
Autobahn-App mit fraglichem Nutzen
1,2 Mio. Euro teure App kommt bei Nutzern nicht gut an
Was ist passiert?
Bund. Mit der „Autobahn-App“ sollen die Autofahrer ihr Ziel schnellstmöglich erreichen. Zu den Kernfunktionen der im Juli 2021 vorgestellten Anwendung gehören laut bundeseigener Autobahn GmbH u. a. das Anzeigen von Verkehrsmeldungen, E-Ladestationen sowie von Rast- und Parkplätzen. Zudem besteht Zugriff auf mehr als 1.000 Webcams an den Strecken. Erstmals, so die Autobahn GmbH, gebe es mit dieser App Informationen über Verkehr, Infrastruktur und weitere Daten rund um die deutschen Autobahnen, gebündelt in einer Anwendung.
Für die Entwicklung der App wurden rund 1,2 Mio. Euro ausgegeben, hinzu kamen rund 11.000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit. Über die laufenden Kosten der App allerdings gibt die Autobahn GmbH keine konkrete Auskunft. Auf unsere Anfrage teilte ein Sprecher lediglich mit, dass die Betriebskosten „in Abhängigkeit vom Dienstleister flexibel“ seien. Das mag sachlich richtig sein, ist aber enttäuschend für ein Unternehmen, das angetreten war, die teure Mischfinanzierung zwischen Bund und Ländern durch zentralisiertes Know-how zu beenden.
Enttäuscht sind offenbar auch viele Nutzer. Zwar ist die Zahl der Downloads gestiegen – von rund 180.500 Ende Juli 2021 auf rund 400.000 bis Anfang September, aber die Zahl der aktiven Nutzer ist in diesem kurzen Zeitraum eingebrochen: von rund 130.000 täglichen Nutzern auf rund 14.000. Im Apple-App-Store bekam die Anwendung Anfang September eine durchschnittliche Bewertung von 1,9 von 5 möglichen Sternen im App-Store von Google waren es sogar nur 1,8 von 5. Viele Nutzer kritisieren, dass die Anwendung schlecht zu nutzen oder ähnliche Leistungen bereits in anderen Apps zu finden seien.
Dabei wirbt die Autobahn GmbH damit, dass die App-Nutzer Informationen auf „Grundlage exklusiver Daten“ bekämen. Auf Nachfrage des BdSt stellt sich aber heraus: Die Daten stehen nicht nur der Autobahn-App bereit, sondern, wie ein Sprecher der Autobahn GmbH erklärt, auch den Entwicklern anderer Anwendungen. Dass öffentlich erhobene Daten auch öffentlich zur Nutzung bereitgestellt werden, ist zwar ein guter Ansatz mit großem Innovationspotenzial. Allerdings stellt sich die Frage, warum eine weitere App für den gleichen Zweck programmiert wurde – und das auch noch mit Steuergeld. Denn: Wenn die bereitgestellten Informationen tatsächlich einen Mehrwert bieten, ist davon auszugehen, dass sie in bereits etablierte Apps privater Anbieter integriert werden. Eine zusätzliche staatliche Autobahn-App braucht es also nicht.
Foto: Philipp Behm

(Foto: Philipp Behm)
Der Bund der Steuerzahler meint
Dass die Autobahn GmbH ihre Daten für andere Entwickler zur Verfügung stellt, ist ein guter Ansatz. Fraglich ist jedoch, ob dann noch eine eigens entwickelte App notwendig ist, die die Steuerzahler mehr als 1,2 Mio. Euro gekostet hat. Hinzu kommt, dass deren Betrieb weitere Kosten verursacht und sie bei den Nutzern offenbar nicht gut ankommt.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Hier ist jeder Kommentar überflüssig - so wie ein Grossteil der App's, die "entwickelt" werden. Jeder Depp entwickelt 'ne App - warum gibt es dafür Steuergeld?