
Ende für den „E-Highway“ in Schleswig-Holstein
Teurer Testbetrieb für Oberleitungs-Lkw in Schleswig-Holstein wird beendet
Was ist passiert?
Schleswig-Holstein. Im Schwarzbuch 2019/20 berichteten wir über die drei Teststrecken für Oberleitungs-Lkw in Deutschland – die „E-Highways“. Wir forderten, diese Projekte zu beenden, weil weder weitere Erkenntnisse zu erwarten waren noch eine Übernahme der Technologie in den Alltagsbetrieb. Jetzt kommt für die Teststrecke in Schleswig-Holstein zum Jahresende 2024 das endgültige Aus. Allein für diese Strecke hat der Steuerzahler jedoch bis dahin mehr als 30 Mio. Euro ausgegeben.
Rückblick: Auf einem fünf km langen Streckenabschnitt der Autobahn A1 zwischen Reinfeld und Lübeck wurden in beiden Fahrtrichtungen elektrische Oberleitungen installiert. Darunter fahren Lkw, die für diesen Testbetrieb extra geleast wurden. Sie werden mit der elektrischen Energie aus der Oberleitung angetrieben. Für Strecken ohne elektrische Oberleitung sind sie zusätzlich mit einem Dieselmotor oder einer besonders leistungsfähigen Batterie ausgestattet. Maximal fünf Lkw waren gleichzeitig im Testbetrieb, meistens war es aber nur einer.
Die Technik funktioniert – das hat der Versuch gezeigt. Eine Alternative für die Lösung der Verkehrsprobleme der Zukunft kann sie jedoch nicht sein, denn der überwiegende Teil des Straßengüterverkehrs ist europaweit unterwegs. Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass große Teile des europäischen Fernstraßennetzes mit einer Oberleitung versehen werden, denn dies wäre schlichtweg zu teuer. Folgerichtig haben sich die großen Nutzfahrzeughersteller in Europa aus der Weiterentwicklung dieser Technik verabschiedet. Sie setzen auf andere Antriebstechnologien. Deshalb war es überfällig, dieses Versuchsprojekt jetzt zu beenden.
Foto: Scania
Alternative Investition
Für 30 Mio. Euro hätten rd. 100 Gleis-Kilometer der Eisenbahn elektrifiziert werden können.
Der Bund der Steuerzahler fordert
Die beste und schnellste Lösung zur Reduzierung der Klimabelastungen durch den Güterverkehr ist der Ausbau von Eisenbahn und Schifffahrt. Hier fehlen jedoch diejenigen Investitionsmittel, die für die „E-Highways“ aufgewendet wurden.
PS: In Hessen geht das Projekt „E-Highway“ erst einmal weiter. Trotz viel Kritik investierte der Bund 2022 weitere 22 Mio. Euro, um die Strecke um sieben km auszubauen. Der Test soll noch bis Mitte 2025 andauern. Wie es dann weitergeht und wie hoch die Kosten für einen etwaigen Abbau sind, ist unklar. Siehe dazu den Fall „‚E-Highway‘: Ausfahrt vorerst verpasst“ im Kapitel „Verschwendung droht“.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Forschung bedeutet auch, Experimente durchzuführen. Doch in diesem Fall wurde in die falsche Richtung investiert. Den Rückbau der Oberleitungen wird mit Sicherheit wieder der Steuerzahler übernehmen müssen, da dieser nicht in die ursprünglichen Projektkosten eingerechnet wurde. Wer hätte auch vorhersehen können, dass die Anlagen irgendwann wieder abgebaut werden?