Ein Zaun, den niemanden will
92.000 Euro für einen überflüssigen Zaun
Was ist passiert?
Schwerin (MV). Inmitten eines grünen Wohngebiets der Landeshauptstadt Schwerin befindet sich der Sportplatz des Neumühler Sportvereins. Die Gründung dieses Vereins datiert auf das Jahr 1946.
Auf diesem Sportplatz ist es mittlerweile voll geworden: Zehn Mannschaften im Punktspielbetrieb und zwei weitere Mannschaften teilen sich das begehrte Grün. Regelmäßig wird gekickt. Und damit jeder mal drankommt, wird auch quer über den eigentlichen Platz trainiert. Der Sportplatz sei, so die Stadtverwaltung, mit neun Stunden monatlich überbelegt.
Dieses rege Vereinsleben – auch nach Trainingsschluss – sorgt längst nicht bei allen für Freude. Manche Anwohner zeigen sich genervt: Ihnen gehe es um die Lautstärke, lassen sie über ihren Anwalt ausrichten. Man habe sich daher einen Lärmschutzzaun gewünscht, verrät ein Anwohner in einem Gespräch mit dem Bund der Steuerzahler. Deshalb dürfte die Freude auf dieser Seite groß gewesen sein, als im Sommer Baufahrzeuge anrückten. Doch die währte nur kurz: Errichtet wurde nicht etwa ein Lärmschutzzaun oder ein Ballfangnetz aus Polypropylen, wie dies an Fußballplätzen hinter Toren üblich ist. Frei nach dem Motto „nicht kleckern, sondern klotzen“ entstand entlang der Querfeldstrecke stattdessen ein fester Zaun, 130 m lang und 6 m hoch, zum stolzen Gesamtpreis von 91.993,30 Euro (inklusive Planungskosten). Hinter den eigentlichen Toren gibt es nämlich bereits ein Netz, das vor allzu kühn geschossenen Bällen Schutz bietet. Die fast um die Hälfte preiswertere Alternative eines Netzes sei nicht so langlebig, sagt die Stadt und wurde deshalb nicht in Betracht gezogen.
Nun gibt es also einen 130 m langen Zaun, der das Lärmproblem nicht löst. „Das ist wie ein Hochsicherheitsgefängnis – für zehn Bälle in dreißig Jahren“, meint ein Anwohner. Beim Verein ist man irritiert: „Wir wurden erst kurz vor Baubeginn überhaupt in Kenntnis gesetzt.“ Auch der zuständige Ortsbeirat fühlt sich bei dieser Entscheidung nicht eingebunden. Und obwohl es auf beiden Seiten des Platzes Wohnanlieger gibt, wird es bei dem Zaun auf nur dieser Seite bleiben.
Foto: Michaela Skott
Der Bund der Steuerzahler meint
Nach Aussage des zuständigen Ortsbeirats wurde er in die Entscheidung, einen Ballfangzaun von diesen Ausmaßen an dieser Stelle aufzustellen, nicht eingebunden. Auch die Anwohner fühlen sich in ihrem Ärger nicht verstanden, denn ihr Problem – der Lärm – wurde nicht gelöst. So gibt es hier einen Zaun, den niemand braucht und den offenbar niemand will.
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