
Designer-Büro für City-Beraterin
Hamburg spendiert seiner Innenstadt-Koordinatorin einen schicken Glaspalast. Allein der Umbau kostete 350.000 Euro
Was ist passiert?
Hamburg. Mitten in der Innenstadt, einen Steinwurf von Rathaus und Alster entfernt: Repräsentativ ist die Adresse von Hamburgs Innenstadt-Koordinatorin auf jeden Fall. Der Preis für 180 qm, verteilt auf zwei Ebenen, ist entsprechend üppig: Rd. 7.000 Euro Miete soll die Stadt laut Medienbericht pro Monat zahlen, macht bei drei Arbeitsplätzen gut 2.300 Euro pro Person. Der Mietvertrag läuft bis September 2025. Der Vermieter freut sich also über 154.000 Euro Steuergeld. Mit Hinweis auf „unsere Verhandlungsposition sowie zur Wahrung der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse von Vertragspartnerinnen und -partnern“ mochte die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen diese Zahlen weder bestätigen noch dementieren.
Die vom Bürgermeister persönlich berufene Innenstadt-Koordinatorin soll sich Gedanken über die Zukunft der City machen. Sie soll konkrete Ideen liefern, um Hamburgs Innenstadt vor Leerstand zu bewahren. Nun hat sie quasi selbst eine riesige Fläche gerettet – nämlich mit ihrem eigenen Büro und ganz viel Steuergeld. Aber ob das auch im Sinne ihres Arbeitsauftrags war?
Zu Recht stellt sich auch die Frage, warum es ausgerechnet diese edle Adresse sein musste? Allein der Umbau der Geschäftsstelle verschlang 350.000 Euro. Immerhin dachten die Planer dabei nachhaltig: Die farbigen Glasscheiben wurden quasi recycelt. Aber dann wird’s doch wieder nobel: Sie stammen aus einem Pop-up-Pavillon der Luxusmarke Louis Vuitton.
Diejenigen, die sich diese Geschäftsstelle ansehen möchten, müssen flexibel sein, denn für kundenfreundliche Öffnungszeiten reichte das Budget nicht mehr. Die Geschäftsstelle ist nur vier Stunden am Tag geöffnet. Die Frage, wie viele Personen das Angebot tatsächlich nutzen und mit Vorschlägen in die Geschäftsstelle kommen, beantwortete die Pressestelle der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen nicht. Da darf man gespannt auf die Abschlusspräsentation sein.
Das Projekt – es trägt übrigens den Titel „Verborgene Potenziale – Für ein lebendiges und resilientes Hamburger Zentrum“ – kostet für drei Jahre 6,5 Mio. Euro Fördergeld (4,8 Mio. Euro übernimmt der Bund und 1,7 Mio. Euro Hamburg). Nach Ablauf der Förderung ist nicht ausgeschlossen, dass das Luxus-Büro weiter bestehen bleibt. „Die Geschäftsstelle hat bisher sehr gute Resonanz gefunden, sodass eine Fortsetzung zumindest wünschenswert erscheint“, hieß es auf Anfrage seitens der Behörde. Doch auf welchen Daten diese Aussage beruht, ist nicht klar, denn laut Pressestelle gibt es ja keine Statistik über die Besucherzahlen.
Foto: Sascha Mummenhoff
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Die Hamburger Innenstadt benötigt dringend einen Neustart. Aus diesem Grund ist es absolut legitim, dass eine Innenstadt-Koordinatorin eingesetzt wird. Wir bezweifeln aber, dass die dafür zur Verfügung stehenden Mittel hier tatsächlich sinnvoll eingesetzt werden. Statt in noblen Räumen zu residieren, sollte das Geld besser in Projekte fließen, die Kunden und Touristen in die Stadt locken. Auf gar keinen Fall darf das Luxus-Büro über 2025 hinaus weiter angemietet werden.
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