
BdSt-Kritik stößt neue Prozesse an
In Nürtingen sorgt die im Schwarzbuch geäußerte Brücken-Kritik für ein Umdenken
Was ist passiert?
Nürtingen (BW). Sie war ein klassisches Negativbeispiel, wie mit Steuergeld umgegangen wird: die Tiefenbachbrücke in Nürtingen. Der Bund der Steuerzahler berichtete in seinem Schwarzbuch darüber.
Nicht wenige in der Neckarstadt hatten sich von Anfang an darüber gewundert, dass aus dem 1,30 m breiten Holzsteg nun für Fußgänger und Radfahrer eine 2,50 m breite und 10 m lange Aluminiumbrücke mit komplett neuem Unterbau werden sollte. Kostenpunkt: stolze 260.000 Euro.
Das Unverständnis für diese üppige Lösung der Brückensanierung wurde größer, als schnell klar wurde, dass diese Kosten nicht einmal annähernd zu halten sein würden. Ein Grund war, dass das Aushubmaterial nicht mit dem Baugrundgutachten übereinstimmte, sodass nachgerüstet werden musste – und auch die plötzliche Erkenntnis, dass der Aushub belastet war und damit teuer entsorgt werden musste. Das ließ die Kosten nach oben schnellen, sodass am Ende 330.000 Euro für die neue, über den schmalen Tiefenbach führende Brücke zu Buche schlugen. Die Bauexperten des Nürtinger Gemeinderats kritisierten, dass bereits für 50.000 bis 80.000 Euro eine gute und absolut ausreichende Überquerung hätte gebaut werden können.
Diese extrem teure Brückensanierung sorgte am Ende allerdings auch für etwas Positives: Die Stadt Nürtingen reagierte auf die Kritik des Steuerzahlerbundes. Nachdem sich herauskristallisierte, dass es im Gemeinderat Bestrebungen gab, mehrere Projekte im Stadtgebiet, die in vergangenen Jahren aufgrund stark gestiegener Kosten für Kontroversen gesorgt hatten, auf den Prüfstand zu stellen, machte auch die Verwaltung klar, dass diese Projekte aufgearbeitet werden sollen, um aus Fehlern zu lernen.
Auch Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich machte in einem Interview im Verbandsmagazin „Der Steuerzahler“ deutlich, dass die Gründe für die Kostensteigerung bei der Tiefenbachbrücke genau untersucht würden: „Getreu der Devise, mit eigenem Geld geht man vorsichtig um, mit ,fremden’ Steuergeldern umso mehr“, so Fridrich.
Die BdSt-Kritik im Schwarzbuch hat auch zur Folge, dass sich in Nürtingen bei größeren Bauprojekten einiges ändern soll. „Mir geht es auch darum, Prozesse noch stringenter zu organisieren. Daher nimmt zum Beispiel bei der Tiefenbachbrücke eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Gemeinderatsmitgliedern die Vorgänge nochmals genau unter die Lupe und präsentiert dann dem Gemeinderat gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge, über die das Gremium dann abstimmen kann“, kündigte OB Fridrich im Gespräch mit dem BdSt an. Ein Hauptaugenmerk will das Nürtinger Stadtoberhaupt künftig bei Projekten zum Beispiel auf eine schnellere Abwicklung legen: „Ein wichtiger Kostenfaktor ist auch die Zeit.“
Foto: Daniel Bilaniuk

Der Bund der Steuerzahler meint
Wenn in Nürtingen die Gründe für Kostensteigerungen bei bisherigen Bauprojekten gesucht werden, damit bei kommenden Projekten diese Fehler nicht mehr gemacht werden, hat die Kritik des Bundes der Steuerzahler große Wirkung erzielt.
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