
Es fährt ein Schiff nach nirgendwo
Anklam kauft einen Schrottfrachter und will daraus ein „Event-Schiff“ machen
Was ist passiert?
Anklam (MV). Im Hafen der beschaulichen kleinen Hansestadt Anklam liegt – seit langem fest vertäut – die „MS Dömitz“. Jahrzehntelang hatte das Motorschiff Fracht in der Binnenschifffahrt transportiert. Für ihren Eigner, der seit kurzem in Rente ist, erfüllt sich jetzt ein Traum: Die Stadt Anklam will ihm den schrottreifen Frachter für 50.000 Euro abkaufen – aus Steuergeld. Konkret: Den Löwenanteil zum Ankauf des Schrottfrachters will die Stadt aus Mitteln der Kulturförderung nehmen.
Die „MS Dömitz“ soll auf Land gelegt und zum „Event-Schiff“ werden. Vielleicht. Es steht nämlich noch gar nicht endgültig fest, was mit dem Schiff passieren soll. Kaufen will die Stadt aber trotzdem schon einmal.
Um herauszufinden, was sich aus dem Frachter machen lässt, beauftragte die Stadt Anklam eine Machbarkeitsstudie. Die Kosten: zwischen 70.000 und 100.000 Euro. Geprüft wurden die beiden Szenarien „Event- und Gastronomieschiff“ und „Badeschiff“. Je nach Variante würde der Um- und Ausbau zwischen 4,5 und 5,5 Mio. Euro verschlingen. Für den Betrieb nach der Umnutzung gibt es allerdings bisher weder eine Wirtschaftlichkeitsanalyse noch einen Businessplan oder private Investoren.
Was es aber sehr wohl gibt, ist ein Haushaltssicherungskonzept – denn die Stadt an der Peene steckt tief in den roten Zahlen. Viele freiwillige Leistungen müssen daher warten. Darunter sind zum Beispiel Ausgaben für Spielplatzsanierungen oder für die Vereine der Stadt.
Doch der geplante Schiffsankauf habe nun Priorität, erklärte die Stadtkämmerin in den Medien. Schließlich solle der jetzige Schiffseigner „Gewissheit“ erhalten. Verschrotten kann man ja immer noch, dachte man sich wohl im Rathaus und so steht in den Unterlagen: „Für den Fall, dass die Grundsatzentscheidung nicht umgesetzt werden kann, besteht die Möglichkeit, das Schiff später in die Verschrottung zu geben. Der zu erzielende Schrottpreis kann zur Deckung der Ankaufkosten genutzt werden.“
Erst einmal machen – dies scheint das Credo des Bürgermeisters zu sein. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich zeigen.
Foto: Michaela Skott
Alternative Investition
Für 50.000 Euro kann man ein Spielgerät für einen Spielplatz kaufen.
Der Bund der Steuerzahler fordert
Der Kauf des Schrottfrachters muss gestoppt werden! Angesichts der Schulden, die die Stadt hat, sollten die Pläne für das Schiff nicht realisiert werden, denn das Geld fehlt an anderer Stelle. Noch dazu gehört ein solches Projekt nicht in die öffentliche Hand.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Der Kauf dieses Schiffes sollte gestoppt werden!!!
Wenn man kein Geld hat, kann man nichts kaufen.