Bauindustrie will Landes-App nicht nutzen
Fehlende Abstimmung verteuert neue Bau-App
Was ist passiert?
Baden-Württemberg. Um den Straßenbau und das Straßenverkehrsmanagement künftig möglichst effizient gestalten zu können, setzt man im baden-württembergischen Verkehrsministerium zunehmend auf den Einsatz digitaler Technik. So entwickelt das Ministerium derzeit eine App, die „es den Bauleitern und Bauleiterinnen der Straßenbauverwaltung ermöglicht, effizient zu arbeiten und Mängel in der Bauausführung rechtzeitig zu erkennen“, wie es aus dem Verkehrsministerium auf Anfrage des Bundes der Steuerzahler Baden-Württemberg hieß.
Mit einer sogenannten Integrator-App soll sichergestellt werden, dass beim Straßenbau von der richtigen Asphaltmischung, der Schichtdicke bis zur Vernetzung aller beteiligten Unternehmen ein Rädchen ins andere greift. Auf den ersten Blick ein nachvollziehbares Ziel, das das Ministerium mit der für voraussichtlich 200.000 Euro eigens entwickelten „Integrator-App“ erreichen möchte.
Einen dicken Strich durch diese Vorstellung machten aber die Unternehmen der Bauindustrie, die mit den Plänen des Landes so gar nicht einverstanden waren. Die Stuttgarter Nachrichten zitierten aus einem Positionspapier des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, in dem große Bedenken hinsichtlich der von der Integrator-App übermittelten Daten geäußert wurden. Der Einsatz sei in der vom Ministerium geplanten Form nicht verhältnismäßig, hieß es dort. Man befürchte durch die App einen massiven Eingriff in die Datensouveränität der Bauunternehmen und ihrer Partner und ist sich sicher, auch mit anderen Mitteln Qualität im Straßenbau erreichen zu können.
Auch sieht der Branchenverband durch eine Nutzung der „Integrator-App“ die Gefahr, dass sich die Unternehmen zur Preisgabe von Betriebsgeheimnissen gezwungen sehen könnten.
Wie es mit der vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebenen Bau-App jetzt weitergeht, ist offen. Es finden Gespräche mit der Bauindustrie statt, um das Projekt voranzubringen, teilt das Verkehrsministerium auf Anfrage des Bundes der Steuerzahler mit.
Es ist somit zu befürchten, dass es im Zuge von zahlreichen App-Nachjustierungen am Ende nicht bei den Entwicklungskosten von rund 200.000 Euro bleiben wird.
Foto: Daniel Bilaniuk
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Das Verkehrsministerium hätte sich im Vorfeld der Entwicklung der „Integrator-App“ mit der Bauindustrie austauschen sollen. Weil das nicht geschah, besteht jetzt die Gefahr, dass sich die bisherigen Kosten deutlich erhöhen oder die Ausgaben sogar ganz ohne Nutzen sein werden.
Spenden Sie für unsere Arbeit!
Als gemeinnützige Organisation sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen um Steuergeldverschwendungen wie diese aufzudecken. Unterstützen Sie uns mit einer kleinen Spende damit wir weiterhin Steuergeldverschwendung aufdecken können.
Kommentare und Antworten
Sei der Erste, der kommentiert