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  • Schleswig-Holstein
  • Teure Fehler
09.10.2024

Untaugliche Solarfähre wieder stillgelegt

Weil die neue Solarfähre nicht fährt, musste die Vorgängerin zurückgekauft werden

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Was ist passiert?

Missunde (SH). Die Schlei ist ein 42 km langer Meeresarm der Ostsee, der – bei Schleswig – fast bis in die Mitte des Landes reicht. An der engsten Stelle der Schlei unterhält der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) eine Fähre, die sich mit Motorkraft an einem im Wasser liegenden Seil von einem zum anderen Ufer zieht. Der Betrieb ist verpachtet. 

Die bislang eingesetzte Fähre „Missunde II“ war nach 21 Betriebsjahren marode. Die maximale Zuladung von 22,5 t musste daher aus Sicherheitsgründen zuletzt auf 7,5 t reduziert werden. Auch das sogenannte Fährzeugnis, vergleichbar mit dem TÜV-Stempel beim Auto, war abgelaufen. Um ein neues Zertifikat zu bekommen, wären Reparaturen im geschätzten Umfang von 1,8 Mio. Euro notwendig geworden. Nach der Machbarkeitsstudie eines Ingenieurbüros entschied der Landesbetrieb, eine neue Fähre zu bauen.

Mit dem alten Boot waren pro Jahr im Schnitt 120.000 Fahrzeuge sowie 50.000 Fahrräder befördert worden. Gewünscht wurde nun eine größere Transportkapazität, um auch Reisebussen und Landwirtschaftsgespannen große Umwege zu ersparen. So wurde – in Abweichung von der Machbarkeitsstudie – eine größere Fähre projektiert, die eine maximale Zuladung von 45 t tragen kann. Außerdem hat sich das Land Schleswig-Holstein zum Ziel gesetzt, das erste „klimaneutrale Industrieland“ Deutschlands zu werden. Deshalb sollte anstelle eines Dieselmotors ein rein elektrischer Antrieb mit Solarzellen gebaut werden. Diese Kombination gab es bislang in Deutschland nicht.

Heute wissen wir, dass das Experiment gründlich ins Wasser gefallen ist. Zuerst führten Lieferengpässe zu Bauverzögerungen bei der rd. vier Mio. Euro teuren neuen Solarfähre. Dann mussten die Anleger auf beiden Seiten für die höheren Lasten und größeren Abmessungen angepasst werden.

Ende Januar 2024 wurde die neue Solarfähre unter großem Medienrummel getauft – doch schon bei den ersten Probefahrten stellte sich heraus, dass die neue Fähre bei stärkeren Winden und Strömungen nicht sicher fährt. Das Solardach wirkt nämlich wie ein Segel, und der größere Rumpf dreht sich bei der Überfahrt aus dem Kurs, sodass ein Anlegen nicht mehr möglich ist – offenbar ein Konstruktionsfehler des für die bestehenden Bedingungen zu großen Schiffs.

So musste das Vorgängermodell wieder reaktiviert werden. Diese Fähre hatte das Land für 21.000 Euro verkauft – der Käufer gab es nun zum fünffachen Preis (113.000 Euro) an den LKN zurück. Hinzu kamen Reparaturkosten von rd. 50.000 Euro. 

Wie es mit der neuen Solarfähre weitergeht, ist derzeit nicht absehbar. Im Sommer ging man davon aus, dass ein Einsatz nach erheblichen Änderungen an der Konstruktion frühestens Ende 2025 möglich sein wird. Die Kosten des Umbaus sind noch nicht ermittelt.

Foto: LKN Schleswig-Holstein

Alternative Investition

Mit vier Mio. Euro kann man eine neue Kindertagesstätte für vier Gruppen inkl. Außenanlagen errichten.

Der Bund der Steuerzahler kritisiert

Mit den Plänen für die futuristische Solarfähre ist der LKN deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Warum man sich nicht an die Abmessungen der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie gehalten hat, ist ein Geheimnis. So sind mehr als vier Mio. Euro buchstäblich ins Wasser geworfen worden.

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Autor des Artikels

Rainer Kersten

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Bemerkungen :

  • user
    Stefan Höfelmeier 11/10/2024 um 08:05

    Regreß? Politische Konsequenzen? Wahrscheinlich Fehlanzeige...In diesem Land kann offensichtlich ganz ungeniert von unseren gewählten Vertretern Geld des Steuerzahlers verbrannt werden, ohne dass manchen die Leviten liest...Wäre in der freien Wirtschaft nicht möglich, da rollen sofort Köpfe...Dann noch der Rückkauf der Fähre zum 5fachen Verkaufspreis - da lachen ja die Hühner...
  • user
    Jan Kunstmann 09/10/2024 um 16:48

    Eine wirklich peinliche Geschichte, die bundesweit für Aufsehen sorgte. Dass den Verantwortlichen ihr Fehlverhalten – nämlich die alte Fähre zu verkaufen, bevor die neue in Betrieb genommen werden konnte – nicht disziplinarisch angekreidet wird, ist unverständlich. Nun soll der Entwickler zur Rechenschaft gezogen werden. Besonders leid tut mir der Pächter der Fähre Missunde, der nun ohne Einnahmen dasteht.