planungskosten auf 143 Mio. Euro gestiegen, plus fünf Mio. Euro für Unvorhergesehenes, plus zwölf Mio. Euro Ablöse an die Deutsche Bahn AG, plus 21 Mio. Euro für Projektmanagement durch die Stadtwerke Augsburg – somit: 181 Mio. Euro. Laut einer Kostenprognose aus dem Jahr 2019 beliefen sich nach Mitteilung der Stadtwerke Augsburg Projektgesellschaft mbH die Planungs- und Baukosten für den Bahnhofsumbau mit komplizierter Untertunnelung des Bahnhofsgebäudes auf 210 Mio. Euro. Darin enthalten war ein Planungskostenanteil von ca. 36 Mio. Euro. „Steigende Baupreise werden für eine weitere Verteuerung des Mammutprojekts sorgen, sodass laut Hochrechnungen von Kosten in Höhe von 230 bis 250 Mio. Euro bis 2023 auszugehen sein dürfte“, vermutete der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch des Jahres 2019. 

Im Jahr 2022 war es dann so weit. Nach damaliger Prognosekostenplanung sind die Befürchtungen des Bundes der Steuerzahler eingetreten: Die Kosten für Planung und Bau des Augsburger Hauptbahnhofs lagen nach Mitteilung der Stadtwerke Augsburg Projektgesellschaft mbH bei 251 Mio. Euro, davon Planungskosten rd. 45 Mio. Euro. Weitere Kostensteigerungen wurden seinerzeit aufgrund der „schwierigen geopolitischen Lage“ nicht ausgeschlossen.

Auch wenn es aktuell nach Mitteilung der Stadtwerke Augsburg Holding GmbH bei den „Bau- und Planungskosten inflationsbereinigt“ bei rd. 251 Mio. Euro geblieben ist, haben sich die Planungskosten um 1,8 Mio. Euro auf 46,8 Mio. Euro erhöht.

Der Bahnhofstunnel wird zum überwiegenden Teil (83 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten = rd. 140 Mio. Euro) aus staatlichen Mitteln durch Bund und Land finanziert. Dies bedeutet jedoch wenig Trost für die Steuerzahler. Denn gleich, aus welchem Topf die Finanzierungsmittel fließen, handelt es sich dabei stets um ihr Geld. 

Doch nicht nur die Kosten sind aus dem Ruder gelaufen. Auch die Fertigstellung des Tramtunnels mit unterirdischer Haltestelle verzögerte sich um Jahre. Zunächst sollte der Tunnel im Jahr 2016 fertig sein, dann sollte es 2019 so weit sein. Aber es sollten noch einige Jahre verstreichen, bis es im Dezember 2023 dann zumindest zum Teil so weit war. Nach einer Bauzeit von rd. einem Jahrzehnt wurde der erste Teil des neuen Augsburger Hauptbahnhofs in Betrieb genommen. Freigegeben wurden die Zwischenebene unter den Gleisen und der neue Fußgängertunnel, der vom Thelottviertel direkt unter den Bahnhof führt. Barrierefrei gelangen Reisende dann von der Halle über Rolltreppen und Aufzüge in die Zwischenebene und von dort nach oben zu den einzelnen Bahnsteigen. Auch das historische Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde wiedereröffnet. 

Die Inbetriebnahme der Straßenbahnebene im Tiefgeschoss ist nach Mitteilung der Stadtwerke Augsburg Holding GmbH – statt anvisiertem 3. Quartal 2024 – erst im Jahr 2025 vorgesehen. 

Doch selbst dann wird noch keine Straßenbahn den Tunnel in ganzer Länge durchqueren können, da es noch keinen westlichen Gleisanschluss gibt. Wann einmal die Arbeiten für die westliche Bahnhofstunnelöffnung weitergehen werden, ist noch nicht absehbar. Somit wird der Bahnhofstunnel über Jahre hinweg weniger als die Hälfte seiner geplanten Kapazität ausnutzen können. Dies ist nicht nur unbefriedigend, sondern auch dramatisch.

Auch wenn bei dem nicht unkomplizierten, extrem lang laufenden Mammutprojekt (erste Planungsverträge wurden bereits 2004 geschlossen) immer wieder Unvorhersehbares in Form von Planänderungen, Lohn- und Marktentwicklungen eintreten kann, lässt dies nicht über die immense Kostenexplosion über einen zugegebenermaßen langen Zeitraum hinwegtäuschen.

Foto: Maria Ritch/Michael Stocker

Der Bund der Steuerzahler meint

Im Schwarzbuch 2009 – als die Kosten für dieses Projekt von 70 auf 94,5 Mio. Euro gestiegen waren – hatte der Bund der Steuerzahler befürchtet, dass „zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Projekts weit über 100 Mio. Euro im Tunnel verschwunden sein werden“. Im Schwarzbuch 2015 – als die Kosten für das Mammutprojekt von 94,5 Mio. Euro auf 181 Mio. Euro explodiert waren – hatte der Bund der Steuerzahler prognostiziert, dass „das ehrgeizige und kostenträchtige Augsburger Tunnelprojekt zu einem ‚Augsburg 22‘ ausarten und am Ende die Steuerzahler mit rd. 300 Mio. Euro belasten wird“. 

Aufgrund der aktuellen Kostenentwicklung nähert man sich unserer seinerzeitigen Prognose. Bleibt zu hoffen, dass am Ende die 300 Mio.-Euro-Marke nicht doch noch überschritten wird. Auf welch ein finanzielles Abenteuer hat man sich da eingelassen?

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Autor des Artikels

Maria Ritch

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