
Streit um Sitzbänke an der Trave
Falsch angebrachte Rückenlehnen und hohe Kosten sorgten für Sitzbank-Ärger
Was ist passiert?
Lübeck-Travemünde (SH). An der Westseite der Travemündung wollte die Lübeck Port Authority den Vorplatz attraktiver gestalten. Dazu wurden fünf neue Sitzbänke für insgesamt rund 31.000 Euro netto errichtet. Doch die ersten Nutzer beschwerten sich: Bei drei Bänken war die Rückenlehne so montiert, dass man nicht auf den Fluss, sondern auf die wenig attraktiven Hinterhäuser der anliegenden Bebauung schaute. Es stellte sich heraus: Das war genau so beabsichtigt – der Hafenbetreiber hatte es nämlich den am Ufer liegenden Sportbootsbesitzern nicht zumuten wollen, von den Sitzbänken aus in ihre Kajüten zu schauen. Dieser „Schildbürgerstreich“ wurde unter anderem in verschiedenen satirischen Beiträgen im Fernsehen aufgegriffen. Um diese Kritik verstummen zu lassen, wurden die Rückenlehnen kurzerhand ganz entfernt. Doch auch das gefiel den Spaziergängern nicht, sodass sich letztlich die Lübecker Bürgerschaft mit dem Thema beschäftigte und beschloss, wieder Rückenlehnen zu montieren – diesmal mit Blick aufs Wasser. Das ganze Hin und Her kostete rund 2.000 Euro sowie zahlreiche Vermerke und Arbeitsstunden von Sachbearbeitern.
Wenig besser ging es der Stadt, als sie auf der gegenüberliegenden Flussseite die neu angelegte Priwall-Promenade mit neuen Sitzmöbeln ausstattete. Sage und schreibe 580.000 Euro netto gab man für 29 Bänke aus. Es sollten keine 08/15-Sitzmöbel sein. Mit den Bänken in Schiffsform und ihrer Beleuchtung sollte vielmehr ein Alleinstellungsmerkmal dieser Promenade geschaffen werden. Angeblich ist dies eine Auflage des Förderbescheids über 70 Prozent Kostenbeteiligung aus Regionalfördermitteln. Ohne Frage sind die 4,5 m langen und 1,2 m breiten Bänke mit Rücken- und Armlehnen für bis zu 14 Personen aus Robinien-Kanthölzern ein Hingucker. Doch es kann nicht sein, keine „Standardausstattung“ zu wollen und dies zum Ziel öffentlicher Förderung zu machen – schließlich muss der Steuerzahler für diesen Luxus geradestehen.
Foto: Thomas Krohn

Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Alleinstellungsmerkmale kann man nicht nur mit hohen Kosten erreichen. Bescheidenheit ist auch eine Zier.
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Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Sorry, ich bin anderer Meinung!
Es gibt viel zu wenig schöne öffentliche Bauten und Bauteile. Es muß gerade in hochwertigeren Arealen auch schöne Bänke/Außenanlagen geben.