
Eine Hymne, die niemand braucht
Der Hamburger Verkehrsverbund hat trotz Millionen-Verlusten ein fast 90.000 Euro hohes Budget für eine EM-Hymne übrig
Was ist passiert?
Hamburg. Die Hamburger Hochbahn AG (HHA) hat nach eigenen Angaben im Jahr 2023 einen Verlust von rd. 250 Mio. Euro gemacht. Vor dem Hintergrund der Einführung des Deutschland-Tickets, der Coronapandemie sowie etlicher Investitionen überrascht dieser Verlust nicht. Allerdings zeigt das folgende Beispiel, dass die Verantwortlichen trotz dieser dramatischen Zahlen das Geld der Steuerzahler aus dem Fenster geworfen haben.
Kreative Köpfe des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) hatten sich nämlich gedacht, dass die Stadt Hamburg zur Fußball-Europameisterschaft eine neue Hymne benötigt. Dazu wurde die Europahymne „Ode an die Freude“ aus der Neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven zu „Ode an Hamburg“ neu geschrieben – ein Beitrag im Rahmen des Hamburger Kulturprogramms zur EURO 2024. Ein kostspieliger Beitrag. Und aus welchem Grund? Warum also gab der Verkehrsverbund überhaupt Steuergeld für ein Musikprojekt aus, was alles andere als eine Kernaufgabe darstellt? Der HVV, so informierte er in einer Pressemitteilung, habe „eine Stadt-Hymne als Zeichen für Vielfalt und Toleranz, die die Leidenschaft für den Fußball mit dem Puls der Stadt und der Liebe zu Hamburg verbindet“, geschaffen. Der Songtext greife die Werte Vielfalt, Offenheit und Verbundenheit auf, die Hamburg genauso wie den Ballsport charakterisierten, hieß es im besten PR-Jargon.
Das musikalische Werk hatte seinen Preis: Laut HVV stand für das Projekt ein Budget in Höhe von 88.735 Euro zur Verfügung. Der Song selbst kostete nur 9.975 Euro, für drei Konzerte waren 32.100 Euro eingeplant. Am teuersten war mit 28.560 Euro die Produktion eines Musikvideos. Die Mittel, so der Verkehrsverbund weiter, stammten aus dem Marketingbudget der hvv GmbH.
Kurz nach dem Ende der EM – also gut einen Monat nach der Veröffentlichung – hatte der Song bei YouTube gerade einmal 3.400 Aufrufe. Zum Vergleich: Die sehr beliebten Hamburg-Hymnen „Hamburg, meine Perle“ von Lotto King Karl oder „Moin Moin, Hamburg“ von den Hamburger Goldkehlchen kommen seit ihrer Veröffentlichung auf 3,6 Mio. bzw. 981.000 Aufrufe.
Alternative Investition
Mit fast 90.000 Euro hätte man 200 hochwertige Mini-Tore für Hamburgs Sportvereine anschaffen können.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Die „Ode an Hamburg“ des HVV, obwohl gut gemeint, zeigt keine gelungene Umsetzung: Kritisiert wird die Notwendigkeit einer solchen Hymne. Dabei hätte statt einer Einzelinitiative ein gemeinsamer Song aller stadteigenen Unternehmen – Hamburg ist an mehr als 350 Unternehmen mit insgesamt 70.000 Mitarbeitern beteiligt – ein starkes Signal des Zusammenhalts sein können. So aber ist die „Ode an Hamburg“ nur ein unnötiger PR-Flop, der auf Kosten der Steuerzahler geht.
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