
Digitale Brieftasche floppt
1 Mio. Euro für App, die mit Ansage scheiterte
Was ist passiert?
Bund. Nur 3 Tage vor der Bundestagswahl 2021 stellte der damalige Bundesverkehrsminister den digitalen Führerschein der Öffentlichkeit vor. Über die App „ID Wallet“ konnten sich Nutzer den Führerschein auf ihr Smartphone laden.
Ein Ersatz für den analogen Führerschein war der digitale allerdings nicht – dieser musste trotz App nämlich noch mitgeführt werden. Dafür sorgten der elektronische Führerschein und die App für Frust bei den Nutzern und für Warnungen von Sicherheitsforschern, die auf Sicherheitslücken stießen.
Wenig später war die „ID Wallet“ aus den App Stores verschwunden – nur für einige Wochen, wie ein Sprecher der Bundesregierung damals sagte. Doch bis heute ist die App nicht wieder in den Stores von Apple und Google aufgetaucht. Verschwunden bleibt somit auch der digitale Führerschein – und ohne Nutzen bleiben damit wohl auch die rund 1 Mio. Euro, die die Bundesregierung in die Entwicklung der App gesteckt hat. Besonders ärgerlich ist: Die „ID Wallet“ war in dieser Form ein Scheitern mit Ansage.
Zum Hintergrund: Seit Jahren geht die digitale Staatsmodernisierung in Deutschland schleppend voran. Einer der wesentlichen Hemmschuhe ist das Fehlen von sicheren und bequemen Möglichkeiten, sich elektronisch ausweisen zu können. Um dies zu ändern, arbeitet die Bundesregierung seit Jahren an verschiedenen Ansätzen – einer davon war nun die „ID Wallet“, die auf einem Blockchain-basierten Konzept aufbaut, das „Self Sovereign Identity“ (SSI) genannt wird.
Vereinfacht gesagt, stellt dabei der Staat oder eine andere Organisation den Bürgern digitale Dokumente wie Ausweise, Zeugnisse oder eben Führerscheine aus. Diese können dann auf dem Smartphone in der „ID Wallet“ gespeichert und verwaltet werden. Verlangt nun ein Onlinedienst nach einem dieser Dokumente, kann sie der Nutzer über die „ID Wallet“ freigeben. So weit, so schön. Nur: Sicherheitsforscher haben kritische Sicherheitslücken entdeckt, die struktureller Natur sein sollen.
Dass auf die „ID Wallet“ und das auf einer Blockchain basierenden Verfahren gesetzt wurde, verwundert, denn bereits im Vorfeld hatte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf Schwachstellen bei diesem Verfahren hingewiesen und ihm unnötige Komplexität bescheinigt. Zudem ist eine bessere Lösung bekannt: die eID-Funktion im Personalausweis.
Diese ist ein weiterer Ansatz zum elektronischen Identitätsnachweis, den die Bundesregierung verfolgt – und das seit mehr als einem Jahrzehnt. Die eID-Funktion fristete jedoch lange Zeit ein Schattendasein, da sie bisher kompliziert war und es kaum Anwendungen dafür gab.
Dies soll sich nun ändern. Die Bundesregierung will die Funktionen der eID nutzerfreundlicher und bekannter machen, eine Kampagne ist bereits in Planung. Die „ID Wallet“ ist damit in der bisherigen Form vermutlich genauso verloren wie das für die Entwicklung eingesetzte Steuergeld.
Foto: Philipp Behm

Der Bund der Steuerzahler meint
Dass sich Bürger auch elektronisch sicher und bequem ausweisen können, ist eine wesentliche Voraussetzung für die digitale Staatsmodernisierung. Mit dem Konzept hinter der „ID Wallet“ hat sich die Bundesregierung jedoch offenbar verzettelt. Besser wäre es gewesen, die bereits bestehende eID nutzerfreundlicher zu gestalten.
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