
Entrüstend eingerüstet
Provisorisches Fluchttreppengerüst kostet fast so viel wie reguläres Treppenhaus
Was ist passiert?
Mainz (RP). In Arthur Millers berühmtem Drama „Tod eines Handlungsreisenden“ ist ein Eisschrank defekt, aber dessen Kreditraten und Reparatur sind für den Protagonisten Willy Loman so teuer, dass sich der arme Mann keinen neuen Kühlschrank leisten kann. Ähnlich wie Loman ging es wohl auch der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Die städtische Volkshochschule am Karmeliterplatz benötigte für den Brandfall dringend einen zweiten Rettungsweg. Ohne ihn hätte das 1960 errichtete Gebäude nicht weiterbetrieben werden dürfen.
Im Jahr 2013 wurde als Provisorium ein Fluchttreppengerüst aufgestellt. Das Gerüst sollte bis September 2015 aufgestellt bleiben, bis die grundlegende Ertüchtigung des Volkshochschulgebäudes beginnt. Bei dieser Sanierung sollte das Baugerüst durch ein modernes Treppenhaus aus Stahl und Glas als zweiten Rettungsweg ersetzt werden. Aus Kostengründen verschob das hochverschuldete Mainz jedoch diese Baumaßnahme wiederholt – und so wurden aus rund 2 Jahren satte 9 Jahre Standzeit für das Fluchttreppengerüst.
Das ging ins Geld: Monat für Monat zahlte Mainz für das angemietete Gerüst durchschnittlich rund 1.700 Euro brutto. Summa summarum wurde das ein teures Behelfstreppenhaus: Die Gesamtmietkosten betragen rund 168.000 Euro brutto. Für das neue Treppenhaus rechnet die Stadt mit Brutto-Baukosten von 268.000 Euro. Inzwischen kann sich die Stadt die Baumaßnahme problemlos leisten, da im Zuge der Coronakrise der ansässige Impfstoffhersteller Biontech kräftig Gewerbesteuer zahlte.
Foto: BdSt Rheinland-Pfalz
Der Bund der Steuerzahler meint
Beinahe hätte das Provisorium 10 Jahre am VHS-Gebäude gestanden. Letztlich wurde das Fluchttreppengerüst so teuer, dass seine Mietkosten absurderweise mehr als die Hälfte der Baukosten des regulären Treppenhauses betragen. Da kann man sich als Steuerzahler nur entrüsten.
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