
Designer-Toilette zum Luxuspreis
182.000 Euro für zwei WCs und einen Lagerraum
Was ist passiert?
Eckernförde (SH). Am Borbyer Ufer des Eckernförder Hafens stand ein denkmalgeschütztes kleines Reetdachgebäude, das einen Kiosk und eine öffentliche Toilette beherbergte. Im Juni 2018 wurde es durch Brandstiftung zerstört. Beim Wiederaufbau gab es jedoch Probleme, weil die aktuellen Bauvorschriften anzuwenden waren; in dem kleinen Häuschen ließen sich zudem – zusätzlich zum Kiosk – keine barrierefreien Toiletten mehr unterbringen.
Deshalb entschied die Stadt, die WCs und einen Lagerraum in ein eigenständiges Gebäude auszulagern. Für dieses Vorhaben mussten der Denkmalschutz und die Gartendenkmalpflege ihre Zustimmung erteilen. Den Experten war dabei wichtig, dass der Neubau nicht im selben Stil wie der Kiosk errichtet wird, um nicht die Blicke vom denkmalgeschützten Gebäude abzulenken.
So entwarf ein renommierter Architekt einen „ruhigen Kubus“, der „in seiner Duplizität des Kiosks einen Schatten des denkmalgeschützten Gebäudes“ darstelle. Herausgekommen ist ein fensterloses Gebäude mit Holzverschalung, das mit seinen Abmessungen von 6,67 m mal 3,18 m in etwa einem Überseecontainer entspricht. Und weil das neue Sanitärhäuschen im Überflutungsgebiet der Ostsee liegt, musste es auf Pfählen gegründet werden und statisch Sturmflutwellen trotzen können.
Alles in allem kostete der Neubau 182.000 Euro für 21,21 qm Grundfläche. Das ergibt einen stolzen Quadratmeterpreis von fast 8.600 Euro, für den an anderer Stelle Luxusvillen errichtet werden. Ein einfach verkleideter Sanitärcontainer für geschätzte Kosten von höchstens 30.000 Euro hätte wohl auch die Anforderungen der Denkmalpflege erfüllt, weil auch er die Blicke nicht vom Reetdachhäuschen abgelenkt hätte.
Foto: BdSt Schleswig-Holstein e.V.

Alternative Investition
Für 180.000 Euro hätte man 6 moderne barrierefreie Toilettenanlagen errichten können.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Moderne barrierefreie Toilettenanlagen sind für ein Ostseebad unverzichtbar. Doch die gibt es auch für einen Bruchteil der Kosten.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Lieber Herr Kersten, leider wird so zusätzlich nochmal Futter in die Diskussion "Barrierefreiheit ist teuer" gegeben...
Aus dem Text wird deutlich, dass wir die Barrierefreiheit nicht kritisieren und diese auch nicht für die horrenden Kosten verantwortlich ist. Im Gegenteil: Wir sprechen uns ausdrücklich für moderne barrierefreie Toilettenanlagen aus.
Liebe Schwarzbuchschreiber, ein einfacher Container hätte es eben nicht getan, da er den Blick ganz massiv von dem Kiosk ablenkt und sich dann jeder über das hässliche Ding aufregt.
Ob 180000 aber wirklich haben sein müssen ist eine gute Frage, ist der Lagerraum wenigstens gekühlt ?
Liebe Schwarzbuchseher,
warum auch einen einfachen Container hinstellen - nun schaut jeder und jeder hin auf den ruhigen Schattenwurf des denkmalgeschützten Gebäudes, der visuell darauf gestoßen wird, wo die 180.000 Euros nur geblieben sein mögen ;-))
Bei dem Lagerraum handelt es sich nicht um eine Kühlzelle.