
Erst Warenhaus gekauft, dann Nutzung geplant
Schwieriges Nutzungskonzept für ein teuer erworbenes Kaufhausgebäude
Was ist passiert?
Lübeck (SH). Der Warenhauskonzern Karstadt hat sich aus Lübeck vollständig zurückgezogen, Anfang 2024 war der letzte Verkaufstag. Schon 2020 hatte das Unternehmen einen Teilbereich, das „Haus B“, geschlossen. Das ehemalige Kaufhaus liegt mitten in der Altstadt und hat eine zentrale Bedeutung für das Einkaufszentrum. Die Stadt überlegte daher, wie sie einen langen Leerstand verhindern könnte. Und so entschied man im November 2022, das frühere „Haus B“ für 13 Mio. Euro zu erwerben. Für seine Verwendung stellt man sich ein „Mixed-Use-Konzept“ vor. Zu den Nachnutzern sollen vor allem die vier Lübecker Innenstadt-Gymnasien gehören, denen 46 Klassenräume fehlen. 32 davon könne man im ehemaligen Karstadt-Gebäude schaffen, glaubt die Stadt. Auf dem Dach, das derzeit noch für die Lüftungstechnik genutzt wird, soll der Schulhof entstehen.
Aus den ursprünglichen Vorstellungen, schon 2024 die ersten Schüler einziehen zu lassen, wird aber nichts. Jetzt rechnet man mit einer Fertigstellung frühestens 2028, denn der Umbau ist technisch schwierig: Das Gebäude muss saniert, Rolltreppen müssen durch Treppenhäuser ersetzt, Schultoiletten eingerichtet und geräuschdämmende Brandschutzwände eingebaut werden. Das alles kostet Zeit und Geld. Derzeit rechnet man mit Umbaukosten von mindestens 27 Mio. Euro.
Bis alle Planungen stehen und die beantragten Fördermittel bewilligt sind, wird das Gebäude als „Übergangshaus“ genutzt. Kultur, Bildung, Wissenschaft und Kreativ-Szene sollen hier vorübergehend für eine Belebung der Räume sorgen. Das kostet aber weiteres Geld: Die provisorische Herrichtung wird mit 880.000 Euro und die Projektförderung mit 625.000 Euro kalkuliert.
Foto: BdSt Schleswig Holstein
Alternative Investition
Für 41 Mio. Euro lässt sich ein ganz neues Schulgebäude errichten.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Hier wird das sprichwörtliche Pferd von hinten aufgezäumt: Erst gab es das Gebäude, dann wurde das Nutzungskonzeptausgearbeitet. Das dauert erfahrungsgemäß lange und wird teuer. Auch der Bedarf an zusätzlichen Klassenräumen kann mit dieser „Lösung“ nur teilweise erfüllt werden.
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