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  • Sachsen-Anhalt
  • Brücken, Straßen und Verkehr
09.11.2021

Ersatzneubau einer Brücke für wenige Tage im Jahr

Gleisüberführung erscheint unnötig und übertrieben

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Was ist passiert?

Gräfenhainichen (ST). Zwischen Gräfenhainichen und Jüdenberg wird auf der Bundesstraße 107 seit Oktober 2020 eine Brücke als Ersatzneubau errichtet. Die reinen Baukosten dafür belaufen sich voraussichtlich auf 1,5 Mio. Euro brutto, hinzu kommen rund 250.000 Euro für Planung, Bauüberwachung und Kontrollprüfungen sowie Artenschutzmaßnahmen und Ausgleichsmaßnahmen. Die Fertigstellung des Bauwerks ist für November 2021 vorgesehen.

Kritische Steuerzahler wundern sich allerdings, weshalb die Brücke für die B 107 über die Gleise zum Museums- und Veranstaltungsort „Ferropolis“ abgerissen und durch eine neue ersetzt wurde. Die Gleise der ehemaligen Grubenbahn enden im „Ferropolis“ und werden, wenn überhaupt, nur wenige Tage im Jahr benutzt. Dass bei den Veranstaltungen im „Ferropolis“ an wenigen Tagen im Jahr ein Bedarf für die Nutzung der Bahngleise bestehen könnte, soll nicht bestritten werden. Dafür aber extra wieder eine Brücke als Überführung der Gleise zu errichten, erscheint unnötig und übertrieben. Ein ganz normaler unbeschrankter Bahnübergang mit Andreaskreuz hätte es auch getan, zumal bei Großveranstaltungen die Polizei vor Ort ist. Die während der derzeitigen Baumaßnahme zweispurige Umfahrung gibt einen guten Eindruck für eine mögliche Alternative.

Auch eine Verlegung des Zugbahnsteigs wäre eine überlegenswerte Alternative gewesen. Dann hätte sogar die Straße ohne Bahngleise gebaut werden können. Die gut 2 km kurze Strecke zur Veranstaltungsarena hätte mit dem Bus oder zu Fuß zurückgelegt werden können. Das gilt umso mehr, da bei Großveranstaltungen die umliegenden Felder in der Nähe des Ersatzneubaus regelmäßig als Parkflächen genutzt werden.

Die verantwortliche Straßenbaubehörde des Landes hat zwar alternative Überlegungen angestellt und dazu auch einen Kostenvergleich durchgeführt, allerdings nur mit einem beschrankten Bahnübergang. Die Straßenbaubehörde verweist bei der technischen Sicherung auf die Regularien und kommt zu dem Ergebnis: „Der Umfang der Sicherung ist nicht davon abhängig, wie oft die Bahn fährt oder für welche Geschwindigkeit die Strecke zugelassen ist.“

Letztlich ist die Straßenbaubehörde bei der Prüfung der Alternativen am Eigentümer und Bahnstreckenbetreiber und dessen Erklärungen zum angeblichen Bedarf gescheitert: „Die Strecke wurde und wird genutzt, ist nicht von Bahnbetriebszwecken freigestellt und stellt eine genehmigte öffentliche Infrastruktur dar“, heißt es von dort. Genaue Angaben zur durchschnittlichen Nutzung der Grubenbahnstrecke konnten oder wollten Eigentümer und Betreiber nicht machen, da „diese jährlich, in Abhängigkeit von den stattfindenden Veranstaltungen variieren und von der Frequenz des Parkplatzshuttles während der Veranstaltungen abhängig sind“.

Die Entscheidung der Straßenbaubehörde mag gesetzeskonform sein, kann aber aus Steuerzahlersicht nicht befriedigen. Es bleibt daher der Eindruck, dass nur aus Gewohnheit – dort, wo eine Brücke war, soll nun eine neue errichtet werden – gehandelt wurde.

Foto: Bund der Steuerzahler Sachsen-Anhalt e. V

 

 

 

Der Bund der Steuerzahler meint

Der Bedarf für eine Überführung über eine selten genutzte Eisenbahnstrecke ist nicht belegt. Die Möglichkeiten, einen unbeschrankten Bahnübergang zu errichten oder den Zugbahnsteig zu verlegen und damit kostengünstigere Alternativen umzusetzen, sind nicht ernsthaft geprüft worden. Bei den begrenzten finanziellen Ressourcen und dem erheblichen Bedarf an Straßen und Brückensanierungen an anderer Stelle hätte das Geld sinnvoller eingesetzt werden können.

Video zum Fall

Fragen an den Autor

Autor des Artikels

Ralf Seibicke

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Bemerkungen :

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    Jakob Zankl 10/11/2021 um 01:18

    Ein unbeschankter Bahnübergang ist so schon lebensgefährlich. Bei einer selten genutzten Srecke umso mehr, weil man nich mit einem Zug rechnet.
    • user
      Helge 10/11/2021 um 15:01

      Moment noch: Das glaube ich nicht, daß der Intercity dort gefährlich schnell um die Ecke biegt, zumal an der Stelle auch die verrostete Weiche für die Nord-Süd-Verzweigung liegt, die nur langsam überfahren werden darf. Irgendeine marktgängige Baustellenampel, vom Lokführer ferngesteuert, hätte es auch getan. Die Bedenken des Steuerzahlerbundes erscheinen berechtig!
  • user
    Enrico Schilling 09/11/2021 um 16:19

    Der Autor dieses Artikels war offensichtlich noch nie bei einer der zahlreich stattfindenden Großveranstaltungen vor Ort. Zugegeben konnte in den beiden Corona-Jahren, welche mit der Baumaßnahme zusammenfielen, keine Großveranstaltung stattfinden. Daher konnte sich auch niemand von dem Nutzen der Brücke überzeugen. Wenn zehntausend Autos und wenn auch nur einige Züge zur gleichen Zeit ankommen, kann man sich den Rückstau bis auf die Autobahn vorstellen. Diese Investition ist eine Zukunftsinvestition in den Standort Ferropolis, in ein Bergbau-Folge-Gebiet und ländlichen Raum insgesamt. Ich komme im Ergebnis der Gesamtbewertung zu einem gänzlich anderen Ergebnis. Manchmal ist es eben hilfreich, sich mit Details zu befassen und das Gesamtumfeld mit einzubeziehen.
    Man könnte die Argumentationskette noch weiterführen und auf die These Bahn und Umstieg Bus eingehen. Möchte es in Anbetracht der Anzahl von gleichzeitig 30.000 Besuchern jedoch belassen. Die Zahl spricht für sich...
    Mit einem herzlichen „Glück Auf!“ aus Gräfenhainichen
    Enrico Schilling
    Bürgermeister
    • user
      Helge 10/11/2021 um 16:19

      Hallo Enrico, leider bin ich noch nicht überzeugt... :-(

      Für die fast zwei Millionen Euro Invest hätten sich gewiss sinnvollere Alternativen in der Gegend gefunden, meine ich.

      Der gelegentliche Rückstau durch mindestens die Hälfte der 10 oder 30.000 Besucherautos bildet sich erst Recht an der Ampelanlage am Ampelhaus (Abbiegung B107 in Oranienbaum). Wenn die Planer den großen Stau vermeiden wollten, müsste man an dieser Stelle doch auch eine Brücke oder einen Tunnel oder oder bauen - aber wollen wir das?

      Meiner unmaßgeblichen Meinung nach würde es an Veranstaltungstagen ausreichen, wenn zwei der Polizisten mit der Kelle den Gleisübergang regeln oder noch einfacher, der Heizer könnte von der Lok springen und vorübergehend eine rote oder gelb-blinkende Ampel einschalten. Das dauert auch nur 60 Sekunden.

      Jedenfalls hätte man es erst mal mit dem vorgeschlagenen Andreaskreuz versuchen sollen. Zumal jetzt noch gar nicht klar ist, in wieviel Jahren die Corona-Seuche besiegt sein und Ferropolis für Großveranstaltungen wieder bereit stehen wird. Falls überhaupt.

      Hhhmmm, was war eigentlich an der alten Brücke unreparierbar kaputt?

      Alles Gute nach Gräfenheinichen!
    • user
      F. 13/11/2021 um 19:27

      Es ist nicht Aufgabe des Bundes Infrastruktur zu schaffen, die nur wenige Tage im Jahr gebraucht wird.

      Was für den Ersatzneubau spricht ist die Dammlage der Straße. Der Rückbau des Straßendamms zu Schaffung eines höhengleichen Bahnübergangs dürfte noch wesentlich teurer kommen. Oder soll die Bundesstraße auf die Behelfsumfahrung verlegt werden? Dann wäre die Trassierung und Streckencharakteristik gestört, mit unerwünschten Effekten, wie vermehrte Unfälle.

      Die interessantere Frage dürfte aber sein, warum die alte Brücke "schon" marode war. Wurde sie nach der Wende nicht neu gebaut?