
Energiegewinnung teuer bezahlt oder: Plastik-Panne in der Schlei
1,8 Mio. Euro für 5 Tonnen Plastik
Was ist passiert?
Schleswig (SH). Die Stadtwerke Schleswig betreiben eine Kläranlage an der Schlei, einem Nebenarm der Ostsee, der in Teilen unter Naturschutz steht. Im Faulturm der Kläranlage wird Biogas zur Energieerzeugung gewonnen. Um die Biogasausbeute zu erhöhen, nahmen die Stadtwerke auch Lebensmittelreste von einem Entsorgungsunternehmen entgegen, das abgelaufene und nicht mehr zum Verzehr geeignete Lebensmittel inklusive ihrer Verpackung entsorgt. Nach dem Walzen und Schreddern wurden größere Verpackungsanteile herausgesiebt – aber nicht alle. Weil die Kläranlage nicht geeignet war, Kleinstteile herauszufiltern, gelangten feine Plastikteile in den Faulturm und – über den Ablauf – anschließend in die Schlei.
Erstmals im März 2016 bemerkten Naturschützer am Schleiufer auffallend viele Plastikschnipsel, doch erst im März 2018 verdichteten sich die Hinweise auf den Verursacher: das Klärwerk in Schleswig. Von da an bemühte man sich um Schadensbegrenzung: Arbeitstrupps versuchten, so viel Plastikmüll wie möglich vom Uferbereich zu sammeln, doch dabei wurden insgesamt auch 650 Tonnen organischen Materials mit aufgegriffen. Außerdem mussten 8.500 Tonnen Klärschlamm verbrannt werden, die für die Landwirtschaft vorgesehen waren.
Bis heute sind für die Reinigung, die Klärschlammverbrennung und Anwaltskosten rund 1,8 Mio. Euro angefallen. Über die Haftung und eine mögliche Strafbarkeit streiten die Juristen. Offenbar sind die Verträge missverständlich formuliert. So will der Lebensmittelentsorger auf verbleibende Restbestände an Verpackungsmüll hingewiesen haben, während die Stadtwerke jegliche Verschmutzung des angelieferten Materials ausgeschlossen sahen. Auch über den tatsächlichen Anteil der Reststoffe gibt es unterschiedliche Aussagen. Selbst wenn es gelingen sollte, den Lebensmittelentsorger und die Haftpflichtversicherungen mit in Haftung zu nehmen, wird ein hoher Eigenanteil an den Stadtwerken Schleswig hängen bleiben. Ob dieser dann von den Gebühren- oder Steuerzahlern zu tragen ist, ist unerheblich: Im Zweifelsfall sind es die gleichen Bürger.
Foto: NABU/Ingo Ludwichowski

Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Das Problem des kleinteiligen Plastikmülls ist wirklich nicht neu. Warum keiner der Verantwortlichen richtig hingesehen hat, ist unerklärlich.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Erstaunlich viele Fälle in SH. Warum?