Fass ohne Boden: Sanierung des Augsburger Staatstheaters
Die Kostenexplosion bei der Sanierung des Augsburger Staatstheaters erhitzt die Gemüter
Was ist passiert?
Zu einem Dauerbrenner in den Schwarzbüchern des Bundes der Steuerzahler wird wohl die kostspielige Sanierung des Augsburger Staatstheaters werden. Im Jahr 2016 hat der Augsburger Stadtrat die notwendig gewordene Sanierung seines Staatstheaters beschlossen. Damals ging man von rund 186 Mio. Euro für die Theatersanierung – „Großes Haus“ mit Bühne, Zuschauerraum und Garderoben sowie Erweiterungsneubau mit Probebühnen, Werkstätten und Büros – aus. 2020 war man schon bei 246 Mio. Euro angelangt, versehen mit dem Hinweis, dass es – je nachdem, wie die Baupreise steigen – noch teurer werden könnte. Schlimmstenfalls – bei einer 5-prozentigen Baupreissteigerung – rechnete man mit Gesamtkosten für das Großprojekt von rund 320 Mio. Euro. Diese Kostenexplosion hatte der Bund der Steuerzahler bereits in seinem Schwarzbuch 2020 kritisiert. Doch damit war das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.
Bei der aktuellen Baupreisentwicklung, die mit einer eklatanten Strompreiserhöhung und Materialengpässen einhergeht, steht zu befürchten, dass sich der im Jahr 2020 angenommene „Worst Case“ von 320 Mio. Euro noch erheblich steigern wird. Die Stadt Augsburg geht aktuell davon aus, dass beim „Großen Haus“ am Ende Kosten in Höhe von 180 Mio. Euro, einschließlich eines 10-Millionen-Risiko-Puffers, zu verzeichnen sein werden. Beim neuen Betriebsgebäude rechnet man mit 160 Mio. Euro. Insgesamt will man also bei rund 340 Mio. Euro landen. Ob diese Gesamtkosten „wiederum nicht eingehalten werden können“, ist nach Mitteilung der Stadt Augsburg „weder zu bestätigen noch zu dementieren“. Nach Einschätzung des Bundes der Steuerzahler steht allerdings zu befürchten, dass trotz Einsparungen, etwa durch eine abgespeckte Unterkellerung beim Erweiterungsneubau, die Gesamtkosten für das Mammutprojekt auf 400 Mio. Euro steigen werden, wozu auch Inflation, Lieferengpässe, Baupreiserhöhungen und steigende Kreditzinsen ihren Teil beitragen werden. Auch die Fertigstellung wird sich verzögern. Statt im Jahr 2026 soll das „Große Haus“ aufgrund von Verzögerungen bei der Fachplanung erst 2027 fertiggestellt werden, der Erweiterungsneubau noch ein Jahr später. Dabei bedarf es keiner großen Fantasie, dass jede weitere Bauverzögerung wieder mehrere Millionen pro Jahr kosten wird. Auch wenn die Sanierung des Augsburger Staatstheaters in Höhe von 75 Prozent der förderfähigen Kosten aus staatlichen Mitteln bezuschusst wird, bedeutet das wenig Trost für die Steuerzahler. Denn gleich, aus welchem Finanzierungstopf die Mittel fließen, handelt es sich dabei stets um das Geld der Steuerzahler. Diese werden in jedem Fall die gewaltige Kostensteigerung zu schultern haben.
Foto: Maria Ritch / Michael Stocker
Der Bund der Steuerzahler meint
Am Ende werden wohl mindestens 400 Mio. Euro gleichsam „verspielt“ sein. Zu hoffen bleibt, dass das Theater nicht zu einer Lechphilharmonie ausarten wird. Auf welch ein finanzielles Abenteuer hat man sich hier eingelassen?
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