
Ein teures „Multifunktionsgebäude“ für Etzelwang
Bei der Errichtung des „Dorfpavillons“ in der Gemeinde Etzelwang scheiden sich die Geister
Was ist passiert?
Etzelwang (BY). Die Gemeinde Etzelwang hat im Ortsteil Kirchenreinbach, der 229 Einwohner zählt, auf einer durch den Abriss eines alten Hauses entstandenen Brache im Ortskern als zentrale Maßnahme der Dorferneuerung ein circa 20 m langes und circa 5 m breites „Multifunktionsgebäude“ mit WC, Lagerraum und Küche errichtet.
Laut Mitteilung des Bürgermeisters diene das „Multifunktionsgebäude“ dem Ziel einer Aufwertung und Belebung des Dorfkerns, der um das Gebäude neu geschaffene Platz diene als „Kristallisationspunkt“ des Gemeinschaftslebens. Bereits kurz nach Fertigstellung seien „vielfältige Aktivitäten gelaufen bzw. geplant:
- Gartenbauverein und Feuerwehr organisierten gemeinsam die Einweihungsfeier.
- Eine Versammlung der Bürgermeisterinnen des Landkreises fand bereits kurz nach Einweihung im Gebäude statt, um den Bau und dessen Entstehungsprozess zu erläutern.
- Die Kirwa-Jugend hat 2022 dort erstmals einen kleinen Weihnachtsmarkt veranstaltet, bei dem die Küche und Toiletten genutzt wurden.
- Die Feuerwehr veranstaltet dort ihr jährliches Feuerwehrfest sowie den Brunch an Erntedank.
- Es finden künftig am Platz und im Pavillon die Feste des Gartenbauvereins statt.
- Für 2023 plant der Gartenbauverein den Theorieteil seines Obstbauschneidekurses im Multifunktionsraum abzuhalten. Ebenso einen Kochkurs sowie eine Veranstaltung des interkommunalen Ferienprogramms.
- Das Frühlingskonzert der Dekanatsposaunenchöre wird 2023 erstmals in Kirchenreinbach auf dem Platz unter Einbeziehung des Gebäudes stattfinden.
- Der Platz und das Gebäude sollen in die traditionelle „Kirwa“, die 2023 im Landkreis Amberg-Sulzbach zum immateriellen Kulturerbe ernannt wurde, zudem einbezogen werden.
Abgesehen von den genannten offiziellen Programmpunkten wurde ein Treffpunkt für die Dorfjugend und ein Ort spontanen Zusammenkommens geschaffen. Dies wird dadurch gewährleistet, dass die Schlüssel für das Gebäude nicht nur bei der Gemeinde, sondern auch vor Ort in Kirchenreinbach liegen – damit ist jederzeit eine spontane Nutzung möglich. Im Außenbereich gibt es Sitzmöglichkeiten und einen Platz für Lagerfeuer. Schon jetzt zeichnet sich also die beabsichtigte hohe Akzeptanz und Nutzung des Gebäudes in der Dorfgemeinschaft ab.“
An Baukosten sind für das Mehrzweckgebäude 587.316 Euro angefallen, wovon 313.723 Euro durch das Amt für ländliche Entwicklung gefördert wurden. Der Eigenanteil der Gemeinde Etzelwang betrug 273.592 Euro. Allerdings ist es aus Sicht der Steuerzahler unerheblich, aus welchem Topf die Gelder kommen. Steuergeld bleibt Steuergeld!
Nach Auffassung des Bürgermeisters der Gemeinde Etzelwang wurde „unnötiger Luxus nicht geschaffen“. Die Küche sei einfach ausgestattet. „Die Toiletten gewährleisten die Einhaltung der Hygieneauflagen auf Festen, so dass es den Vereinen möglich ist, rechtskonforme Veranstaltungen abzuhalten. Auch hier wurde auf einfache und belastbare Materialien unter gleichzeitiger Wahrung hygienischer Notwendigkeiten Wert gelegt.“ Im Multifunktionsraum wurde lediglich Estrich verlegt. Das Gebäude ist unbeheizt.
Foto: Maria Ritch / Michael Stocker
Der Bund der Steuerzahler meint
Auch wenn es mit dem „Multifunktionsgebäude“ nach Auffassung des Bürgermeisters der Gemeinde Etzelwang „vorbildhaft gelungen“ ist, „den Ortskern zu beleben […] und einen Ort der Begegnung und des Dorflebens von hoher Qualität“ zu schaffen und die „Errichtung des Gebäudes mithin durchaus erforderlich war“, erscheinen die Kosten hierfür hoch. In Etzelwang bekommt man für knapp 590.000 Euro zu einer Küche, einem Lagerraum sowie einem Klo sicher noch ein ganzes Haus, inklusive Heizung dazu. Letztlich sind es wieder einmal die Steuerzahler, die dafür aufkommen müssen.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Leider ist das nur die Spitze des Eisbergs die Gemeinde hat sich im Hauptort Etzelwang noch so ein Gebäude geleistet. Diesmal sogar noch teurer. Gleich ein Fall fürs nächste Jahr ;-). Zusätzlich gab es dort schon ein Multifunktionsraum im Gemeindestadl. Aber egal Hauptsache weg mit der Kohle.
Im Bereich der öffentlichen Hand sind die Vorschriften für die Ausschreibung von Aufträgen der öffentlichen Hand einzuhalten. Durch diese Vorschriften ist es z. B. nicht möglich, nach zu verhandeln. Wenn man einen sparsameren Umgang mit Steuergeldern gewährleisten will, muss man auch an die Ausschreibungsvorschriften gehen. Ansonsten gebe ich der Autorin recht, das ist schlichtweg zu teuer.