
„Cooles“ Wasserspiel erhitzt die Gemüter
Corona-Hilfe wird für Wasserspiel eingesetzt
Was ist passiert?
Neukirchen-Vluyn (NRW). Der Vluyner Platz wurde bereits 2015/16 neu gestaltet. Dabei hatte man allerdings nur unzureichend an Bäume und andere Schattenspender gedacht. Im Sommer schmorten deshalb die Bürger auf dem schattenarmen Platz. Jetzt wurde nachgerüstet: Der Platz hat ein Wasserspiel bekommen, das an heißen Tagen für Kühlung auf der weitgehend versiegelten Fläche sorgen soll.
Im Rahmen der Neugestaltung sah der damalige Ausbaubeschluss vor, ein Wasserspiel einzurichten. Der Heimat- und Verkehrsverein Vluyn wollte sich engagieren, doch dann zog er das Angebot für viele überraschend zurück. Da die finanzielle Lage der Stadt aber bisher den Bau nicht möglich machte, musste die Bürgerschaft lange auf die Umsetzung warten.
Die Stadt erklärt auf Anfrage des BdSt NRW: „Der Vluyner Platz besitzt nur wenige Bäume ohne große Schattenwirkung. Der Platz heizt sich daher im Sommer an einigen Stellen auf. [...] Das gewählte Fontänenfeld soll […] für einen „coolen“ öffentlichen Raum sorgen. Die gewählten Fontänen sind begeh- und überfahrbar und gewähren damit Barrierefreiheit sowie im Notfall Zugang zu allen Gebäuden.“
Im Rahmen der Corona-Hilfe des Landes NRW 2021 tauchte eine Möglichkeit auf, dass die Fontänen sprudeln konnten: Das Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“ im Rahmen der Corona-Hilfe ermöglichte durch eine 100-prozentige Förderung sowohl ein Fontänenfeld am Südende des Platzes als auch eine Begrünung mit Großsträuchern. Die Bedingung: Die Fördersumme von 200.000 Euro musste im ersten Halbjahr 2022 in Anspruch genommen und die Maßnahme samt Ausschreibung, Planung und Bauausführung sofort umgesetzt werden.
Doch was hat ein Wasserspiel mit der Corona-Hilfe zu tun? Die Stadt schreibt dazu: „Das Land fördert mit dem Sonderprogramm ,Klimaresilienz in Kommunen‘ im Rahmen der Corona-Hilfe nicht nur die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen, sondern auch die Wirtschaft, die während der Corona-Pandemie stark gelitten hat. Aufgrund des hohen Landesinteresses können Zuwendungsempfänger nach den gesetzlichen Möglichkeiten mit einer Förderquote von bis zu 100 % gefördert werden. Es handelt sich um ein kurzfristiges Förderprogramm, sodass die Fertigstellung bis zum 30. April 2022 erfolgen muss.“
Bei der Antragstellung zur Förderung ging man noch von rund 220.000 Euro Gesamtkosten für das Wasserfontänenfeld aus, genauer: von 180.000 Euro Baukosten und von 40.000 Euro für Planungsleistungen. Doch schon das günstigste Angebot lag höher: 240.000 Euro für die Tiefbauarbeiten und Wassertechnik zuzüglich rund 52.000 Euro für die Planungsleistungen. „Der enge Zeitrahmen wird zu höheren Kosten führen“, mutmaßte die Verwaltung schon bei der Planung.
Und richtig: Ende Juni 2022 war die Installation fertiggestellt und kostete 292.000 Euro, davon stammen 220.000 Euro aus Fördermitteln. Die Differenz von 72.000 Euro muss die Stadt selbst aufbringen. Außerdem wurden vier Pflanzkübel mit Sitzbänken aufgestellt. Kosten: rund 29.000 Euro aus Fördermitteln. Die Stadt rechnet außerdem mit jährlichen 4.000 Euro Kosten für Wartung und Funktionskontrolle des Wasserspiels.
Foto: Janine Bergendahl
Alternative Investition
Für 72.000 Euro könnte Neukirchen-Vluyn die städtischen Zuschüsse für die Sportförderung und die Sportstätten für 2 Jahre zahlen.
Der Bund der Steuerzahler meint
Es ist erstaunlich, dass bei der Neugestaltung einer komplett versiegelten Fläche die Schattenplätze schlicht vergessen wurden. Dass Fördermittel solche Fehlplanungen richten sollen, ist eine gängige Vorgehensweise. Dass dabei auch eine Wasserfontäne aus Corona-Hilfen bezahlt wird, zeigt, wie sehr sich Begründungen zurechtgelegt werden, wenn es darum geht, das Geld der Steuerzahler auszugeben.
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